„Wir sind schlechte Vorhersagen gewohnt“, sagt Jan Schalauske. Der Fraktionsvorsitzende der Linken will im Hessischen Landtag bleiben.
„“Bei drei von vier Wahlen mussten wir in Hessen bis zum letzten Moment zittern“, erinnert sich Schalauske. „Doch bisher hat es am Wahlabend dann immer wieder gereicht. Da bin ich einfach Optimist.“
Seit 2017 gehört Schalauske dem Hessischen Landtag an. 2021 avancierte er – gemeinsam mit der Ex-Marburgerin Elisabeth Kula – zu einem von zwei Fraktionsvorsitzenden der Linken im Hessischen Landtag. Zur Landtagswahl am Sonntag (8. Oktober) tritt der 42-jährige Politologe bereits zum fünften Mal als Direktkandidat im Wahlkreis 13 sowie als Spitzenkandidat auf der Landesliste der Linken an.
2009 wählte die Linke ihn zu ihrem Kreisvorsitzenden. 2011 zog Schalauske in die Stadtverordnetenversammlung (StVV) ein. Bei der Oberbürgermeisterwahl 2015 errang er mit 9,8 Prozent der abgegebenen Stimmen einen Achtungserfolg noch vor der Grünen-Kandidatin Dr. Elke Neuwohner.
Von 2014 bis 2022 war Schalauske einer von zwei Landesvorsitzenden der Linken in Hessen. Gemeinsam mit Janine Wissler war er 2018 auch Spitzenkandidat der Linken zur Landtagswahl. Die Kommunalpolitik in Marburg und die Landespolitik in Wiesbaden betreibt er damit bereits seit vielen Jahren gleichzeitig.
Seine Themenschwerpunkte sind Friedenspolitik und das Wohnungswesen. Gerade Marburg leide sehr stark unter einem Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Zum Einen fehle es an Sozialwohnungen, zum Anderen auch an Plätzen in Studentenwohnheimen.
„Die Linke will in Hessen jährlich 10.000 neue Sozialwohnungen bauen“, erklärt Schalauske. „Ihre Zahl ist in den letzten zehn Jahren unter Schwarz-Grün um 25% auf rund 80.000 gesunken, obwohl 750.000 Haushalte in Hessen Anspruch auf eine Sozialwohnung hätten. Den Zuwachs möchte Schalauske aber nicht nur durch Neubau erreichen, sondern auch durch Umwandlung von Gewerbeflächen in Wohnraum und den Ankauf privater Wohnungen.
Wichtig ist dem langjährigen Marburger Stadtverordneten auch, dass die energetische Sanierung von Wohnungen nicht zu Lasten der Mieterinnen und Mieter geht. Für die Gestaltung der Energiewende möchte er ein Sonderprogramm der Landesregierung auflegen, das vor Allem auch dem Umbau der Industrie dienen soll. Darin sieht Schalauske mehr Sinn als in dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro zugunsten der Bundeswehr.
„Die Rüstungsindustrie lässt die Sektkorken knallen“, sagt Schalauske. „Man kann durchaus – auch in der Linken – über einzelne Fragen von Krieg und Frieden streiten, wobei ich da eine klare Haltung habe, aber dem Erstarken des Militarismus müssen wir uns geschlossen entgegenstellen.“
Probleme mit erbitterten Flügelkämpfen habe die Linke in Hessen nicht, betont ihr Fraktionsvorsitzender. „Wir streiten zwar, aber immer im Rahmen fairer Auseinandersetzung innerhalb der Partei“, erläutert Schalauske. „Parteibeschlüsse müssen dann auch alle respektieren.“
Das Asylrecht ist für ihn „aus guten Gründen im Grundgesetz verankert worden“. Eine Aufweichung lehnt er vehement ab. „Bedauerlich ist, dass ausgerechnet die SPD-Spitzenkandidatin Nancy Faeser als Innenministerin den Ausverkauf dieses Grundrechts feiert“, bemerkt Schalauske.
Konsequenter Klimaschutz hat für ihn höchste Priorität. Wichtig ist ihm dabei jedoch, dass die Klimawende sozial ausgestaltet wird. „Das darf nicht immer zu Lasten der Armen gehen“, fordert er.
Das notwendige Geld dafür möchte er vielmehr bei denjenigen holen, die überdurchschnittlich von der Ausbeutung der Natur profitiert haben. „Die soziale Schieflage in Hessen wird immer schlimmer“, warnte Schalauske. „Die Linke steht für Soziale Gerechtigkeit auch beim Klimaschutz.“
* Franz-Josef Hanke
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