Über Mietpreise in Marburg gibtkünftig ein qualifizierter Mietspiegel Auskunft. Das hat die Stadt am Mittwoch (11. September) mitgeteilt.
Der erste qualifizierte Mietspiegel der Universitätsstadt Marburg basiert auf einer umfassenden Datenerhebung und Zusammenarbeit verschiedener Akteure. Er bietet eine Orientierung für Mietende und Vermietende über das Mietniveau der vergangenen sechs Jahre und wird für die nächsten zwei Jahre gültig sein.
Die ortsübliche Vergleichsmiete – die Grundlage für den Mietspiegel – setzt sich aus Mieten zusammen, die in den vergangenen sechs Jahren neu vereinbart oder angepasst wurden (ohne Berücksichtigung von Betriebskostenerhöhungen). Der Mietspiegel gilt für Wohnungen und vermietete Häuser auf dem freien Markt mit Wohnflächen zwischen 20 und 150 Quadratmetern. Ausgenommen sind preisgebundene Wohnungen wie Sozialwohnungen, Wohnheime oder Räume, die nur vorübergehend vermietet werden.
Die Daten für den Mietspiegel wurden Anfang 2024 gesammelt: Im Januar und Februar erhielten 3.000 Mieterinnen und Mieter die Fragebögen zu ihren. Im März und April wurden dann auch Fragebögen an die Vermieter verschickt. Die Fragen wurden gemeinsam mit dem Arbeitskreis Mietspiegel erarbeitet, in dem Vertreterinnen und Vertreter des Mietervereins Marburg und Umgebung, Haus & Grund Marburg-Biedenkopf, verschiedene Wohnungsbaugesellschaften sowie städtische Fachdienste beteiligt waren.
Das „Institut für Wohnen und Bauen“ (ALP) wertete die Daten im Auftrag der Stadt Marburg aus und stellte die Ergebnisse im Juni dem Arbeitskreis vor. Aufkommende Fragen wurden besprochen und das ALP erstellte daraufhin einen Entwurf für die Mietspiegelbroschüre, der den Mitgliedern des Arbeitskreises zur Überprüfung geschickt wurde.
Im Juli haben der Marburger Mieterverein und Haus & Grund Marburg-Biedenkopf den Entwurf schriftlich bestätigt. Damit ist dieser Mietspiegel unter den vorgegebenen Voraussetzungen der erste qualifizierte Mietspiegel für Marburg und gilt für zwei Jahre. Danach muss er aktualisiert und nach vier Jahren komplett neu erstellt werden.
Die Mietspiegel-Broschüre der Stadt Marburg enthält Informationen zur Anwendung, eine Erklärung zur Mietpreisgestaltung und -erhöhung sowie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Ermittlung der ortsüblichen Vergleichsmiete. Diese Vergleichsmiete wurde für Marburg anhand einer Umfrage unter Mietenden und Vermietenden ermittelt. Dabei wird die Basismiete in Abhängigkeit von der Wohnfläche bestimmt, und es gibt Zu- und Abschläge für besondere Merkmale wie Lage, Ausstattung und Baujahr. Die genauen Zu- und Abschläge sind in Tabellen festgelegt und berücksichtigen unter anderem die Lage der Wohnung im Stadtgebiet und die Ausstattung der sanitären Einrichtungen.
„Wir freuen uns über die Fertigstellung des ersten qualifizierten Mietspiegels für Marburg“, betonte Stadtrat Dr. Michael Kopatz. „Wir wollen jedoch auch darauf hinweisen, dass die Kriterien der Datenerhebung dazu führen, dass das im Mietspiegel ausgewiesene Niveau gerade in Städten wie Marburg über der tatsächlichen Durchschnittsmiete aller vermieteten Wohnungen liegen kann.“ Der Grund dafür sei, dass der Mietspiegel – den Bundesvorgaben folgend – lediglich die Neuvermietungen der vergangenen sechs Jahre berücksichtigt.
„In den vergangenen 30 Jahren hat der Wohnraumbedarf je Einwohner um zehn Quadratmeter zugenommen“, berichtete Kopatz. „Das verknappt den verfügbaren Wohnraum zusätzlich und hat damit zwangsläufig Auswirkungen auf die Mietpreise. Auch in Marburg ist es daher schwer, eine Wohnung zu finden.“
Hinzu komme in Universitätsstädten die Konkurrenz von Familien mit Wohngemeinschaften, die für größere Wohnungen mehr Miete aufbringen können. Auch die hohe Fluktuation bei den einzelnen Wohnungs-Vermietungen sei ebenfalls Kennzeichen einer Stadt mit vielen Studierenden. „Insbesondere fehlt es an preiswertem Wohnraum, an Ein- und Zweizimmerwohnungen, aber auch an Wohnraum, den sich auch Familien leisten können, die mit ihrem Einkommen weder Anspruch auf eine geförderte Wohnung haben noch auf Wohngeld, weil sie über der Grenze liegen“, erklärte Kopatz. „Bezahlbarer Wohnraum ist die größte soziale Herausforderung unserer Zeit – auch in Marburg.“
In Gedanken an die Zukunft äußert der Stadtrat auch Bedenken: „Wir hoffen sehr, dass der neue Mietspiegel in Marburg nicht zum Anlass wird, Bestandsmieten zu erhöhen und bezahlbaren Wohnraum in Marburg weiter zu verknappen.“ Nach der Genehmigung durch die Stadtverordnetenversammlung (StVV) soll der Mietspiegel am Montag (16. September) veröffentlicht werden. Ein angeblich barrierefreies PDF der Broschüre findet sich auf bit.ly/MR-Mietspiegel.
* pm: Stadt Marburg