Fast 1,5 Millionen Euro „Stadt-Geld“ hat die Corona-Hilfsaktion den Marburger Betrieben beschert. Damit ist das finanzielle Schwergewicht im Hilfsprogramm „Marburg Miteinander“ ein voller Erfolg.
Das „Stadt-Geld“ haben die Marburgerinnen und Marburger in rund 550 Betriebe vor Ort getragen. Dort diente es zur Wiederbelebung von Handel und Gastronomie und damit zur Sicherung tausender Arbeitsplätze für die ganze Region.
„Fast 80 Prozent eingelöstes Stadt-Geld ist laut Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies „ein großer Erfolg und ein tolles Zeichen der Solidarität der Marburger*innen mit unseren Betrieben vor Ort“. Nach sieben Wochen Aktionszeitraum zog der Oberbürgermeister eine positive Bilanz: „Unser Ziel war die Läden, Kneipen, Restaurants, Cafés und Dienstleister*innen in der ganzen Marburger Vielfalt kurzfristig und mit Wucht zu unterstützen. Das hat das Stadt-Geld erfüllt.“
Fast 1,5 Millionen Euro Umsatz machten sie allein durch die Gutscheine. Dazu kommt der Umsatz, den die Kundschaft beim Stadt-Geld-Einkauf noch zusätzlich geschaffen hat. Vorsichtig geschätzt beträgt die erreichte Stärkung der lokalen Wirtschaft durch die Aktion das Dreifache des eingesetzten Stadt-Gelds.
„Das hatten wir gehofft und mit der Aktion bezweckt“, erklärte der Oberbürgermeister. „Vielen herzlichen Dank an alle, die mitgemacht und dabei geholfen haben, unsere Betriebe zu unterstützen und die Jobs für tausende Menschen aus der ganzen Region, die hier arbeiten, zu erhalten!“
Viele von ihnen sind Minijobs, denn Marburg ist eine Universitätsstadt, viele Studierende finanzieren ihre Ausbildung mit Nebenjobs. Im Marburger Hotel- und Gaststättengewerbe sind fast die Hälfte aller Beschäftigten Minijobberinnen und Minijobber, im Handel immerhin noch 30 Prozent.
Gleichzeitig hatte fast jedes dritte der über 300 Handelsunternehmen wegen Corona Kurzarbeit angemeldet. Bei den Hotels und Gaststätten sind es sogar 68 Prozent von 172 Betrieben in der Stadt.
Die Statistik der Marburger Arbeitsagentur zeigt: Corona trifft die regionalen Unternehmen hart. Tausende Arbeitsplätze sind in Gefahr.
Die Stadt unterstützt die lokalen Unternehmen, die wegen Corona schließen mussten, mit mehreren Programmen des Hilfspakets „Marburg Miteinander“. Beim „Stadt-Geld“ tut sie das zusammen mit der Bevölkerung. Bis zum letzten Feriensamstag konnten die Marburgerinnen und Marburger ihr „Stadt-Geld“ ausgeben, das sie Ende Juni per Post aus dem Rathaus erhalten hatten.
Der letzte Tag war gleichzeitig auch der umsatzstärkste Stadt-Geld-Tag: Insgesamt 6.676 Gutschein-Codes à 10 Euro haben die Betriebe allein am Samstag (14. August) eingescannt. Der zweitstärkste Stadt-Geld-Tag war mit 5.475 eingelösten Codes Samstag (27. Juni) als erster Samstag des Aktionszeitraums.
Mit ihren Gutscheinen kauften die Marburgerinnen und Marburger größtenteils im lokalen Handel ein: Die erste vorläufige Auswertung zeigt, dass rund 70 Prozent des Stadtgelds dort eingelöst wurden. Mit 19 Prozent der Gutscheine haben sie in der Gastronomie bezahlt, rund 10 Prozent wurden für Dienstleistungen genutzt.
Insgesamt 27 Prozent des Stadtgelds wurden in Bekleidungsgeschäften eingelöst. 23 Prozent blieben in weiteren Einzelhandelsgeschäften. 18 Prozent gaben die Menschen in Kaufhäusern, 9 Prozent in Schuhgeschäften, 8 Prozent in Buchläden und jeweils 7 Prozent in Spielwaren- und Elektro-Geschäften aus.
Hinzu kommt der Umsatz, den die Marburgerinnen und Marburger beim Stadt-Geld-Einkauf noch aus eigener Tasche draufgelegt haben: Die Umfrage im Auftrag der Verwaltung bei den Betrieben zur Stadt-Geld-Halbzeit hat gezeigt, dass zwei Drittel der Kundschaft mehr als ihre 20 oder 50 Euro Gutschein-Wert in den Läden, Restaurants, Cafés oder bei den Dienstleistern lassen. Das reicht von 1 oder 2 Euro bis zu über 200 Euro mehr pro Einkauf oder Einkehr.
Das freut die Geschäftsleute: IHK, Einzelhandelsverband und Handwerkerschaft lobten das Marburger „Stadt-Geld“ schon als leuchtendes Beispiel und Vorbild für Hessen und ganz Deutschland, bevor es überhaupt losging. In einer Zwischenumfrage der Stadt äußerten sich dann über 90 Prozent der Betriebe zufrieden oder sogar sehr zufrieden damit.
Die Abwicklung zwischen Betrieben und Stadtverwaltung verlief dank eigens eingerichteter digitalen Plattform zügig: Die Stadtkasse konnte den Gegenwert der eingelösten Gutscheine zeitnah – spätestens innerhalb einer Woche – überweisen.
Von den 75.517 verschickten Stadt-Geld-Briefen konnten 1.955 Briefe nicht an die Empfängerinnen oder Empfänger zugestellt werden, sie kamen zur Stadtverwaltung zurück.
Weil Briefe nicht ankamen, haben Marburgerinnen und Marburger insgesamt 404 Gutscheine bei der Stadtverwaltung nachbestellt. Sie wurden zur Abholung im Rathaus hinterlegt. 75 dieser Briefe wurden dann doch nicht abgeholt.
Weitere Gutscheine im Wert von rund 23.000 Euro haben Bürgerinnen und Bürger mit der Aufschrift „Spende“ an die Verwaltung zurückgeschickt. Dieses Geld überweist die Stadt – wie angekündigt – an den Corona-Hilfsfond, den die Philipps-Universität für Studierende aufgelegt hat.
Das „Stadt-Geld“, das die Bevölkerung bis zum Ferienende nicht in die Wirtschaft getragen hat, bleibt im 3,7-Millionen-Corona-Hilfspaket „Marburg Miteinander“. Die Mittel werden für die weiteren Programme zur Linderung der Corona-Krise genutzt. Dazu gehört unter anderem eine Kampagne zur Förderung des lokalen Handels und Konsums, die Anfang Oktober startet.
„Damit wollen wir den Schwung der Corona-Solidarisierung mit der lokalen Wirtschaft, die Besinnung aufs Lokale in der Bevölkerung weiter verstärken und verstetigen“, kündigte Spies an. „Wir wollen mit Blick auf den Herbst, auf das anstehende Weihnachtsgeschäft und darüber hinaus für das Einkaufen in der Region, für den lokalen Konsum, für regionale Produkte und damit für die Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe über Corona hinaus werben. Der Oberbürgermeister hofft auf die Mitwirkung der Bevölkerung bei dieser Fortführung: „Daran können sich alle wieder beteiligen und so zum Erhalt unserer lebendigen Stadt beitragen.“
* pm: Stadt Marburg