„Die Erwachsenen blubbern.“ Mit dieser Aussage ihrer Kinder beendete Angela Dorn am Samstag (6. April) ihre kurze Rede im TaSch.
Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst (HMWK) sprach zum Abschluss der 24. Kinder- und Jugendtheaterwoche „KUSS“ im Theater am Schwanhof (TaSch). Dabei hob die Marburgerin die besondere Bedeutung der kulturellen Bildung für Kinder aller sozialen Millieus hervor. Das KUSS-Motto „Theater sehen und Theater spielen“ verwirkliche diese Forderung in hohem Maße, sagte die neue Ministerin.
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies wiederholte in weiten Teilen seine Rede zur KUSS-Eröffnung am Sonntag 31. März). Neu war allerdings seine öffentliche Bereitschaft, gemeinsam mit dem Land Hessen für eine verbesserte Finanzierung des Hessischen Landestheaters Marburg (HLTM) einzutreten. Zuvor hatten die beiden Intendantinnen Eva Lange und Carola Unser den Wunsch nach mehr Geld geäußert.
Ausführlich dankten sie allen Beteiligten beim KUSS-Festival. Die lange Liste der Gewürdigten reichte von Bühne, Beleuchtung und Maske über Ton und Organisation sowie die Praktikantinnen bis hin zum Festivalleiter Jürgen Sachs. Auch in Europa sei es heutzutage nicht selbstverständlich, ohne Einschränkungen und Anfeindungen Theater machen zu können, betonten sie nochmals.
Als Letzter in der langen Reihe der Grußworte sprach Jürgen Bandte als Vorsitzender des Freundeskreises des Hessischen Landestheaters. Auch bei der 24. Ausgabe des Festivals hatte der Verein wieder einen Preis von 2.000 Euro für die beste Inszenierung ausgelobt. Kinder aus der Jury würdigten sodann die drei Erstplatzierten.
Den 3. ?Preis erhielt „DAS BESONDERE LEBEN DER HILLETJE JANS“ vom echtzeit-theater in Münster. Das Stück handelt von einer jungen Frau, die sich als Junge verkleidet und auf einem Schiff anheuert. Am Ende steigt sie bis zum Kapitän auf, bevor ihr Geheimnis gelüftet wird.
Mit dem 2. Preis wurde das Puppentheaterstück „Der Vogel anderswo“ vom Theater der jungen Welt in Leipzig ausgezeichnet. In der Inszenierung von Stephan Wolf-Schönburg erzählt der Puppenspieler Soubai Shami die Geschichte seiner eigenen Flucht von Syrien nach Deutschland aus dem Blick seines Vogels. Das Tier verlässt seinen Käfig in Damaskus, um seinem Freundhinterherzufliegen.
Der 1. Preis und damit 2.000 Euro gehen an das Teater Pero in Stockholm für „ASTONS STEINE“. Die Geschichte nach einem Bilderbuch von Lotta GEFFENBLAD hat Peter Engkvist inszeniert. Sie handelt von einem kleinen Hund, der Steine sammelt, um sie zu bewachenund zu beschützen.
„Wenn ein Theater ein Ideal von Zusammenleben vermittelt, wenn es Szenen und Bilder mit Liebe zum Detail entstehen lässt, wenn es uns zu besseren Menschen macht und wenn es als Inszenierung durch herausragendes Handwerk überzeugt, dann hat es den ersten Preis verdient“, erklärte die siebenköpfige Jury aus Kindern und Erwachsenen in ihrer Preisbegründung.“ Die drei Schauspieler*innen überzeugen mit ihrem feinen Spiel einer Familie mit ihrem kleinen Jungen Aston, der einen Stein findet, dann weitere sammelt und sie mit nach Hause nimmt, um sie dort zu versorgen. Mit unendlicher Geduld ertragen die Eltern seine Sammelleidenschaft.“
Mit ihrem authentischen und scheinbar mühelosen Spiel voller tänzerischer Elemente und perfekter Pantomime – immer exakt abgestimmt auf die Hintergrundgeräusche – zögen die Schauspieler sowohl die Kleinen wie auch die Großen in ihren Bann. „Durch ihre zarte, spielerische Art und die musikalische Untermalung bringen die Schauspieler Themen wie Liebe, Freundschaft, Verständnis und Abschied jedem Zuschauer nahe. Ohne zu belehren, zeigt dieses berührende Stück den liebevollen und geduldigen Umgang miteinander in einer Familie, wie sie sich jeder wünscht.“
Mit einer kurzen Videobotschaft bedankte sich eine Vertreterin des Teaters Pero auf Englisch, Schwedisch und Deutsch für die Auszeichnung. Zwischenzeitlich hatte die Truppe – ebenso wie die Träger des 2. preises aus Leipzig – das Festival in Marburg wieder verlassen.
Nach knapp einer Stunde begann dann endlich das Gaspspiel des COMEDIA Theaters aus Köln. Die Vorjahrespreisträger haben mit „Das doppelte Lottchen“ eine witzige Bearbeitung der Kinderbuch-Geschichte von Erich Kästner nach Marburg mitgebracht. Den Marburger Kinder- und Jugendtheaterpreis 2018 hatten die Kölner für ihr Jugendtheaterstück „Tigermilch“ erhalten.
* Franz-Josef Hanke