„Es ist ernst“, warnte Angela Merkel am Mittwoch (18. März) zur Gefahr einer Pandemie. Die von der Bundeskanzlerin beschworene Solidarität praktizieren mehr als 460 „Coronahelfer“ in Marburg.
„Seit der Deutschen Einheit – nein, seit dem Zweiten Weltkrieg – gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt“, betonte die Kanzlerin in ihrer Fernsehansprache zum Coronavirus am Mittwochabend. Sie beschwor die Menschen, das Lebenihrer Lieben – vor Allem der älteren Menschen – durch einen freiwilligen Verzicht auf unnötige Bewegung im öffentlichen Raum zu schützen. Einsicht in die Notwendigkeit des sogenannten „Shutdowns“ mahnte sie ebenso an wie Solidarität insbesondere mit den gefährdeten Personengruppen.
Genau diese solidarische Unterstützung bietet auch die „Nachbarschaftshilfe Marburg“ an. Wer in der Krise Hilfe benötigt, der kann sich per Mail an coronahelfer.mr@gmx.de wenden. Wer helfen möchte, kann sich auf kutt.it/covidmr in eine interaktive Karte von Marburg eintragen.
Die Helferinnen und Helfer übernehmen nicht nur Einkäufe für gefährdete Personen, sondern führen für sie auch den Hund aus oder übernehmen andere wichtige Erledigungenoder die Kinderbetreuung. Ihre wichtigste Zielsetzung ist, Personen mit hohem Gesundheitsrisiko, Alleinstehende, Ältere und Behinderte zu unterstützen und so zum Schutz dieser Menschenvor einer Infektion beizutragen. Dabei werden sie möglichst in ihrer näheren Umgebung aktiv.
„Wir haben auch schon Kontakt mit Psychologen aufgenommen“, berichtete Simon Peters. Auch mit dem Gesundheitsamt und der Stadt Marburg stehe die Gruppe in enger Verbindung. Peters hofft, dass die Stadt bei der Besetzung des Telefons zur Kontaktaufnahme behilflich sein kann.
Bislang ist die Nachbarschaftshilfe werktags von 10 bis 14 Uhr telefonisch erreichbar. Mehrere Mitglieder teilen sich diesen Dienst auf. Darum erreichen Interessierte die Helferinnen und Helfer Montags unter 0157/32 28 13 34, dienstags und donnerstags unter 0157/33 36 09 18 sowie mittwochs und freitags unter 0157/33 36 09 15.
Alle Aktiven arbeiten unentgeltlich und ehrenamtlich. Die Kosten dafür haben sie bisher aus eigener Tasche beglichen. Da viele Betriebe die Arbeit eingestellt haben, mangelt es einigen Mitmenschen nicht an Zeit zur Unterstützung von Nachbarn.
Wirtschaftliche Hilfe können Betroffene vom Land Hessen und der Bundesregierung erwarten, die für Freiberufliche und Gewerbetreibende Milliardenbeträge bereitstellen wollen. ‚Den Betrieb der Krankenhäuser garantieren die Krankenkassen finanziell. Personell und von den Kapazitäten her wird die Versorung jedoch umso schwieriger, je schneller das Virus sich verbreitet.
Vor Allem ältere und behinderte Menschen zählen zu den gefährdeten Personengruppen. Viele vonihnen haben gar keinenInternetanschluss oder tun sich schwer mit moderner Informationstechnik. Neben barrierefreien Angeboten sei das Telefon deswegen besonders wichtig, erläuterte Peters.
Der 37-jährige Wissenschaftler forscht zur Zeit über Sozialmanagement. Seine Kenntnisse kommen nun vor Allem Menschen mit Vorerkrankungen, einer Behinderung oder anderen Schwierigkeiten zugute. Gegründet hat er die Nachbarschaftshilfe in Marburg am Freitag (13. März) über das Internet.
Aktiv bei den Coronahelfern Marburg sei eine täglich steigende Zahl vor Allem jüngerer Menschenzwischen Ende 20 und Mitte 40, berichtete Peters. Sie vernetzen sich über die Nachrichten-App „Telegram“ unter t.me/Nachbarschaftshilfemarburg. Außerdem gibt es auch eine Facebook-Gruppe.
„Wir sind für alle Anliegen offen“, erklärte Peters. „Wir versuchen, zu helfen, wo immer es nötig und möglich ist.“
Niemand sollte sich also scheuen, die Unterstützung der Nachbarschaftshilfe in Anspruch zu nehmen. Falscher Stolz kann sonst lebensgefährlich werden.
* Franz-Josef Hanke
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