Auf einen reichlichen Geldsegen kann die Stadt Marburg hoffen. Die Gewerbesteuern von Biontech könnten die Einnahmen für 2022 glatt verdoppeln.
Allein im dritten Quartal 2021 hat Biontech einen Umsatz von rund 6,1 Milliarden Euro erzielt. Bei rund 16 Milliarden Umsatz hat das Mainzer Pharma-Unternehmen in den ersten drei Quartalen des Jahres einen Reingewinn von 4,5 Milliarden Euro wirtschaftet. Für die Stadt Marburg ist das „die gute Nachricht der Woche“.
Am Unternehmenssitz der Pharmafirma in Mainz rechnet die Stadtkämmerei dank der nun fälligen Gewerbesteuern für 2022 nun mit einem deutlichen Einnahmeüberschuss anstelle des bislang erwarteten defizits. Angesichts der anstehenden Auffrischimpfungen dürfte dieser Geldsegen auch im Folgejahr weiter anhalten. Rund 200 Millionen Euro Gewerbesteuern erwartet die Stadt Idar-Oberstein vom dortigen Impfstoffwerk.
Für die Impfstoffproduktion in Marbach spekulieren Insider auf Gewerbesteuern bis zu 300 Millionen Euro. Damit lägen sie mit 80 bis 90 Prozent des gesamten Gewerbesteueraufkommens in Marburg höher als alle bislang erwarteten Einnahmen für das Jahr 2022. Ihre Gesamteinnahmen hatte die Stadt zuletzt mit rund 268 Millionen Euro veranschlagt.
„Die Universitätsstadt Marburg erwartet eine erhebliche Verbesserung ihrer Gewerbesteuereinnahmen“, berichtete Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies am Mittwoch (10. November). Konkrete Zahlen könne er, im Gegensatz zu Mainz und Idar-Oberstein, aber noch nicht nennen. Allerdings bezeichnete er die Einnahmen gegenüber dem Hessischen Rundfunk (HR) als „Riesenchance“.
Allerdings wolle die Stadt zurückhaltend mit dem unerwarteten Geldsegen umgehen und erst einmal abwarten, ob die Einahmequelle auch dauerhaft sprudelt. Bis zu 750 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs soll die Marburger Produktionsanlage bei voller Auslastung im Jahr herstellen können. Nach Angaben des Biontech-Firmengründers Prof. Dr. Ugur Sahin arbeitet sein Unternehmen derzeit an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Malaria ebenfalls auf Basis der MRNA-Technologie.
Da Biontech nicht nur an weiteren Impfstoffen, sondern auch an anderen Medikamenten auf Basis der MRNA-Technologie forscht, könnte sich die Impfstoffproduktion im westlichen Marburger Stadtteil Marbach zu einer wahren Goldgrube für die mittelhessische Universitätsstadt entwickeln. Der Firmensitz von Biontech in Mainz residiert offenbar zutreffenderweise „In der Goldgrube“. Zu hoffen bleibt nur, dass der Steuersegen nicht auf Kosten der Menschen in Afrika oder anderen ärmeren Ländern erwirtschaftet wird und auch sie einen bezahlbaren Impfstoff gegen Covid 19 erhalten werden.
* Franz-Josef Hanke
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