Im Rahmen eines Festakts wurde die neue Universitätsbibliothek nach dreiwöchigem Probebetrieb in den ordentlichen Betrieb überführt. Befremden äußerte der AStA Marburg über die fehlende Beteiligung der Studierenden
Neben den hessischen Staatsministern für Wissenschaft und Kunst sowie für Finanzen waren auch Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und Akteure des Planungs- und Bauprozesses sowie aus Politik und Universität geladen. Auch Vertreterinnen und Vertreter der Verfassten Studentenschaft waren geladene Gäste beim Festakt.
„Wir begrüßen die Bestrebungen der Universitätsleitung, die Universität zurück in den Stadtkern zu holen“, erklärte der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA). „Des Weiteren freut es uns, dass mit dem neuen Gebäude ein zeitgemäßer und barrierearmer Raum entstanden ist, der für viele StudentInnen eine gute Umgebung zum lernen und arbeiten bietet.“
Es bleibe jedoch in hohem Maße verwunderlich, dass die Einweihung eines solchen Ortes ohne Berücksichtigung der etwa 26.000 Studierenden stattfinden konnte. Während Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Stadt- und Landespolitik, aus Universitätsverwaltung und den – an der Entstehung des Baus beteiligten – Konzernen als namentlich geladene Gäste in den ersten Reihen reservierte Sitzplätze erhielten und darüber hinaus Reden auf der Bühne hielten, wurden Studierende nur zur musikalischen Begleitung und – als Mitarbeitende von Bibliothek oder Studentenwerk – zum Servieren von Sekt und Häppchen berücksichtigt. Die Repräsentanten des AStA und damit die Vertretung von über 26.000 Studierenden und der mit Abstand größten Nutzergruppe der Universitätsbibliothek wurden weder für die offizielle Eröffnung um einen Redebeitrag oder eine Stellungnahme angefragt, und auch die anwesende Presse habe sich nicht für Meinungen aus der StudentInnenschaft interessiert.
Fast schon ironisch sinnbildlich erscheint es dem AStA, dass die immerhin elf VertreterInnen aus der StudentInnenschaft auf Plätzen in den letzten Reihen und teilweise mit Blick auf eine Betonsäule vorlieb nehmen mussten. Tarek Shukrallah zeigte sich dieser Situation gegenüber konsterniert: „Es ist irritierend, wenn kein Wort aus der Selbstverwaltung der StudentInnen auf dem Programm vorgesehen ist. Auch die fehlende Repräsentation von Organen des AStA auf dem Gelände um die neue Bibliothek wirft die Frage auf, ob die beschworene Wertschätzung mehr ist als ein Lippenbekenntnis.“
AStA-Vorstand Fabian Rocke ergänzte dazu: „Auch die neue Universitätsbibliothek kann nicht über den desolaten Zustand der bestehenden Räumlichkeiten – beispielhaft angeführt seien hier die geisteswissenschaftlichen Institute – und das massive Haushaltsdefizit hinweg trösten, das mittelfristig massive Einsparungen bei Lehre und Personalstellen mit sich bringen wird. Wir sehen uns mit der Situation konfrontiert, dass einigen Studiengängen die Abschaffung droht.“
Zwar wurden die neuen Gebäude den entsprechenden technischen Standards angepasst oder übertreffen sie sogar, jedoch zeigt der Vergleich universitärer Räumlichkeiten auch die gravierenden Mängel in Ausstattungsfragen des Gebäudebestands auf. Nach Einschätzung des AStA herrscht dringender Handlungsbedarf, zu dem VertreterInnen aus Politik, Universitätsleitung und verfasster StudentInnenschaft nach einer gemeinsamen Lösung suchen müssen. „Das geht nur mit und nicht ohne uns.“, erklärte Rocke abschließend.
* pm: AStA Marburg