Besondere Begegnungen: Virtuelle Vergangenheit wird zeitgemäße Zukunft

Ein besonderes Highlight hat sich die Stadt zu ihrem Geburtstag ausgedacht. In der Oberstadt kann man historischen Marburger Persönlichkeiten in „3D“ begegnen.
Emil von Behring, die heilige Elisabeth von Thüringen, Philipp der Großmütige Landgraf von Hessen oder Boris Pasternak wandeln an lauen Frühjahrsabenden durch die historische Marburger Oberstadt. Sie werden aber nicht von Schauspielerinnen und Schauspielern dargestellt, sondern als dreidimensionale Animation auf die Straßen und gassen der Oberstadt projiziert. Dennoch ist die Begegnung mit ihnen ein Erlebnis, das dem mit ihren historischen Vorbildern in Nichts nachsteht.
„Es hat uns viel Mühe und Zeit gekostet“, berichtet Philipp Bantzer vom Hochschul-Rechenzentrum (HRZ) der Philipps-Universität. „Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Wir haben alle historischen Quellen eingehend studiert, um die virtuellen Promis so wirklichkeitsnah wie möglich zu gestalten.“
Bei der Umsetzung der virtuellen Persönlichkeiten aus der Marburger Geschichte greifen die Programmierer auf eine neuartige Technologie zurück, die sie im HRZ erst unlängst entwickelt haben. Anstelle einer sogenannten „3D-Brille“ benutzen sie die Reflektion des Sonnenlichts während der Abenddämmerung, um die projizierten Personen wirklichkeitsnah räumlich aussehen zu lassen. „Das haben wir geheimgehalten, um die Begegnung zu einer absoluten Überraschung zu machen“, erläutert Bantzer.
Allerdings hatte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies dann doch Bedenken. „Er fürchtete, dass sich Passantinnen und Passanten zu sehr erschrecken könnten, wenn sie einem unserer virtuellen Promis begegnen“, berichtete Bantzer. „Darum verraten wir unsere Aktion jetzt doch, nachdem sie bereits am Montag begonnen hat.“
Den größten Vorteil virtueller historischer Figuren sieht Bantzer vor allem in der tatsache, dass man ihnen nie zu nahe kommen kann: „Man kann einfach durch sie hindurchlaufen und sich nicht mit Corona anstecken“, erläutert der Webdesigner und Programmierer. „Sie sind – ebenso wie die Geschichte selbst – zugleich da und doch nicht präsent.“
Bereits bei der großen geburtstagsgala im Erwin-Piscator-Haus (EPH) hatte Philipp der Großmütige virtuell teilgenommen. „Seinem Nachfahren Donatus von Hessen sieht er zum Verwechseln ähnlich“, erläuterte Bantzer. „Ob Philipp allerdings wirklich drei Hoden hat, konnte allerdings bislang noch niemand überprüfen.“

* Franz-Josef Hanke

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