Enttäuschte Liebe: Polizei warnt vor „Love Scan“

Vor „love scam“ oder „romance scam“ warnt Polizeisprecherin Yasmine Hirsch. Anlass ist ein aktueller Fall aus Marburg.
als „love scam“ oder „romance scam“ wird eine besonders perfide Betrugsmasche bezeichnet. Über das Internet knüpfen die Täter dabei Kontakte zu alleinstehenden Menschen an. Ihnen gaukeln sie Interesse und Liebe vor.
Dazu benutzen sie meist Fotos, die sie aus dem Internet heruntergeladen haben und die sich eignen, die Phantasien der jeweils „Auserwählten“ zu träumerischen Höhenflügen werden zu lassen. Nach längerem Austausch per Chat bitten die anggeblich „Liebenden“ dann dann um Geld, um eine angebliche Notlage durchstehen zu können.
Einfühlsam sind sie zuvor auf Sehnsüchte und Einsamkeitsbedkundungen ihrer „Auserwählten“ eingegangen. Oft festigen sie die Bindung über monate hinweg, bevor sie schließlich mit der Geldforderung herausrücken.
„Ich weiß von einer Frau über 50“, berichtet Hirsch. „Aber es gab auch Opfer, die zwischen 20 und 30 Jahre alt waren. Das fängt in Kontaktforen im Internet meistens sehr harmlos an.“
Betroffen sind sowohl Männer als auch Frauen jeden Alters. „Die Täter agieren meist sehr geschickt und reagieren auf jedes Detail, das ihre Opfer ihnen über sich mitteilen“, erklärt Hirsch. Darum sollte man keine intimen oder persönlichen sowie schon gar keine finanziellen Details gegenüber Bekanntschaften im Internet preisgeben.“
Ihren Opfern gaukeln die Täter eine angebliche Liebe vor. Der Kontakt entsteht über Dating Portale oder über die sozialen Medien. Klassischer Weise findet die Kommunikation auf Englisch oder Französisch und größtenteils schriftlich statt.
Die Betrügerinnen und Betrüger gehen angeblich einer beruflichen Tätigkeit im Ausland nach, meistens geben sie sich als Armee-Angehörige, Ärzte, Models, Arbeiter auf einer Ölplattform oder Ingenieure aus. Über Wochen und Monate hinweg bauen die Kriminellen eine Beziehung zu ihren Opfern auf, versprechen eine gemeinsame Zukunft und reden von „der großen Liebe“.
Irgendwann „berichten“ sie von einem Unglücksfall oder einer Unpässlichkeit, die es notwendig mache, Geld vom Partner oder von der Partnerin zu erhalten. Kommt die Person aus Deutschland der Forderung nach, folgen meistens weitere Geschichten mit weiteren Geldnöten.
Genau so erging es einer jungen Frau aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf, die Ende 2021 Anzeige erstattete. Eigentlich hatte sie sich aus Sorge um ihren vermeintlichen Partner an die Polizei gewandt. Der aufnehmende Beamte bemerkte aber schnell Ungereimtheiten.
Letztendlich stellte sich die gesamte „Liebesgeschichte“ als Betrug heraus. Die Frau muss nun nicht nur mit dem Verlust einer vermeintlichen Liebe klarkommen, sondern auch die Kredite abstottern, die sie für die Geldforderungen aufgenommen hat.
Zu den finanziellen Verlusten kommen die emotionalen Folgen hinzu. Opfer dieser Betrugsmasche sind häufig langfristig verunsichert und teils sogar traumatisiert, wenn es darum geht, neue Beziehungen einzugehen.
Das Internet bietet jedoch viele Möglichkeiten, den Betrug selber aufzudecken. Der Begriff „love scam“ bringt bei Suchmaschinen schon etliche Treffer. Opfer berichten von ihren Erfahrungen und veröffentlichen die von den Bertrügerinnen und Betrügern geschickten Fotos.
Diese Bilder stammen meistens aus dem Internet und bilden Personen ab, die überhaupt nichts mit dem Betrug zu tun haben. So bleiben die tatsächlichen Täter anonym. Die „umgekehrte Bildersuche“ ermöglicht zusätzlich Hinweise auf einen Betrug.
Dafür ist nur das Hochladen eines Fotos der vermeintlichen Liebschaft in eine Suchmaschine im Internet notwendig. Die Suchmaschine zeigt dann die Treffer zu diesem Bild an.
Bemerkt ein Opfer den Betrug, ist die große Liebe seitens der Betrüger natürlich vorbei. Der Kontakt wird eingestellt und die Profile bei den genutzten Internetplattformen gelöscht.
„Teilweise handelt es sich um Täter oder ganze Tätergruppen aus Afrika“, weiß Hirsch. Darum sind die Ermittlungen in der Regel schwierig. Dennoch rät sie zur Anzeigenerstattung.
Ermittlungsansätze für die Kriminalpolizei bieten die Telefon- und Kontonummern. Doch auch das wird von den professionell agierenden Kriminellen bedacht. Häufen sich Hinweise zu einer Gruppe, lassen sich dabei gegebenenfalls Zusammenhänge erkennen, die internationale Ermittlungen ermöglichen.
Der beste Schutz gegen diese Betrugsart ist die Aufklärung. Zusätzlich gelten im Internet die Regeln, die generell im Umgang mit Fremden gelten. Hirsch warnt vor Freigebigkeit bei persönlichen Daten ebenso wie bei Geld.
„Der aktuelle Fall war nicht der erste in Marburg“, erklärt sie. „Die Täter haben offenbar keine Skrupel, Menschen emotional an sich zu binden und dann finanziell auszunehmen. Bei allen virtuellen Kontakten sollte man deshalb von vornherein größte Vrsicht walten lassen!“

* Franz-Josef Hanke

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