Feuer im Forst: Feuerwehr bereitet sich auf Waldbrände vor

Die Marburger Feuerwehr bereitet sich auf gefährliche Waldbrände vor. Dazu hat sie ein Konzept zum Schutz der Bevölkerung ausgearbeitet.
Waldbrände sind unberechenbar und können sich unglaublich schnell ausbreiten. Sie sind eine besondere Gefahr für Mensch und Tier – und hinterlassen große Zerstörung in der Natur. Durch Hitze und Trockenheit steigt auch in Marburg jedes Jahr das Risiko von solch verheerenden Waldbränden und anderen Vegetationsbränden. Die Marburger Feuerwehr bereitet sich daher auch speziell auf diese gefährlichen Einsätze vor.
Bilder von voll in Flammen stehenden Wäldern, dicken Rauchsäulen am Himmel oder Brandbekämpfenden im tagelangen Einsatz kannte Deutschland bisher vor allem aus dem Süden Europas. Doch in Deutschland und auch in Marburg steigt das Risiko von Waldbränden mit zunehmenden trockenen und heißen Sommern. Und in Marburg gibt es mit rund 5.200 Hektar Wald eine Menge Holz, das in Brand geraten kann.
„Ein Waldbrand bedeutet dabei nicht nur, dass einfach Holz abbrennt, sondern dass Menschen und Tiere, Dörfer und Ernten in Gefahr sind, wenn die Flammen sich weiter rasend schnell ausbreiten und nicht eingedämmt werden können“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Um bestmöglich auf einen solchen Ernstfall reagieren zu können, hat ein Team aus Marburger Feuerwehrleuten ein Konzept zur Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden erstellt. Denn für die besonderen Gefahren und Herausforderungen von Wald-
und Vegetationsbränden braucht es anderes Wissen und andere Ausrüstung als für Einsätze in brennenden Gebäuden. Darüber hinaus bietet Marburg mit seiner besonderen Topographie mit steilen Hängen nochmal besondere Herausforderungen.
Seit 2018 arbeitet die Feuerwehr daran. Sie hat bereits notwendiges Material und einen Löschwassertank mit einem Fassungsvermögen von 10.000 Litern angeschafft. Denn eine der größten Herausforderungen bei Waldbränden ist, eine ausreichende Wasserversorgung zu ermöglichen.
Was für ein Feuer ist es und wie schnell breitet es sich aus? Wie hoch stehen die Flammen? Welche Farbe hat der Rauch und aus welcher Richtung kommt der Wind? Wo kommt Wasser her? Und wo sind Fluchtmöglichkeiten für Einsatzfahrzeuge und Feuerwehrleute?
Das wird zuerst erkundet, bevor die Einsatzleitung festlegt, wie das Feuer bekämpft wird. „Bei der Wahl der Taktik steht dabei immer im Vordergrund die Sicherheit der Einsatzkräfte und der Bevölkerung“, betonte Spies. „Schon bei der Anfahrt zu dem Brand kann man anhand der Form und der Farbe der Rauchsäule mehr über die Art und das Verhalten des Feuers erfahren“, erklärte Feuerwehrchefin Carmen Werner.
Ist der Rauch dicht und weiß, dann ist das Brennmaterial sehr feucht und die Brandintensität niedrig. Bei dunkelgrauem Rauch ist die Vegetation trocken und das Feuer brennt sehr intensiv. Das gefährlichste und herausforderndste Feuer erwartet die Einsatzkräfte, wenn der Rauch schwärzlich oder bronzefarben ist. Dann ist die Vegetation sehr trocken und das Feuer wütet mit extremer Intensität.
Auch die Höhe der Flammen spielt eine Rolle: Bis zwei Metern Höhe wird die Feuerwehr eine offensive Taktik verfolgen, um das Feuer zu löschen. Der effektivste Weg ist, das Feuer gegen den Wind von vorne anzugreifen.
Das birgt aber auch die höchsten Gefahren für die Feuerwehrleute. Deshalb wird das in der Regel nur bei Flammen gemacht, die kniehoch schlagen. Am sichersten sind die Einsatzkräfte, wenn sie sich mit dem Wind bewegen und die Flanken des Feuers angreifen.
