Angeregt: „TRUST“ soll wissenschaftliche Daten schützen

Ein Training zum Umgang mit sensiblen Forschungsdaten hat die Stabsstelle Forschungsdatenmanagement der Philipps-Universität entwickelt. Für ihr Projekt „TRUST“ erhält sie 20.000 Euro.
Der Name eines Systemkritikers aus einem autoritären Staat oder der Wohnort einer Informantin aus dem rechtsextremen Milieu sind nur zwei Fälle, in denen der Schutz von personenbezogenen Daten in wissenschaftlichen Kontexten höchste Priorität erfordert. Im Projekt „TRUST“ wollen Studierende unterschiedlicher Disziplinen im Wintersemester selbständig Konzepte zum Schutz sensibler Forschungsdaten erarbeiten. Das Vorhaben ist eins von fünf Projekten, die im Ideenwettbewerb „Wissenschaft im digitalen Wandel“ des Forschungszentrums Jülich im Rahmen eines Projekts des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit einem Preisgeld prämiert wurden.
„Heutzutage erfassen und verarbeiten Forschende ihre Daten meist digital“, erläuterte Prof. Dr. Joachim Schachtner. „Insbesondere, wenn es sich dabei um sensible Informationen wie zum Beispiel Personendaten handelt, bestehen hohe Anforderungen an die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.“
Als Vizepräsident ist er an der Philipps-Universität für Informations- und Qualitätsmanagement zuständig. „Es müssen rechtliche Vorgaben und sicherheitstechnische Aspekte berücksichtigt sowie ethische Fragen bedacht werden. Auf diese komplexe Aufgabe bereiten wir unsere Studierenden mit TRUST vor.“
Sensible Forschungsdaten entstehen in verschiedenen Kontexten: in der Medizin oder der empirischen Sozialforschung, aber auch in naturwissenschaftlich-technischen Bereichen, die von Industriespionage bedroht sind. Dr. Pierre Hecker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Marburger Centrum für Nah- und Mittelost-Studien (CNMS) und Kooperationspartner des Projekts TRUST, arbeitet selbst mit sensiblen Forschungsdaten. „Im Rahmen meiner Forschung führe ich Interviews mit Personen, die von autoritären Regimen nicht selten als subversiv eingestuft werden. Auch arbeiten einige meiner Kolleginnen und Kollegen vor Ort zu politisch sensiblen Themen. Es ist unbedingt notwendig sie vor möglichen Repressionen zu schützen, die auf Basis von mir erhobener Daten erfolgen könnten“, sagt Hecker.
TRUST besteht aus drei Teilen: Zu Beginn des Semesters werden in einer Einführungsveranstaltung die studentischen Arbeitsgruppen gebildet und die Fallbeispiele aus den verschiedenen Disziplinen vorgestellt. Über einen Zeitraum von zwei Monaten absolvieren die Studierenden dann Workshops zu verschiedenen Teilaspekten des Themas wie zum Datenschutz oder zu IT-Sicherheit. Auf einer Abschlussveranstaltung präsentieren die Arbeitsgruppen dann ihr jeweiliges Konzept und können sich mit Expertinnen und Experten austauschen.
Die Inhalte und Erfahrungen aus TRUST sollen im Anschluss auch anderen Hochschulen – insbesondere den Verbundhochschulen der Hessischen Forschungsdateninfrastrukturen (HeFDI) – zur Verfügung stehen. Sie können dann die Elemente von TRUST übernehmen und implementieren.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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