Mit Mozart und Haydn begeisterte das Philharmoische Orchester Gießen sein Publikum. Am Freitag (1. Februar gastierte der Klangkörper aus der Nachbarstadt in Marburg.)
Wer geglaubt hatte, die Einladung des Marburger Konzertvereins ins Erwin-Piscator-Haus (EPH) sei möglicherweise nachbarschaftlicher Freundlichkeit geschuldet, wurde positiv überrascht. Unter der Leitung von Rubén Dubrovsky arbeitete das Orchester sehr akzentuiert die Feinheiten der vorgetragenen Kompositionen heraus. Laute und leise Passagen wechselten einander ebenso ab wie schnelle und langsame Tempi.
Dabei förderte das Orchester die tieferen Empfindungen der jeweiligen Stücke sehr ausdrucksstark zutage. Vor dem Hintergrund der Schattenseiten der jeweiligen Komposition arbeitete es deren Heiterkeit mit seiner pointierten Interpretation umso eindringlicher heraus. Diese Vortragskunst fesselte das Publikum und zog es sehr nachhaltig in den Bann.
Alle Musiker bewiesen an diesem Abend durchweg beeindruckende Virtuosität. Das war umso erstaunlicher, als Dubrovsky kurzfristig für den erkrankten Dirigenten Michael Hofstetter eingesprungen war. Maria Bader-Kubizek aus Österreich brillierte als Solistin an der Violine.
Glleich zu Beginn verzauberten die Musiker mit der Sinfonie Nummer 6 in D-Dur „Der Morgen“ von Joseph Haydn die Gäste. Im hoboken-Verzeichnis HOB) trägt dieses Werk die Nummer I:6.
Das gleiche gelang anschließend auch mit Haydns Sinfonia Concertante in B-Dur. Das opus 84 ist im Hoboken-Verzeichnis als „I:105“ aufgelistet.
Auch dieses Stück entführte die Zuhörenden in eine freundliche Klangwelt tiefer Empfindsamkeit. Unterstützt wurde das Orchester dabei durch ein Quartett aus Geige, Oboe, Cello und Fagott
Höhepunkt des Abends war nach der Pause die Serenade Nummer 4 in D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Das Werk ist im Köchel-Verzeichnis unter der Nummer 203/189ba aufgeführt.
Durch den prononcierten Vortrag wirkte das Stück zugleich leicht und schwebend, aber niemals süßlich oder oberflächlich. Vielmehr zeigte Dubrovsky die Tiefen der Komposition auf und schälte sie deutlich aus den Abgründen eher düsterer Passagen heraus.
Zu Recht erhielten die musiker am Ende langanhaltenden begeisterten Applaus. Sie dankten ihm, indem sie den Finalsatz von Mozart noch einmal wiederholten. Schön wäre hier natürlich eine „echte“ Zugabe gewesen, doch durfte man das angesichts der Veränderungen in Programmablauf und beim Dirigenten wirklich nicht erwarten.
* Franz-Josef Hanke