Wenig Begeisterung: DVBS kritisiert neue Mobilitätsregeln der Bahn

Als „Schritt in die falsche Richtung“ kritisiert der DVBS die neuen Mobilitätsregelungen der Deutschen Bahn AG (DB AG). Kurzfristig hat die Bahn ihre Hilfestellung für behinderte Reisende eingeschränkt.
Jeder, der regelmäßig mit dem Zug unterwegs ist, weiß von Zugverspätungen, ausgefallenen Zügen, kurzfristigen Gleis- oder Wagenreihungsänderungen, verlorenen Reservierungen, Überhitzung oder ausgefallener Heizung oder Überfüllung zu berichten. Jetzt kommt für die, die ohnehin schon Unterstützung bei der Navigation im Öffentlichen Personenverkehr benötigen, noch eine zusätzliche Hürde hinzu: während bislang die Mobilitätsservice Zentrale (MSZ) der DB AG allen Reisenden mit Mobilitätseinschränkungen für die gesamte Strecke und unabhängig vom Eisenbahnunternehmen Hilfestellungen anbot, ist das nun anders.
Seit Freitag (1. Februar) müssen sich behinderte Reisende für jede Teilstrecke, die mit einem Eisenbahnunternehmen stattfindet, das nicht mit der MSZ zusammenarbeitet, neu um Hilfeleistungen bemühen. Das hat der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) in Marburg am Freitag (1. Februar) scharf kritisiert.
Die DVBS-Vorsitzende Ursula Weber ist selbst blind und sowohl beruflich als auch in der Vereinsarbeit viel mit der Bahn unterwegs.
Bislang hat sie fast ausschließlich positive Erfahrungen mit der MSZ gemacht. Künftig befürchtet sie jedoch enorme Schwierigkeiten auf allen Strecken, die keine Hauptverkehrsverbindungen sind.
„Ich war erschüttert, als ich las, dass die MSZ nur noch Umstiegshilfen für DB-eigene Unternehmen oder Kooperationspartner anbietet“, berichtete Weber. „Für viele Ziele, die nicht an Hauptstrecken liegen, bekomme ich dann keine Unterstützung über die MSZ mehr.“
Auf ihrer Homepage hat die DB AG eine Liste online gestellt, die die Partner der Mobilitätsservice Zentrale auflistet. Es obliegt dem Reisenden, herauszufinden, welche Strecken seiner Reise mit einem solchen Partner oder eben einer nicht beteiligten Eisenbahngesellschaft stattfinden. Danach muss er sich gegebenenfalls für jede Zwischenstrecke neu um eine Mobilitätshilfe bemühen.
„Es war angenehm und einfach, bis einen Tag vor Abreise für die gesamte Strecke Unterstützung zu erhalten“, erklärte Weber. „Mit der Änderung wird es erheblich schwieriger und aufwändiger, Reisen zu planen. Denn ob an allen Umstiegspunkten Unterstützung angeboten wird, steht noch in den Sternen.“
Dass das eine schier unzumutbare Erschwerung einer Reise ist, die für die betroffenen Personen ohnehin oft schon schwer ist, stehe wohl außer Frage. Wenn dann noch hinzukommt, dass diese Änderungen gerade mal einen Tag vor Inkrafttreten bekanntgegeben wurden, ist der Skandal vollkommen. Bei Fragen über die Hilfe an Bahnhöfen, an denen ein Wechsel von der DB zu einer anderen Eisenbahngesellschaft stattfindet, verweist die DB an das entsprechende andere Unternehmen.
Probleme werden also eher früher als später auftauchen, die von der DB bewusst in Kauf genommen werden, kritisiert Weber. Das geschehe „ausgerechnet auf Kosten derer, die auf Unterstützung angewiesen sind.
„In Zeiten, in denen „Barrierefreiheit“ und „Inklusion“ essentielle Bestandteile des öffentlichen Lebens sein sollten, ist dieser Schritt definitiv ein inakzeptabler, großer Schritt in die falsche Richtung“, erklärte die DVBS-Vorsitzende.“ Der DVBS werde das nicht wortlos hinnehmen und weiterhin das Gespräch mit der Deutschen Bahn AG suchen, aktiv bleiben und darüber berichten.

* pm: Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf

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