Gefährliche Gewalt: Nicht wie Gott in Frankreich leben

Eine Welle der Gewalt ist über Frankreich hereingebrochen. Manche in Marburg mögen da froh sein über die Beschaulichkeit der überschaubaren mittelhessischen Universitätsstadt.

Allerdings sollten die Verantwortlichen sich da nicht täuschen: Auf dem Richtsberg sieht es nur wenig besser aus mit der Integration der Jugendlichen als in vielen Vororten der französischen Hauptstadt Paris. Einladend ist die Bebauung des südöstlichen Marburger Stadtteils ebensowenig wie seine Kulturangebote. Viele junge Leute dort sprechen miteinander Russisch oder Arabisch und sind für Eltern oder Lehrpersonal kaum erreichbar.
Dennoch ist die Situation dort kaum vergleichbar mit der französischer Banlieus. Wer die monotonen Trabantenstädte und ihre unwirtliche Atmosphäre kennt, der wird keinen Vergleich mit Marburgs ungemütlichstem Stadtteil akzeptieren. Gewalttaten wie derzeit in Frankreich sind in Marburg glücklicherweise auch noch nicht vorgekommen.
Zudem bemüht sich die Stadt tatkräftig um eine Belebung der Betonwelten auf dem Richtsberg. Kultur und Freizeitangebote werden dort in jüngster Zeit ebenso aufgesetzt wie Programme für ältere Menschen. Die Bevölkerung des Stadtteils spielt dabei selbst eine wichtige Rolle.
So kann dort kaum der Eindruck aufkommen, die Menschen auf dem Richtsberg seien den Verantwortlichen egal. Das sind sie offensichtlich nicht. Das ist eindeutig festzustellen.
doch nützt all dieses Engagement wenig, wenn nicht auch die Bundespolitik mehr unternimmt gegen soziale Verelendung und Ausgrenzung. Wer den Rechtspopulisten der sogenannten „Alternative für Deutschland“ (AfD) nach dem Maul schwätzt, der zündelt auf unverantwortliche Weise am sozialen Zusammenhalt in Deutschland. Das gilt auch für all diejenigen, die gegen Geflüchtete wettern oder Europas Grenzen dichtmachen möchten.

* Franz-Josef Hanke

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