2020 war eine harte Bewährungsprobe für die Demokratie. Corona brachte sie manchmal beinahe ins Wanken.
Mit mehreren Allgemeinverfügungen hat der Landkreis Marburg-Biedenkopf auf die Pandemie reagiert. Besonders zu Beginn gab es dabei vereinzelt auch unangemessene Überreaktionen. Gerade sie aber bestärken undemokratische Kräfte wie die sogenannten „Querdenker“, die die Gefährlichkeit des Coronavirus oder gar seine schiere Existenz leugnen.
Wesentlich souveräner war der Umgang der Stadt Marburg mit der Corona-Pandemie. Früh schnürte sie ein umfangreiches Hilfspaket mit sogenannten „Stadt-Geld-Gutscheinen“ und weiteren vorausschauenden Maßnahmen. Neben die Unterstützung von Kunst und Kultur traten auch spezielle Hilfsprogramme zugunsten von Handel und Gewerbe ebenso wie Aktivitäten zum Schutz besonderer Bevölkerungsgruppen vor dem gefährlichen Virus.
Dieser Kurs zahlt sich auch haushalterisch aus. Letztlich bewahrt er die Wirtschaft vor weitreichenden Problemen und die Bevölkerung damit vor einem Verlust ihrer Arbeitsplätze. Gleichzeitig stiftet er eine Stimmung von Solidarität und gemeinsamer Verantwortung füreinander, das in einer Krisensituation lebenswichtig sein kann.
Hart vom Schicksal gebeutelt wurden die beiden Spitzenverantwortlichen in Stadt und Kreis. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies musste sich im Frühjahr einer Krebsoperation unterziehen. Der Landrätin Kirsten Fründt wurde im Sommer erfolgreich ein Hirntumor entfernt.
Unermüdlich engagieren sich beide aber schon wieder für das Wohl der Bevölkerung in der Region. Dabei setzen beide auf mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz.
Wie andere Einrichtungen mussten auch die Schwimmbäder vorübergehend wegen der Pandemie schließen. Diese Zeit hat die Stadt aber sinnvoll genutzt. Die – bereits im Jahr 2019 begonnene – Sanierung des Freizeitbads „Aquamar“ macht Fortschritte.
Mit ihrem „Bildungsbauprogramm“ (BiBaP) hat die Stadt Schulbauten systematisch saniert oder erneuert. Den besonderen Wert der Bildung bekräftigte die Stadt auch mit Initiativen zur Ausstattung mit IPads oder zur Entzerrung der Anfangszeiten des Schulunterrichts.
Eine nachhaltige Verkehrspolitik ist eines der Kernelemente städtischer Zukunftsplanung. Angesichts des rasanten Klimawandels ist mehr Rad- und Fußverkehr in der Innenstadt beinahe zwingend. Hinzu kommt ein weiterer Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) möglichst mit elektrischem Antrieb. Auch wenn die freitäglichen Demonstrationen von „Fridays for Future“ wegen der Pandemie 2020 nicht mehr wie geplant stattfinden konnten, ist das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines weitaus stärkeren Klimaschutzes in Marburg sehr ausgeprägt. Mehrmals gab es in der Stadt auch Demonstrationen gegen die Abholzung des Dannenröder Forsts und des Herrenwalds bei Stadtallendorf zugunsten der geplanten Autobahn A49.
Dem bedrohlichen Klimawandel ebenso wie einer Überlastung der Krankenhäuser wirkt das Feuerwerksverbot an Silvester entgegen, das der Landkreis zum Jahreswechsel erlassen hat. Weniger Feinstaub und weniger Verletzte sowie auch weniger Lärm werden die Jahreswende diesmal zu einem entspannten Vergnügen machen für alle, die ihre Gesundheit, die Umwelt und die Nerven kriegstraumatisierter Mitmenschen schonen möchten. Für sie alle wird 2021 dann hoffentlich wirklich ein „frohes Neues Jahr“.
* Franz-Josef Hanke