„Standing Ovations!“ Das ist das Motto des diesjährigen Rosenmontagszugs in Marburg. Die Wagen werden nämlich in der Biegenstraße stehen.
Auf der Straße vor dem Erwin-Piscator-Haus (EPH) werden sie auch stehenbleiben. Sicherheitsbedenken haben den Festausschuss Marburger Karneval (FMK) und die Stadtverwaltung zu dieser ungewöhnlichen Veranstaltung veranlasst. Statt Autos, die in die Menge rasen, wird es nun eine rasende Menge vor dem EPH geben.
Für Marburg ist das voll und ganz in Ordnung. Eine tiefergehende Tradition hat der Rosenmontagszug in Marburg ohnehin nicht. Mangels Massen verkleideter Jecken wurde er deshalb offiziell auch „Umzug“ genannt, damit wenigstens der Anschein erweckt werde, jemand könnte sich extra zum Karneval umgezogen haben.
Im urprotestantischen Mittelhessen ist mit Humor sowieso nur in homöopathischen Dosen zu rechnen. Die ausgelassene Fröhlichkeit im Rheinland stößt hier ebenso auf Unverständnis wie die ausnahmslose Verkleidung aller Menschen auf der Straße, selbst wenn sie ihrer Arbeit nachgehen müssen. Rheinländer schunkeln schon, während Hessen immer noch darauf warten, dass andere irgendwas tun.
Bewegung gibt es in Marburg eher politisch. Da tanzt dann der Bär linksherum. Fast Nacht hingegen wird es, wenn Fastnacht naht: Dann drohen peinliche Sprüche humorloser Conferenciers von der Bühne und von oben herab.
Doch mit seiner Party beim stehenden Rosenmontagsunzug hat Marburg nun endlich eine eigene Note für das Feiern der Fastnacht finden können. Die Biegenstraße kann sich vor Lachen biegen, während die Landpomeranzen vom Ebsdorfergrund in ihrem unverständlichen Idiom grundsen. Dümliche Humtata-Musik erschallt dann wenigstens nicht in der gesamten Innenstadt, sondern nur rund um das EPH. Das ist doch ein Grund zum Feiern, oder nicht?
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