Zeichen gesetzt: Marburg für Demokratie und gegen Rechtsextremismus

Jede und jeder kann ein Zeichen setzen bei „Marburg für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“. Die Stadt lädt die Zivilgesellschaft zum Mitmachen ein.
Die Stadt Marburg hat zur Gründung eines zivilgesellschaftlichen Netzwerks „Marburg für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“ eingeladen – mehr als 100 Vereine, Initiativen und Einzelpersonen sind gekommen. Mit der Stadt rufen sie nun alle Interessierten auf zum Mitmachen und damit ein Zeichen zu setzen. Wer mitmachen möchte, kann die Erklärung jetzt unterzeichnen unter marburgmachtdemokratie.de.
„Wir wollen gemeinsam die demokratischen Grundlagen schützen und sie stärken“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies beim Auftakttreffen des neu gegründeten Netzwerks „Marburg für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“. „Gemeinsam werden wir unsere Stadt, unser Land, nicht den Spalter*innen und Hetzer*innen überlassen – sondern es gemeinsam besser machen.“ Das Stadtoberhaupt betonte: „Wir wollen uns vernetzen – über alle Unterschiede der demokratischen Meinungen hinweg. „Ein solches Netzwerk kann nur erfolgreich sein, wenn es ganz breit verankert ist.“
Es gehe bei dem Netzwerk nicht darum, Einigkeit in politischen oder gesellschaftlichen Fragen herzustellen. Es gehe vielmehr darum, ein Zeichen zu setzen und einen Raum zu haben, sich zu engagieren, zu vernetzen und Ideen gemeinsam zu entwickeln. Spies griff das auf, was Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Elke Neuwohner bei der Demonstration „Marburg gegen Rechts“ betont hatte: „Einig sind wir uns in dem Wissen: Rechtsextremist*innen werden nur ein Mal gewählt. Danach gibt es keine Wahlen mehr.“
Bei der Demonstration „Marburg gegen Rechts“ am Samstag (27. Januar) hatten mehr als 16.000 Menschen aus der Stadt und der Region ein beeindruckendes Zeichen für die Demokratie gesetzt. Mit dem neu gegründeten Netzwerk soll dieses zivilgesellschaftliche Engagement unterstützt werden. Alle Vereine, Institutionen, Unternehmen sowie alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, dem Netzwerk beizutreten und sich unter einer gemeinsamen Erklärung zu vereinen.
Die Erklärung lautet: „Wir stehen gemeinsam ein für unsere Demokratie und für die Rechte aller Menschen. Gemeinsam setzen wir uns für eine offene, vielfältige und solidarische Gesellschaft ein. Dazu bündeln wir unsere demokratische Mehrheit und stellen uns gegen rechtsextreme Hetze und Gewalt und gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit. Wir verteidigen die Grundwerte unserer Demokratie und unsere Verfassung.“
Unterschrieben wurde die Erklärung etwa schon von Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Elke Neuwohner, Sylvie Cloutier vom Ausländerbeirat, Kreishandwerksmeister Jörg Peil, dem Vorstandsvorsitzenden Andreas Bartsch von der Sparkasse Marburg-Biedenkopf (SKMB), Bernd Gökeler vom Netzwerk für Teilhabe und Beratung, Dr. Ulf Immelt vom DGB Mittelhessen, Prof. Dr. Bilal El-Zayat von der Islamischen Gemeinde Marburg, den Theaterintendantinnen Eva Lange und Carola Unser-Leichtweiß, Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss, dem CEO Dr. Martin Egger von Pharmaserv, Dr. Niklas Schier von CSL Behring, Ingrid Peters von „Omas gegen Rechts“ sowie von den früheren Oberbürgermeistern Egon Vaupel und Dietrich Möller, von Landrat Jens Womelsdorf sowie von Vertreterinnen und Vertretern vieler weiterer Institutionen, Vereinen, Kirchen und sozialer Einrichtungen in Marburg und dem Landkreis. Bei einem ersten Netzwerktreffen haben die Partner, die bereits mit der Stadt zur Demo aufgerufen und sie unterstützt hatten, nun diese Erklärung erstmals unterzeichnet. Dr. Reiner Becker vom Demokratiezentrum Hessen an der Philipps-Universität machte zu Beginn des Treffens deutlich, wie wichtig engagierte Menschen sind, damit ein Netzwerk gelingen kann.
Sareh Darsaree vom Ausländerbeirat verdeutlichte, dass sie engagiert sein wird. Sie betonte die Bedeutung von Einwanderung für Deutschland. Und sie erklärte: „Wir sind eine der Säulen unserer Demokratie. Wenn Sie uns herausnehmen, dann liegen wir alle unter den Trümmern begraben.“
Die ersten Netzwerkmitglieder haben nun einige Arbeitsgruppen gegründet, in denen alle Interessierten mitarbeiten und unabhängig eigene Veranstaltungen und Aktionen zum Thema „Demokratie und Rechtsextremismus“ planen und veranstalten können. So gibt es nun etwa Arbeitsgruppen der Sportvereine, der Kultur, der Wirtschaft und Gewerkschaften oder der Zivilgesellschaft. Die Sportvereine sehen ihre große Stärke etwa darin, dass sie Kontakt zwischen unterschiedlichen Menschen über den Sport herstellen und das für das solidarische Zusammenleben einsetzen möchten.
Eine Gruppe aus sozialen Einrichtungen will neue Formate, um Menschen sichtbarer zu machen, die weniger sichtbar sind. Die Akteurinnen und Akteure aus der Kultur wollen raus an die Orte, an denen die Menschen sind und gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen Kultur machen – im Fitnessstudio, im Supermarkt, als Theater, Konzert oder Pop-up-Disko.
„Wir dürfen nicht einschlafen im Engagement gegen Rechts“, sagte eine Teilnehmerin des Netzwerktreffens. „Wir müssen alle etwas tun und uns zivilgesellschaftlich auf breite Beine stellen“, erklärte ein anderer. „Vor allem müssen wir aufhören, in Schubladen zu denken; und das können wir nur gemeinsam als Gesellschaft erreichen“, ergänzte ein weiterer Teilnehmer seine Erwartung an das Netzwerk und die Zusammenarbeit.
„Es ist wichtig und eine tolle Initiative der Stadt, Kontinuität und die Breite der Gesellschaft einzubeziehen“, fand eine weitere Person. „Wir können uns nur gemeinsam wehren.“
Erste Vernetzungen und Ideen sollen in der nächsten Zeit weiterentwickelt werden. Das soll auch mit weiteren Interessierten geschehen. Auch, wer in keiner Arbeitsgruppe mitarbeiten möchte, ist eingeladen, das Netzwerk namentlich zu unterstützen.
Wer die Erklärung unterzeichnen will, in den Verteiler aufgenommen werden will oder an einer der Arbeitsgruppen mitwirken möchte, kann das online unter marburgmachtdemokratie.de tun. Auf der Website gibt es außerdem Informationen zu den Arbeitsgruppen, zu Veranstaltungen, die in Marburg zum Thema Demokratie oder Rechtsextremismus angeboten werden sowie Informationen zum Handlungsprogramm „Dialog & Vielfalt – Gegen Rassismus, Ausgrenzung und Demokratiefeindlichkeit“, das die Stadtverordnetenversammlung (StVV) bereits 2020 einstimmig beschlossen hat.

* pm: Stadt Marburg

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