Eine besondere körperliche Herausforderung sind Brände im Gelände, das mit Fahrzeugen nur schwer zu erreichen ist. Dabei schultern die Feuerwehrleute Löschrucksäcke und Transportrucksäcke für Schläuche, rüsten sich mit Waldbrand-Hacken und anderem Material aus, um das Feuer einzudämmen. Ist das Feuer in einem Bereich, der befahrbar ist, kommen außerdem wasserführende Fahrzeuge zum Einsatz. Die Kombination beider ist besonders effektiv.
Ab zwei Metern Flammen-Höhe oder wenn das Feuer sich zu schnell ausbreitet, wird zunehmend eine defensive Taktik verfolgt, um das Feuer kontrolliert auslaufen zu lassen. Das dient vor Allem dem Schutz der Einsatzkräfte.
Straßen oder Flüsse können natürliche Grenzen sein, um die Ausbreitung des Feuers zu verhindern – es können aber auch Streifen angelegt werden, um ein Hindernis für das Feuer zu schaffen. Aber: das ist eine extreme körperliche Herausforderung, wenn sie nur mit Handwerkzeug angelegt werden können.
Weitere Schutzmaßnahmen sind etwa, dass Feuerwehrleute den Einsatzort nur nach einer Überprüfung auf Kohlenmonoxid-Vergiftung verlassen dürfen. Außerdem muss die Einsatzleitung darauf achten, dass Sonnenschutz-Sprays verwendet werden, es ausreichend Getränke und Pausenzeiten im Schatten gibt. „Unsere Feuerwehrleute riskieren immer wieder ihre eigene Gesundheit, um ihre Mitmenschen bestmöglich zu schützen“, sagte Spies. „Deswegen ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie bestmöglich ausgerüstet, geschützt und geschult sind und auch im Einsatz auf sich selbst achten.“
Die aktuelle Schutzkleidung der Marburger Feuerwehrleute ist für Waldbrandbekämpfung geeignet. Grundausstattungen für die ersten Maßnahmen bei Wald- oder Vegetationsbränden gibt es an allen Feuerwehr-Standorten –
und zusätzlich zentral gelagertes Material im Bevölkerungsschutzlager der Stadt. Im Falle eines Wald- oder Vegetationsbrands werden die zuständigen Feuerwehren durch den Waldbrandbekämpfungszug unterstützt.
Der Zug verfügt über Spezialgeräte, die Einsatzkräfte sind speziell geschult. Fertig gepackte Container sind in Sekundenschnelle verfügbar. So sollen die Stadtteil-Wehren entlastet werden, sie können sich gezielt auf die effektiven Erstmaßnahmen konzentrieren.
Das speziell auf die Marburger Topographie abgestimmte Konzept zur Bekämpfung von Waldbränden und anderen Vegetationsbränden hat eine Expertengruppe aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Feuerwehrleuten erstellt. Es legt unter anderem fest, wie die Organisation an der Einsatzstelle aufgebaut wird, wie die Versorgung der Feuerwehrleute sichergestellt ist und wie die Kommunikation läuft. „Großen Dank an die Expert*innen, deren Wissen aus verschiedenen Bereichen rund um Ausrüstung, Ausbildung, Logistik, Wasserversorgung, Luftunterstützung und vielem mehr hier eingeflossen ist“, zollte Oberbürgermeister Spies. „Dieses Wissen und dieses Engagement sind unbezahlbar; und damit tragen unsere Feuerwehrleute einmal mehr dazu bei, uns und unsere Stadt bestmöglich zu schützen.“
Spies ergänzte: „Nun ist es an den Stadtverordneten, unsere Expert*innen zu unterstützen und ihnen die notwendige Ausrüstung und die Mittel für Ausbildung und Großübungen bereitzustellen.“ Das Konzept wurde im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt. Nunsoll es entsprechende Ausbildungen geben mit Fokus auf dem Schutz der Feuerwehrleute. Den Abschluss soll eine Großübung mit rund 250 Einsatzkräften bilden.
Danach geht es aber weiter: „Selbstverständlich wird die AG Waldbrand das Konzept regelmäßig überprüfen und kontrollieren, wie wirksam unsere Einsatztaktiken sind“, erklärte Werner. Sie ist die Leiterin der Marburger Feuerwehr.

* pm: Stadt Marburg

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