Hinter den Türmen der Elisabethkirche steigen graue Nebelschleier auf. Kühl ist es am Samstag (16. September) und dunstig.
Wenig los ist am Samstagvormittag gegen 11 Uhr beim Wochenmarkt auf dem Firmaneiplatz. Der Fußweg entlang der Lahn unterhalb der Uferstraße ist menschenleer. Nur ein Mann mit Hund überholt uns bei unserem Gang vom Firmaneiplatz zur Mensa.
Wir überqueren die Lahn auf dem Wolfgang-Abendroth-Steg. Vom Elisabeth-Blochmann-Platz hören wir laute Wahlwerbung für „DIE PARTEI“. Ein einzelner Wahlkämpfer müht sich redlich – aber vergeblich – um Aufmerksamkeit.
Beim Ufercafé Gischler stellt jemand Stühle ins Freie. Frustrierend sei es, wenn niemand komme, meint er. „Das wird sich gegen Mittag ändern“, verspreche ich ihm mit Verweis auf den Wetterbericht.
Über den Hirsefeldsteg und „Auf der Weide“ wandern wir weiter. Allmählich kämpft sich die Sonne durch den Nebel hindurch. Auf einer Bank legen wir eine kurze Verschnaufpause in der Sonne ein.
Durch das Südviertel und das Haspelgäßchen führt uns der weitere Weg hinauf in die Oberstadt. Über das Barfüßertor erreichen wir die Barfüßerstraße und die Oberstadt. Hier drängeln sich die Menschen im samstäglichen Einkaufstrubel.
Am Heumarkt haben Die Grünen und Die Linke Stände aufgebaut. Auf einem leeren Lehnstuhl steht: „Wo ist Oma?“ Verschiedene Antwortmöglichkeiten von „Flaschen sammeln“ über „Opa im Pflegeheim besuchen“ oder Einen „Antrag zum Aufstocken beim KJC abgeben“ veranschaulichen die Kritik der Linken an Altersarmut sehr deutlich.
Auf dem Marktplatz stehen Stände von FDP, CDU und SPD. FDP-Direktkandidat Hanke Friedrich Bokelmann begrüßt mich freundlich. Die anderen Direktkandidaten kann mein Begleiter auf dem Marktplatz nicht entdecken.
Den SPD-Abgeordneten Sören Bartol habe er am Morgen bereits an einem anderen Wahlkampfstand getroffen, berichtet Bokelmann. Dr. Stefan Heck von der CDU betreibe seinen Wahlkampf wohl eher im Landkreis als in Marburg, ergänzt der FDP-Aktivist.
Neben Elisabeth Kula von der Linken und Rainer Flohrschütz von Den Grünen hatte ich Bartol, Bokelmann und Heck für marburgnews.tv interviewt. Alle Videos und Texte sowie Portraits in Leichter Sprache sind auf wahl.marburgviews.de verlinkt.
Eine Woche vor dem Wahltag ist der Wahlkampf nun wirklich in vollem Gange. In der Marktgasse werden Flugblätter gegen die sogenannte „Alternative für Deutschland“ (AfD) verteilt.
„Ich habe gerade erst eine Veranstaltung mit Katharina Nocun zum Kleingedruckten der AfD mitgemacht“, erkläre ich. „Ein Flugblatt benötige ich dazu nicht. Wenn ich aber etwas Sinnvolles gegen die AfD unterschreiben könnte, würde ich das tun.“
Gleich hinter der Ecke in der Wettergasse steht der Stand der AfD. Damit hatte ich nicht gerechnet. Spontan erhebe ich meine Stimme.
„Hass und Hetze sind in Marbburg unerwünscht“, erkläre ich laut. „Schämen Sie sich, für eine Partei Wahlwerbung zu machen, deren Spitzenkandidaten Menschen wie Müll entsorgen wollen!“
Applaus brandet auf. „Das musste ich einfach sagen“, erkläre ich meinem Begleiter. „Ich konnte doch nicht so einfach schweigend an diesem Stand vorübergehen!“
* Franz-Josef Hanke
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