Ohne Berührungsängste: Anregungen und Austausch beim Tag der Lehre

Gemeinsam Lehre gestalten wollten die Anwesenden beim Achten „Tag der Lehre“ der Philipps-Universität am Donnerstag (21. November). Er befasste sich mit dem Thema „Partizipatives Lehren und Lernen“.
Auch in diesem Jahr gab es beim „Tag der Lehre“ der Philipps-Universität vielfältige Möglichkeiten der Inspiration und des Austauschs für die eigene Lehrpraxis. In verschiedenen Formaten. Darunter waren eine Keynote, Workshops, Austauschformate und Thementische zu bereits ausgezeichneten Lehrprojekten, konnten Lehrende und Lehrinteressierte der Universität Marburg am Donnerstag (21. November) partizipative Lehr- und Lernmethoden kennenlernen und über Einbindungsmöglichkeiten und Herausforderungen in der Lehre diskutieren.
Mit dem Lehrpreis „Lehre@Philipp“ würdigte die Philipps-Universität darüber hinaus zum achten Mal Projekte, die Lehre weiterentwickeln oder ganz neu denken. Insgesamt wurden in diesem Jahr über 27.000 Euro Preisgeld vergeben und zwei Projekte ausgezeichnet.
„An der Universität Marburg leben wir den Anspruch, Lehre gemeinsam und innovativ zu gestalten“, sagte Uni-Vizepräsidentin Prof. Dr. Kati Hannken-Illjes bei der Preisverleihung. „Heute zeichnen wir zwei herausragende Lehrprojekte aus, die auf beeindruckende Weise neue Perspektiven für das Lernen, die Reflexion und die gesellschaftliche Relevanz unserer Lehre eröffnen. Ich gratuliere unseren engagierten Preisträgerinnen und Preisträgern ganz herzlich zu dieser verdienten Auszeichnung.“
Alina Oschwald und Pius Kern vom Fachbereich Psychologie möchten mit dem Projekt „Lebendige Erfahrungen – Audio-Narrative von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Lehre“ Audioaufnahmen von Betroffenen erstellen, in denen sie ihre persönlichen Erfahrungen und Geschichten schildern. Dadurch soll eine diverse Sammlung an Lehrmaterialien entstehen, die verschiedene psychische Erkrankungen und individuelle Merkmale wie Alter oder Gender umfasst. Ein Fokus soll auf den Perspektiven von Kindern und Jugendlichen sowie spezifischen Herausforderungen in dieser Altersgruppe liegen. Anhand der Berichte von Betroffenen können sich Studierende realitätsnah mit Themen der Klinischen Psychologie auseinandersetzen mit dem Ziel, psychische Erkrankungen und ihre Behandlung in Theorie und Praxis besser zu erfassen.
Dieses Vorgehen soll unter anderem die kritische Reflexion über die Anwendung, Möglichkeiten und Grenzen diagnostischer Klassifikationssysteme anregen. Durch die authentischen Zeugnisse können Studierende über theoretisches Wissen hinaus ein empathisches Verständnis für die Lebensgeschichten und sozialen Kontexte von Betroffenen erhalten. Die Audio-Narrative sollen die universitäre Ausbildung in der Psychologie praxisnäher gestalten. Eine Videovorstellung des Projekts ist online auf youtu.be/XcKEfyqS6NQ erreichbar.
Beim Projekt „Verfahren gegen Reichsbürger*innen – wehrhafte Demokratie verstehen und erklären“ von Prof. Dr. Stefanie Bock vom Fachbereich Rechtswissenschaften und Dr. Henning de Vries vom Internationalen Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse (ICWC) sollen sich Studierende anhand des Verfahrens gegen die Reichsbürgerinnen und Reichsbürger um Heinrich Prinz Reuß in Frankfurt vertieft mit dem Konzept der wehrhaften Demokratie auseinandersetzen und ihre Beobachtungen und Ergebnisse für eine breite Öffentlichkeit allgemeinverständlich aufbereiten. Konkret geht es darum, sich mit der Bewegung der Reichsbürger auseinanderzusetzen, die kommunikative Bedeutung rechtsstaatlicher Verfahren als Reaktion auf die Umsturzpläne zu analysieren und die damit verbundenen Herausforderungen herauszuarbeiten. In diesem Kontext sollen die Studierenden im Rahmen des Projekts ihre Auseinandersetzung mit dem Verfahren, den Hintergründen der Tat und der Tätergruppe in ein nachvollziehbares Format der Wissenschaftskommunikation übertragen, das sachlich informiert und Verschwörungserzählungen entgegentritt.
Dabei sollen die Studierenden eigenständig Formate und Konzepte entwickeln, wobei sie auf die – am ICWC vorhandenen – Plattformen zurückgreifen können. Für eine möglichst breite Öffentlichkeitswirkung sollen verschiedene Formate kombiniert werden. Das können beispielsweise eine Website, Podcasts, Videos auf Instagram oder Andres sein. Die Videovorstellung des Projekts ist abrufbar unter youtu.be/7iim65NbPSw.
Der Lehrpreis „Lehre@Philipp“ zeichnet vor allem Projekte aus, die eine sichtbare Innovation in die Lehre einbringen oder zur Verbreitung von Konzepten beitragen, die sich bereits in der Erprobung befinden. Auch Projekte, die Diversität fördern beziehungsweise diversitätssensible Lehre stärken, sind besonders förderungswürdig. Weitere Kriterien des Lehrpreises „Lehre@Philipp“ der Philipps-Universität sind unter anderem die Förderung von Motivation und Begeisterung für das Fach, eine gute Verknüpfung von Theorie und Praxis und die Förderung des Dialogs zwischen Lehrenden und Studierenden.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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