Kultur 2019: Theater ist Emanzipattion mit Feingefühl

Spielplanvorstellung

Die neuen Intendantinnen Eva Lange und Carola Unser stellten ihren ersten Spielplan vor. (Foto: Jan Wandel)

2019 war das erste komplette Jahr unter der Intendanz von Eva Lange und Carola Unser. Dem Theater haben sie auch in ihrer zweiten Spielzeit zu mehr Qualität verholfen.
Als „unaufgeregten Feminismus mit Feinbefühl“ könnte man die Linie der beiden Intendantinnen des Hessischen Landestheaters Marburg (HLTM) charakterisieren. Sie förderten viele begabte Autorinnen, Regisseurinnen und Darstellerinnen. Zugleich haben sie die Männer mit Wertschätzung geachtet und so eine stille Gleichberechtigung praktisch zur Geltung gebracht.
Das Kinderstück „Am Hafen mit Vogel“ von Anah Filou und die Hommage von der eindrucksvollen Zenzi Huber an die Musikerin und Bürgerrechtlerin Nina Simone blegen auf eindrucksvolle Weise die herausragenden Begabungen von Frauen. Die sozialkritische Komödie „Der Hauptmann von Köpenick“ von Carl Zuckmayer eröffnete dem Marburger Theater-Urgestein Jürgen Helmut Keuchel vor seinem Ruhestand noch einmal die Chance, in einer langersehnten Paraderolle als Schuster Wilhelm Voigt zu glänzen. Zu Recht erhält das HLTm am 14. März 2020 den Theaterpreis der deutschen Bühnenverlage 2019.
Das HLTM ist indes nur ein Beispiel für die kulturelle Strahlkraft der mittelhessischen Universitätsstadt. Der Marburger Kunstverein hat 2019 zusätzlich zu seinem Ausstellungsprogramm mit einer Reihe von Konzerten mit „Neuer Musik“ begonnen. Auch die drei Kulturzentren im G-Werk, der Waggonhalle und im Kulturladen KFZ bereichern die Stadt immer wieder mit spannenden Programmen.
Hinzu kommen die beeindruckenden Darbietungen des Marburger Konzertvereins und zahlreicher weiterer Veranstalter im Erwin-Piscator-Haus (EPH). Zahlreiche Galerien und Laienensembles runden die Musikszene ab. Gut 4.000 Demonstrierende bei der Demonstration „Hände weg vom Afföller“ am Samstag (21. September) bezeugen sehr eindrucksvoll die Verbundenheit der Marburger Bevölkerung mit den bedrohten Kulturschaffenden im G-Werk.

* Franz-Josef Hanke

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