Soziales 2024: Marburg als „Soziales Herz Deutschlands“

Im Jahr 2024 ist die soziale Ungleichheit in Deutschland weiter gestiegen. Insbesondere bei der Entwicklung von Lebensmittelpreisen und Mieten isst das für viele Menschen fatal.
Erstmals hat die Universitätsstadt Marburg im September 2024 einen qualifizierten Mietspiegel veröffentlicht. Der Immobilienmarktbericht für 2023 weist steigende Kaufpreise für Häuser und Eigentumswohnungen aus, während unbebaute Grundstücke sich leicht verbilligt haben. Der „Runde Tisch preiswerter Wohnraum“ hat im Juni getagt und die prekäre Situation auf dem Wohnungsmarkt besprochen sowie sich für die Erstellung des qualifizierten Mietspiegels ausgesprochen.
Über Deutschland hinaus gilt Marburg als „Stadt der Blinden“. Deswegen sinnd Delegationen aus England und aus Südkorea im Dezember und November angereist, um sich in der mittelhessischen Universitätsstadt über die behindertenpolitischen Aktivitäten der Universitätsstadt Marburg zu informieren. Betroffene Bürgerinnen und Bürger Marburgs hingegen sehen noch viel Handlungsbedarf zur Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen in Marburg.
Für sein jahrzehntelanges Engagement zugunsten einer gleichberechtigten Teilhabe behinderter Menschen am gesellschaftlichen Leben wurde der seh- und hörbehinderte Inklusions-Aktivist Ottmar Miles-Paul am Montag (4. Juni) mit dem Marburger Leuchtfeuer 2024 ausgezeichnet. Die – sehr persönlich gehaltene – Laudatio mit einem umfassenden Rückblick auf gemeinsame Erfolge in der Sozialpolitik hielt die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die wenige Tage später ihren Rückzug aus dem Amt bekanntgab. Bereits am Donnerstag (2. Mai) hatte Miles-Paul im Vila Vita Hotel „Rosenpark“ aus seinem Kriminalroman „Zündeln an den Strukturen“ gelesen.
Der Leuchtfeuer-Preisträger Amnon Orbach ist am Sonntag (18. August) im Alter von 94 Jahren gestorben. Jahrzehntelang war er „das Gesicht der jüdischen Gemeinde“ in Marburg. ‚Für seine Verdienste um jüdisches Leben in Marburg und einen interreligiösen Dialog von Christen, Muslimen und Juden hatten die Stadt Marburg und die Humanistische Union (HU) ihm am 22. Mai 2022 das „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“ verliehen.
Für ihr Engagement bei der Marburger Tafel wurde deren langjährige Vorsitzende Rita Vaupel am Freitag (9. Februar) mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Der Landkreis ehrte die „Mutter der Marburger Tafel“ am Dienstag (5. November) mit dem „Kreislöwen“.
Zahlreiche weitere Auszeichnungen wie auch die Vergabe der EhrenamtsCard gleich zweimal im Jahr belegen, dass soziales Engagement in Marburg durchaus weit verbreitet ist. Das sollte allen Menschen Mut machen, sich selber auch für das Gemeinwohl und ein solidarisches Miteinander in Marburg einzusetzen. Schließlich muss die Stadt ihrem Ruf als „Soziales Herz Deutschlands“ immer wieder von Neuem gerecht werden.

* Franz-Josef Hanke

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