Kunst kreativer: Museum kürte Kinder als Preisträger

Die Gewinner des Kreativwettbewerbs „Kunststücke“ wurden am Donnerstag (28. Januar) gekürt. Coronabedingt fand die Preisverleihung digital statt.
Coronabedingt sind Museen und Ausstellungshäuser derzeit leider geschlossen. Doch das Kunstmuseum Marburg hat Kunst in das eigene Wohnzimmer gebracht. Unter dem Motto „Kleine Stücke – Große Kunst“ dienten Kindern und Jugendlichen in einem Kreativwettbewerb Details aus 25 Originalen aus der Sammlung des Kunstmuseums auf sogenannten „Kunststücken“ als Ausgangspunkt für die Erfindung neuer Bilder.
Am Donnerstag (28. Januar) kürte die Jury die Gewinnerinnen und Gewinner des Wettbewerbs in einer digitalen Preisverleihung. Sobald das Kunstmuseum wieder geöffnet werden darf, können die eingereichten Bilder im Brunnensaal besichtigt werden.
„In Zeiten der drastischen Verknappung von kulturellen Angeboten war der Kreativwettbewerb eine wirklich gelungene Abwechslung für alle Teilnehmenden“, erklärte Museumsdirektor Dr. Christoph Otterbeck. „Insgesamt erreichten uns rund 150 Einsendungen – das ist eine tolle Resonanz.“
Über einen Flyer und die Homepage des Museums konnten sich Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren ihre Lieblingsmotive aussuchen und nach eigenen Ideen ergänzen. Die Ausschnitte regten zum Raten und genauen Hinschauen an. Ein Gesicht, ein Apfel oder auch nur ein Farbklecks wurden so zu einer neuen Bildwelt umgestaltet.
Ob Collage, Malerei, Zeichenkunst oder digitale Fotomontage – auch das Gestaltungsmedium durfte frei gewählt werden. Gleichzeitig machen die „Kunststücke“ neugierig auf die Sammlung und wecken Interesse am derzeit noch geschlossenen Museum.
„Mit den Bildern der Teilnehmerinnen und Teilnehmern entsteht eine Ausstellung im Projektbereich des Museums, die neben Neuinterpretationen von ,Klassikern‘ aus der Museumssammlung vielfältige Einblicke in die aktuelle Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen gibt zwischen Homeschooling, Corona, fehlendem Kontakt zu Freunden und der Hoffnung auf eine bessere Welt“, erläuterte Museumspädagogin Samira Idrisu, die den Wettbewerb initiiert hat. In den farbenfrohen Bildern entpuppt sich ein Hase als Mensch oder der Kunstschnipsel wird kurzerhand zum Berg.
Unter dem Titel „Kunst hinterlässt Spuren“ entstand ein gemaltes Selbstporträt, das gleich mehrere „Kunststücke“ einbezog. Eine Teilnehmerin überraschte mit einer Neuinterpretation von „Adam und Eva im Paradiesgarten“ des Künstlers Ludovicus Finsonius. Es zeigt Adam und Eva – erkennbar an ihren bedruckten T-Shirts – beim Obsteinkauf in Coronazeiten, inklusive Maske, Schlange, Apfel und Virus.
Aus allen Einsendungen wählte eine dreiköpfige Jury die besten Beiträge aus. Die Jury aus den Künstlerinnen Doris Conrads und Franziska Klose sowie dem Künstler Richard Stumm stellte sich dem umfangreichen Auftrag, alle Bilder zu sichten und die Preisträgerinnen und Preisträger auszuwählen.
Conrads, die bereits 2019 im Kunstmuseum ausstellte und als Dozentin am Institut für Bildende Kunst der Philipps-Universität tätig ist, erklärte: „An einem Seminar nehmen maximal 30 Studierende teil. Ich bin es also gewohnt, Arbeiten einzuschätzen. Es war sehr spannend, hier fünfmal so viele Beteiligte zu erleben; und ich war positiv überrascht, was die jungen Kreativen zu bieten hatten. Es gibt viele spannende Werke, und man würde gerne noch mehr Preise vergeben.“
Der langjährige Dozent Stumm freute sich über die Einsendungen und lobte insbesondere den Einfallsreichtum der Kinder und Jugendlichen. Klose, die als Expertin für Fotografie ihr Augenmerk insbesondere auf die Komposition der Bilder richtete, ergänzte: „Es war toll, so viele fantasievolle, kreative und gelungene Arbeiten zu sehen, da fiel uns die Auswahl wirklich sehr schwer“
Durch die coronabedingte Museumsschließung im November 2020 wurde der Einsendeschluss von 1. Dezember 2020 auf den 18. Januar 2021 verschoben. Trotz zusätzlicher Schulschließungen wurden zahlreiche – in den Klassen gefertigte – Bilder auch noch im Januar abgegeben.
„Das haben wir auch den zahlreichen engagierten Lehrerinnen und Lehrern zu verdanken, die die Werke persönlich hinterlegten oder per Post verschickten“, sagte Idrisu. Am 28. Januar 2021 um 18 Uhr wurde zur Preisverleihung eingeladen. Statt vor Ort fand die Veranstaltung im digitalen Format statt. Bei einer Präsentation erhielten die Teilnehmenden einen Eindruck von der Vielfalt der Beiträge, und kurz darauf wurden die Preise – im digitalen Sinne – feierlich überreicht. Die Gutscheine, Sachpreise und Urkunden erhalten die Preisträgerinnen und Preisträger nun per Post.
In drei Altersstufen wurden herausragende Arbeiten ausgezeichnet. Besonders viele Beiträge gingen in der Altersstufe 6 bis 9 Jahre ein. Hier gab es knapp 80 Einsendungen.
Der erste Preis ist in jeder Altersklasse eine Polaroid-Kamera. Der zweite Preis umfasst ein Kreativ-Set; und als dritter Preis werden Büchergutscheine zugeschickt. Unterstützt wird die Kunstpädagogik im Museum durch die Förderung der Stadt Marburg, der Sparkasse Marburg-Biedenkopf (SKMB) und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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