„Hoffentlich wird der Regen nicht doller“ denke ich, während wir zur Demostration laufen. Wie in ganz Deutschland findet die Demonstration „Fridays for Future“ am Freitag (15. März) auch in Marburg statt.
Mein blinder Kollege und ich ziehen uns an. Er setzt seine Kappe auf und holt seine Jacke. Dann gehen wir los zur Demo.
Auf dem Weg sehen wir Leute, die bunte Plakate und Transparente (Transpis) tragen. Auf eines der Plakate ist eine Sanduhr gemalt. Durch die Uhr rieselt aber kein Sand, sondern Wasser, das vorher Eis war.
Deutschlandweit demonstrieren heute 300.000 Menschen. In Marburg gibt es gleich drei Demonstrationszüge. Für die Aktiven aus den umliegenden Schulen gibt es eine Demonstration von der Leopold-Lucas-Straße aus. Für Schüler von außerhalb gibt es eine Demonstration vom Hauptbahnhof und für alle anderen startet eine Demonstration vom Marktplatz. Das Ziel von allen ist das Erwin-Piscator-Haus (EPH).
Auf dem Markplatz angekommen, führe ich meinen Kollegen erst einmal durch eine Menge junger Menschen. Währenddessen sehe ich bekannte Gesichter. Wir halten an einem Platz, wo nicht so viele Leute sind. Ich ziehe los, um Bekannte zu begrüßen und treffe meinen Bruder.
Insgesamt waren auf dem Marktplatz circa 1.000 Leute. Zusammen laufen wir in der Menge umher und gehen schließlich zu meinem Kollegen.
Die Demo beginnt um 12 Uhr. Ich frage mich, warum sie nicht um fünf vor 12 uhr anfängt.
„Fridays for Future“ ist eine Aktion, die weltweit Demonstrationen für ein Umdenken in der Umweltpolitik veranstaltet. Meist finden sie während der Schulzeit statt. Die Schüler streiken für das Klima. Weltweit finden an diesem Tag mehr als 1.000 Schülerdemonstrationen auf allen sechs Kontinenten statt.
Während wir beim Demonstrationszug mitlaufen, hält sich mein Kollege an mir fest. „Früher waren Demos nicht so schnell“, klagt er. Um uns herum sind viele bunte Plakate, Menschen jeden Alters laufen mit.
Die meisten sind zwischen 10 und 20 Jahre alt. Sie skandieren im Chor: „Wir sind hier! wir sind laut! weil ihr unsere Zukunft klaut!“. Mein Kollege ruft immer wieder Sätze wie „Politiker, die beste Tugend: hört auf die Warnungen der Jugend!“ in die Menge; aber am lautesten sind die Kinder.
Am Hanno-Drechsler-Platz gibt es einen Stau, da wir auf den Demonstrationszug von der Leopold-Lukas-Straße treffen. Auch während wir alle stehen, werden Lieder gesungen und mein Kollege ruft Parolen.
Dabei herrscht eine ausgelassene Stimmung. Wir gehen weiter. Beim „Garten des Gedenkens“ stehen Autos, die wegen uns nicht weiterfahren können. Jugendliche erheben warnend den Zeigefinger, um die Autofahrer zum Umsteigen zu motivieren.
Vor uns laufen der Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und die Landrätin Kirsten Fründt. Es gibt auch eine Gruppe von Menschen mit Rasseln, die einen Höllenlärm erzeugt.
Auf einem Transpi steht „Früher war der Fisch in Plastik – heute ist das Plastik im Fisch“. Wir laufen weiter, vorbei an Menschen, die den Politikern mit Parolen Paroli bieten wollen.
Auf dem Platz vor dem EPH bleiben wir stehen und warten auf eine Kundgebung oder ähnliches. Man hört aber nichts außer den Sprechchören der Jungen Leute. Dann sehe ich ganz in der Ferne Menschen auf einem Podium stehen. Rund herum sind viele Leute. Man hört nichts, denn die Veranstalter haben keine großen Boxen.
Wir wollen uns nicht vordrängen und gehen deshalb in einen Dönerladen. Das Essen ist sehr lecker und ich trinke einen Softdrink.
Als wir herauskommen, steht die Menge immer noch vor dem EPH und lauscht Reden. Die Polizei schätzt die Zahl der Teilnehmer auf 3.000 Personen. Wir glauben aber, dass es deutlich mehr sind.
Insgesamt war es eine schöne Demonstration. Die stimmung war heiter und erfrischend. Es ist ermutigend, dass so viele junge Menschen in Marburg demonstrieren gehen.
Ich kann mich noch gut an eine etwa gleichgroße Demonstration gegen Atomkraft aus meiner Jugend erinnern. Dabei waren damals aber nicht ansatzweise so viele Menschen Jugendlichen Alters wie heute.
* Luca Mittelstaedt
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