Am 6. Dezember kam der Nikolaus. Er stopfte Süßigkeiten in die Schuhe und verschwand dann wieder ganz ungesehen.
Das war vor mehr als 60 Jahren im katholischen Rheinland so und sicherlich ganz genauso auch noch vor 50 und 40 Jahren. Heutzutage aber stoßen sich viele am Gehilfen des „Heiligen Mannes“: Der „Knecht Ruprecht“ ist nämlich schwarz und hat eine Rute dabei, um den Kindern damit zu drohen.
„Blackfacing“ und „schwarze Pädagogik“ trafen bei diesem Brauch auf europäische Konolialgeschichte in Afrika und eine obrigkeitsgläubige Volksreligiosität. In die Schuhe stopfte der Nikolaus Mandarinen und Feigen oder Datteln sowie Spekulatius, der mit Gewürzen aus fernen Ländern veredelt war. Auch die Schokolade wurde aus Kakaobohnen hergestellt, die gewiss nicht im Rheinland geerntet und geröstet worden waren.
So ist der Nikolausbrauch also – nicht ohne Grund – in die Kritik geraten. Ohnehin essen die Kinder ja viel zuviel Süßkram! Und Säcke aus Jute findet man heutzutage auch nur noch selten, sodass Geschenke eher in Kartons verpackt werden als in solche Säcke.
In Filmen braustt der Nikolaus mit einem Schlitten über die Dächer der Häuser hinweg wie mit einem Hubschrauber. Oder ist das etwa der Weihnachtsmann? Die Grenzen verschwimmen ob des unterschiedlichen Brauchtums in den Niederlanden, dem Rheinland und den im Konsumrausch vereinigten Staaten von Amerika.
Schornsteine, durch die der Kleterer in die Wohnstube kommen könnte, sind längst Mangelware geworden. Sicherheitsschlösser versperren auch den findigsten Nikoläusen den Zutritt zu Häusern und Wohnungen, wo Kinder wohlmöglich warten auf sie. Nichts ist mehr, wie es war.
Kindheit, ade! Die „alten weißen Männer“ sollen gefälligst die Schnauze halten! Die sind doch sowieso zu nichts mehr nutze, wenn sie nicht arbeiten!
Die Jungen haben was gegen garantierte Rentenniveaus und gesellschaftliche Solidarität. Jede ist sich selbst die Nächste! Wenn die dann aber mal in die Jahre kommen und nicht mehr so können wie jetzt, dann ist wahrscheinlich nichts und niemand mehr da, ihnen zur Seite zu stehen.