Das Gesicht der Gemeinde: Die Stadt trauert um Amnon Orbach

Marburg trauert um Amnon Orbach. Der Ehrenbürger und Träger des Bundesverdienstkreuzes ist am Sonntag (18. August))im Alter von 94 Jahren gestorben.
Die Stadt Marburg trauert um Amnon Orbach. Mit dem Gründer und jahrzehntelangen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Ehrenbürger der Stadt, Träger des Bundesverdienstordens und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit verliert Marburg einen seiner engagiertesten Streiter für das jüdische Leben und den interkulturellen Dialog in der Stadt. Im Mai 2022 erhielt Orbach für sein Eintreten für interkulturellen und interreligiösem Dialog und Respekt, seinen Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus sowie seinen Einsatz für jüdisches Leben in Marburg das „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“.
„In Ehrfurcht, Dankbarkeit und tiefer Trauer nehmen wir Abschied von einem Menschen, dem wir viel zu verdanken haben und dessen Wirken in unserer Stadt unvergessen bleiben wird“, würdigten Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Elke Neuwohner den verstorbenen Ehrenbürger Orbach im Namen von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung (StVV). „Er war ein Glücksfall für die Stadt Marburg“, sagte Bürgermeisterin Nadine Bernshausen über Orbach. Sie kenne ihn als einen „Mann des Friedens, der Liebe und der Religion“.
Orbach sei als Repräsentant eines wieder sichtbaren jüdischen Lebens in der Stadt Marburg immer für den interreligiösen Dialog ansprechbar gewesen. Konflikten sei er nie aus dem Weg gegangen. Gleichzeitig sei er ein warmherziger Gesprächspartner gewesen.
Orbach kam im Jahr 1982 nach Marburg. „Und von Beginn an lag ihm der Wiederaufbau einer aktiven Jüdischen Gemeinde am Herzen“, heißt es im Nachruf von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung. Orbach war jahrzehntelang Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde und bis zu seinem Tod Ehrenvorsitzender.
Durch seinen unermüdlichen Einsatz hat er in erheblichem Maße dazu beigetragen, das jüdische Leben, die Traditionen und den Glauben in Marburg wiederzubeleben. „Die Vermittlung des jüdischen Glaubens an die Marburger Bevölkerung – aber auch über die Grenzen der Stadt hinaus – lag ihm dabei besonders am Herzen“, erklärten Oberbürgermeister Spies und Stadtverordnetenvorsteherin Neuwohner für die Stadt. „Er hat durch seine offene, ausgleichende und freundliche Art dazu beigetragen, Toleranz und gegenseitiges Verständnis zu schaffen.“
Im Rahmen seiner Tätigkeiten als Mitglied und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit hat Orbach beharrlich für ein besseres Verständnis des Judentums sowie der politischen Situation in Israel geworben.
Im Jahr 2005 wurde die neue Synagoge der Jüdischen Gemeinde im Marburger Südviertel eingeweiht, die wesentlich auf das Engagement und die Überzeugungskraft Orbachs zurückgeht. Damit konnte das Gemeindeleben weiter ausgebaut werden. Ferner gab es damit einen Raum für Veranstaltungen, die die Bekanntheit und Akzeptanz der Jüdischen Gemeinde auch über die Grenzen Marburgs hinaus förderten.
„Dies drückte sich auch in seinem vielfältigen Engagement und seinen Kontakten zu anderen Religionsgemeinschaften in Marburg aus.“, würdigten Spies und Neuwohner den Verstorbenen. „Das friedliche Zusammenleben aller Religionen und Bevölkerungsgruppen war Amnon Orbach ein besonderes Anliegen.“
Orbach verhalf Marburg im Jahr 2012 zu einem weltweit einzigartigen Ereignis, als nicht nur die Jüdische Gemeinde, sondern auch Marburger Christen und Muslime sowie der Magistrat an der Vollendung der Thorarolle mitgewirkt haben. Das war ein Akt des Zusammenhalts, der in die Geschichte Marburgs eingegangen ist.
„“Sein Denken, sein Handeln, sein Glaube und sein Einsatz für Verständigung waren und bleiben beeindruckend“, erklärten die Vertreter der Stadt Marburg weiter. Amnon Orbach habe Toleranz und Verständigung geschaffen und so wesentlich zu einem respektvollen Zusammenleben und Miteinander aller Religionen in der Universitätsstadt Marburg beigetragen. „Er hat den jüdischen Glauben greifbar gemacht und mit einer ganz besonderen Art gelebt. Wir verlieren mit ihm einen Marburger Bürger, der mit Herz, außerordentlichem Engagement und seiner besonderen Art viel für die Menschen in Marburg bewegt hat.“

* pm: Stadt Marburg