Neue Einblicke: Theaterführung für Menschen mit Migrationshintergrund

Hinter die Kulissen des Theaterbetriebs in Marburg geschaut haben etwa 30 Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund. Sie haben an einer Führung und einer Theatervorstellung teilgenommen.
Rund 30 Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund haben das Hessische Landestheater Marburg (HLTM) am Schwanhof bei einer Betriebsbesichtigung besucht und hinter die Kulissen des Theaterbetriebs geschaut. Das Ziel war, dort Berufe und Arbeitsbereiche kennenzulernen und neue Perspektiven für Ausbildung und Arbeit zu erhalten. Die Teilnehmenden der Besichtigung des HLTM stammen aus Afghanistan, Iran, Ukraine, Rumänien und der Türkei.
Besichtigungen wie diese organisiert der Kreis im Rahmen des Programms „Open VOICE“. Damit sollen Berufsperspektiven durch direkte Begegnungen mit Betrieben aufgezeigt werden. „Auch für die Unternehmen können die Besichtigungen sehr gewinnbringend sein“, betonte der Erste Kreisbeigeordnete Peter Neidel. „Durch das persönliche Kennenlernen vor Ort wird ein gutes Matching von Arbeitgebern und Arbeitnehmern unterstützt.“
Intendantin Carola Unser-Leichtweiß führte die Besucherinnen und Besucher durch den Kulturbetrieb. Sie leitet das HLTM zusammen mit Eva Lange. Dass es am Theater nicht nur um das Schauspielern geht, wurde schnell klar – auf dem Rundgang wurden alle Gewerke des Theaters wie Schreinerei, Maske, Schneiderei, Schlosserei, Lager, Technik, Verwaltung und Leitung vorgestellt. Den Abschluss bildete ein Austausch im Foyer des HLTM, wo sich die Gruppe noch einmal versammelte und Fragen geklärt wurden.
Das HLTM bildet nur in der Veranstaltungstechnik aus. Ton, Licht und Bühnentechnik sind auch der Bereich, in dem am häufigsten Fachkräfte gesucht werden. Praktika in anderen Bereichen sind aber jederzeit möglich.
„Wir versuchen Praktika zu ermöglichen, wenn es geht“, sagte Unser-Leichtweiß. Gerade im Herbst und Winter mit rund 60 Shows sei es aber schwierig, auch noch Praktika zu betreuen. Auch das Bewerbungsverfahren war Teil der Gespräche bei der Besichtigung, oft genüge schon ein kurzes Anschreiben und ein Lebenslauf.
Das Ziel des HLTM sei, den Zugang zu Theateraufführungen für die Menschen offen und erschwinglich zu gestalten. Wer finanzielle Hürden hat, könne über den Verein „Marburger Kulturloge“ kostenfrei Karten erhalten, betonte die Intendantin: „Alle sollen sich im Theater willkommen fühlen, wir wollen möglichst viele Menschen ansprechen.“
Aus diesem Grund lud das Theater in Zusammenarbeit mit „Open VOICE“ zum Besuch des Familientheaters „Der kleine Lord“ ein. Knapp 60 Menschen mit Migrationsgeschichte folgten der Einladung ins Erwin-Piscator-Haus (EPH). Die aktuelle Spielzeit steht unter dem Motto „TAKE CARE. FÜREINANDER. MITEINANDER“. Die Intendantinnen wollen das HLTM als einen lebendigen Ort der Demokratie und des Miteinanders gestalten.
Die Saison hat zudem einen sprachlichen Fokus: Dieses Jahr steht Georgisch im Mittelpunkt. Im Januar 2026 wird ein Stück einer ukrainischen Ensemble-Schauspielerin in Ukrainisch, Deutsch und Hessisch aufgeführt.
Die Betriebsbesichtigungen im Rahmen von „Open VOICE“ organisiert Lydia Koblofsky vom Büro für Integration des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Partner sind das KreisJobCenter (KJC), der Fachdienst „Arbeitgeber Personalservice“ des Kreises und das Flüchtlingsberatungsnetzwerk „BLEIB!dabei!“. Das Ziel ist, Berufsperspektiven durch direkte Begegnungen mit Betrieben zu eröffnen – sei es für Praktika, Ausbildungsplätze oder dauerhafte Beschäftigung. Die Beratungsangebote „BLEIB!dabei!“ bei der Praxis GmbH und Arbeit & Bildung unterstützen außerdem bei der Berufsorientierung, der Suche nach Weiterbildungen und dem Erstellen von Bewerbungsunterlagen.

* pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf

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