„ProPraxis“ hat die Lehrerausbildung an der Philipps-Universität in den vergangenen drei Jahren erfolgreich weiterentwickelt. Deshalb gibt es mehr Praxis, mehr Didaktik und mehr Beratung.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt nun mit 3,6 Millionen Euro für weitere fünf Jahre im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“. Für die zweite Förderphase ist unter anderem geplant, den Austausch mit externen Partnerinnen und Partnern der Lehrerbildung auszubauen und in neuen Veranstaltungsformaten das künftige Lehrpersonal auf den Umgang mit gesellschaftlichen Herausforderungen vorzubereiten.
„Über 90 Prozent der Studierenden im Projekt ProPraxis sehen sich durch das Marburger Modell gut auf die schulische Praxis vorbereitet“, sagte Uni-Vizepräsidentin Prof. Dr. Evelyn Korn. Das sei „ein toller Erfolg“.
Kernelement des Marburger Modells, das im Rahmen des Projekts „ProPraxis“ entwickelt wurde, sind die sogenannten Marburger Praxismodule (MPM). Zur Zeit sind sie fester Bestandteil in elf von 22 Fächern im Studiengang Lehramt an Gymnasien. In der zweiten Förderphase werden sie allen Lehramtsstudierenden zur Verfügung stehen.
Die MPM verknüpfen die Theorie der fachwissenschaftlichen Disziplinen mit der Praxis des Schulunterrichts. Das geschieht nicht erst im Klassenzimmer.
Damit Studierende im späteren Berufsleben auch tatsächlichen Fachunterricht gestalten können, benötigen sie nicht nur viel Wissen über ihr Fach, sondern auch vertieftes Wissen über dessen Perspektive auf die Welt. Fester Bestandteil der fachwissenschaftlichen Bildung ist deshalb die fachdidaktische Auseinandersetzung mit den Kernideen des jeweiligen Fachs.Weiterhin können sich die Studierenden bei Schulpraktika in ihrer Rolle als Lehrkraft erproben, die Bedeutung ihres fachlichen Wissens im Unterricht reflektieren und so eine neue Perspektive auf die Rolle der universitären Fachbildung für die schulische Praxis entwickeln.
„Durch dieses doppelte Praxisverständnis konnten wir die Lehrerbildung ganz neu ausrichten“, erklärte Korn. Mit der Entwicklung der MPM verbunden war der Aufbau eines flächendeckenden Angebots zur Eignungsberatung im Lehramtsstudium, das die Lehramtsstudierenden gezielt darin unterstützt, ihre eigene professionelle Entwicklung in den Blick zu nehmen. Beide Maßnahmen waren eng verbunden mit der Weiterentwicklung des Zentrums für Lehrerbildung (ZfL) zum leistungsstarken Kern der Lehrerbildung an der Philipps-Universität.
„Wir haben in den vergangenen drei Jahren ein innovatives Klima für die gesamtuniversitäre Lehrerbildung erzeugt“, jubelte Korn. Die Anschlussfinanzierung ermögliche es, diese erfolgreiche Weiterentwicklung des Lehramtsstudiums nachhaltig und forschungsbasiert fortzuführen und damit den rund 2.600 Studierenden im Studiengang Lehramt für Gymnasien eine sehr gute Ausbildung anzubieten.
Dafür sollen unter dem Dach des ZfL universitäre und schulische Akteure der Lehrerbildung zusammenkommen. In diesem sogenannten „ProfiLab“ werden dauerhaft Foren und Arbeitsgruppen etabliert, um die Lehrerbildung gemeinsam weiterzuentwickeln. Zusätzlich wird die Universität im Rahmen des Projekts ein curriculares Modell entwickeln, um gesellschaftliche Herausforderungen fachlich und bildungswissenschaftlich als schulpraktische Aufgabe adressieren zu können. Die Philipps-Universität integriert künftig stärker gesellschaftlich relevante Themen wie beispielsweise Heterogenität/Inklusion und Digitalisierung.
Dafür werden aufeinander bezogene Lehrveranstaltungen in den Fachwissenschaften, den Fachdidaktiken sowie den erziehungs- und gesellschaftswissenschaftlichen Studienteilen entwickelt. Weiterhin wird die Eignungsberatung zu einer professionsbezogenen Beratung ausgebaut und fest im Studium verankert, um Schülerinnen und Schüler im Übergang zur Universität und Studierende bis in den Vorbereitungsdienst zu begleiten.
*pm: Philipps-Universität Marburg