Demokratie erneuern: Netzwerkrat als Vorbote für Bürgerräte

Einen „Netzwerkrat“ hat das Marburger Netzwerk für Demokratie und gegen Rassismus gegründet. Ihm gehören zwölf Persönlichkeiten der Stadtgesellschaft an.
Der neue Netzwerkrat soll in die Gesellschaft hineinwirken. Noch besser könnte er das, wenn auch eine behinderte Person darin vertreten wäre. Doch die benannten Vertreterinnen und Vertreter werden die Belange auch von benachteiligten Personengruppen gewiss nicht außer Acht lassen.
Mit der Benennung des Netzwerkrats scheint indes ein Thema auf, das am 9. Juni 2024 ddie Stadt Marburg künftig noch mehr in den Blick nehmen sollte: Viele Bürgerinnen und Bürger fühlen sich – aus unterschiedlichsten Gründen –
nicht wirklich vertreten durch die Politik und ihre Institutionen. Besonders deutlich wurde das beim gescheiterten Bürgerentscheid zum Mobilitäts- und Verkehrskonzept „MoVe 35“.
Wie wäre es denn, wenn die Stadt einen „Bürgerrat zur Zukunft Marburgs“ einberiefe? Nach bestimmten Kriterien sollten die Teilnehmenden so ausgelost werden, dass sie einen möglichst repräsentativen Querschnitt der Stadtbevölkerung repräsentieren. Sie sollten sich dann selbst ihre Fragestellung erarbeiten, die letztlich das Ziel angehen müsste, wie sich die Stadt Marburg in zehn, 20 oder 25 Jahren mit ihrer Infrastruktur und ihren sozialen Angeboten aufstellen könnte.
Noch wichtiger wäre ein solcher „Bürgerrat“ für den Landkreis. Sein Thema müsste der Schutz des Ländlichen Raums vor weiterer Ausblutung und Ausdünnung der Infrastruktur sein. Letztlich zu klären wäre die Frage, welche Infrastruktur für eie generationengerechte Gemeinde unerlässlich ist.
Die Vernachlässigung der vermeintlichen „Randbereiche“ zugunsten der Zentren ist ein elementarer Fehler der politischen Entscheidungen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten: Wer Dörfer und ganze Regionen abhängt, der stößt die Menschen dort massiv vor den Kopf. Das widerspricht fundamental dem demokratischen Gleichbehandlungsgebot und den Werten der Solidarität. Wenn die Landbevölkerung sich dann von der Demokratie abwendet, darf das niemanden mehr wundern.

* Franz-Josef Hanke

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