Mit ihrer Geschichte in der NS-Zeit setzt sich die Philipps-Universität weiterhin auseinander. Dazu hat sie ein Portal zur Geschichte der Universität im Nationalsozialismus freigeschaltet.
Die Philipps-Universität setzt sich weiterhin mit ihrer Geschichte während der Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Einen entsprechenden Beschluss hat der Senat der Universität im März 2022 gefasst: „Die Philipps-Universität steht in der Verantwortung, sich weiterhin kritisch mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit und der ihrer ehemaligen Universitätsangehörigen auseinanderzusetzen. Besonders vor dem Hintergrund der letzten Jahre, in denen Antisemitismus und Rechtsextremismus wieder erstarkt sind, soll eine kritische Erinnerungskultur dazu beitragen, Hass und Hetze entgegenzuwirken.“ Vor diesem Hintergrund entstand das Portal „Die Philipps-Universität –
Wissenschaft – Politik – Gesellschaft im Nationalsozialismus“. Es soll Informationen zur weiteren Vertiefung zusammenführen mit dem Ziel, einen kritischen Umgang mit dieser Zeit anzustoßen und eine weitere wissenschaftliche Erforschung anzuregen.
Das Portal ist als eine erste Version angelegt, die weiter ausgebaut werden soll. Ein wichtiger Baustein dafür ist, dass sich die Anliegen und Fragen aus der Universität wiederfinden, ebenso Ergebnisse aus Lehrveranstaltungen und aus Forschungsvorhaben und Fragestellungen und Anregungen aus der Bevölkerung.
Das Portal bietet verschiedene thematische Zugänge, die vielschichtige Aspekte des Universitätslebens während der Zeit des Nationalsozialismus beleuchten. Dabei werden nicht nur die Mitglieder der Universität und ihre formale Verfasstheit betrachtet, sondern auch die Interaktion mit Marburg und der Region sowie Aufgaben der Universität als Institution in der Zeit des Nationalsozialismus.
Wie in der gesamten Bevölkerung gab es im Nationalsozialismus auch an der Philipps-Universität Opfer und Täter. Von 1933 bis 1945 erlebten viele Menschen in Forschung und Studium Entrechtung und Verfolgung, etwa durch den Raub ihres Eigentums, Zwangsarbeit oder Entlassung. Das geschah an und durch die Universität. Zum Beispiel wurde der Sprachwissenschaftler Hermann Jacobsohn im April 1933 aus politischen Gründen entlassen. Am 27. April 1933 nahm er sich daraufhin das Leben.
Ein Beispiel dafür, wie die gezielte Militarisierung akademischer Ausbildung im Nationalsozialismus umgesetzt wurde, ist die Abteilung für Luftfahrt, die 1934 am Institut für Leibesübungen der Philipps-Universität aufgebaut wurde. Universitäten und Sporthochschulen wurden in die weitere zivile und zunehmend militärische Ausbildung und Forschung in der Luftfahrt einbezogen.
Die Philipps-Universität lädt alle Interessierten dazu ein, das Portal zu erkunden und dazu beizutragen, es beständig weiter auszubauen. Abrufbar ist es unter www.uni-marburg.de/portal-ns-geschichte.
* pm: Philipps-Universität Marburg