Alt wird neu: Wirtschaftswissenschaftliche Bibliothek wiedereröffnet

Die wirtschaftswissenschaftliche Bibliothek der Philipps-Universität wurde am Freitag (19. Juli) feierlich wiedereröffnet. Eine mehrjährige Sanierung des historischen Gebäudes an der universitätsstraße war vorausgegangen.
Der im Stil der nordischen Backsteingotik errichtete Bau war von 1900 bis 1946 das erste eigene Haus der Universitätsbibliothek. „Hinter dem neogotischen Gebäude und dem historistischen Interieur aus der Zeit um 1900 verbirgt sich die zukunftsfähige Technik des 21. Jahrhunderts, die den Studierenden alle digitalen Möglichkeiten bietet“, erklärte Bibliotheksleiterin Dr. Katja Heitmann. „Das Charmante an der Bibliothek Wirtschaftswissenschaften ist dieses Zusammenspiel zwischen Vergangenheit und Zukunft: ein moderner Kommunikations- und Lernort in historischem Ambiente.“
Das Bauwerk ist größtenteils im Originalzustand erhalten und als Einzelkulturdenkmal eingestuft. Daher wurde die Bibliothek in der ersten Etage des Gebäudes ab August 2016 in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege saniert und umgebaut. Seit Oktober 2018 stand sie den Nutzerinnen und Nutzern bereits wieder im Probebetrieb zur Verfügung.
Ein wesentlicher Teil der Sanierung war der Brandschutz. Außerdem wurden die zweigeschossigen – von Galerien umschlossenen – Lesesäle saniert und umgebaut.
Die Sanitärbereiche wurden denkmalgerecht erneuert. Die historischen, wie im Original mit einer Bierlasur dunkel getönten Regale sowie die Galerien und die Farbgebung machen die kleine Bibliothek zu einem besonderen Ort.
Alles andere als historisch sind Möblierung und technische Ausstattung, die sich aus einem zeitgemäßen Nutzungskonzept ergeben: Neben Einzelarbeitsplätzen stehen den Studierenden des Fachbereichs nun auch Gruppenarbeitsplätze und Lounge-Bereiche zur Verfügung. Alle Lese- und Arbeitsplätze wurden mit neuester Technik ausgestattet.
Diese Ausstattung sowie ein ausgefeiltes Beleuchtungskonzept und eine verbesserte Akustik tragen viel dazu bei, die Bibliothek zu einem angenehmen Lernort zu machen. Insgesamt rund 175.000 Printmedien sowie 5.000 elektronische Publikationen aus dem Bereich Wirtschaftswissenschaften stehen den Studierenden und Lehrenden hier zur Verfügung.
Die Sanierung wurde vom Architekturbüro Kindt aus Wallau in Zusammenarbeit mit dem Dezernat Gebäudemanagement und Technik der Universität durchgeführt. Die Baukosten belaufen sich auf rund 1,2 Millionen Euro.
Das Gebäude Universitätsstraße 25 wurde von 1897 bis 1900 nach Plänen der Architekten Berhard Zölffel und Aegidius Hubert Gronewald für die Universitätsbibliothek errichtet. Von 1946 an beherbergte das Haus für mehr als 20 Jahre die Bestände der Preußischen Staatsbibliothek. Nach deren Umzug nach Berlin wurden schließlich im Jahr 1977 die wirtschaftswissenschaftlichen Bibliotheken in dem Gründerzeitbau zusammengeführt.
Die Universitätsbibliothek hatte 1967 einen Neubau in der Wilhelm-Röpke-Straße bezogen. Heute befinden sich in dem Gebäude in der Universitätsstraße die Bibliothek der Wirtschaftswissenschaften sowie das Dekanat und weitere Einrichtungen des Fachbereichs.
Noch immer lässt sich an der Fassade des Gebäudes die Bibliotheksnutzung ablesen. Das Bauwerk wurde in drei Trakte gegliedert, die unterschiedliche Funktionen übernahmen.
Links befindet sich ein Büchermagazin, dessen schmale, hohe Fenster nicht zu viel Licht nach innen dringen lassen; rechts der eigentliche Bibliothekstrakt mit Lesesälen und Räumen für die Verwaltung. Dazwischen ist ein zwei- – später dreigeschossiger – Mittelbau mit Eingang und Treppenhaus.
Bis heute verdient ein Bauteil – das Büchermagazin – besonderes Augenmerk: Es ist mit dem zur Bauzeit neuartigen „Lipman-Regalsystem“ ausgestattet.
Es wurde in Decke und Boden mit Metallstreben verankert, zwischen denen die Regalböden variabel eingehängt werden konnten. Die Regale sind im Originalzustand erhalten und werden auch heute noch genutzt.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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