Um mehr über die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung in der Praxis sowie Unterstützungsangebote für Arbeitgeber zu erfahren, fand das Forum „Arbeitsmarkt und Inklusion: Potenziale für mittelhessische Betriebe“ statt.
Dazu hatte der Arbeitskreis „Neue Wege zur Fachkräftesicherung“ in die Buderus Arena eingeladen. Knapp 25 Teilnehmende tauschten sich in einem offenen Dialog über ihre Erfahrungen und auch Herausforderungen aus. Zwei Unternehmen berichteten von ihren praktischen Erfahrungen und gaben viele Impulse für die Diskussion. Larissa Albohn von der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber Gießen und Sprecherin des Arbeitskreises Neue Wege zur Fachkräftesicherung im Regionalmanagement Mittelhessen moderierte die Veranstaltung.
Egon Hohl, Inhaber der Firma Logo-Tex aus Wetzlar berichtete von einer Mitarbeiterin mit schwerem Tourette-Syndrom. Die Mitarbeiterin hatte bereits erfolgreich eine Ausbildung zur Fachkraft Mediengestaltung in dem Unternehmen abgeschlossen. Ziel war es nun, die Beschäftigung langfristig zu sichern und einen leidensgerechten Arbeitsplatz zu schaffen.
Dafür konnte ein auf die Bedürfnisse angepasster Büroraum ausgebaut werden. Da die Intensität der Symptome tagesabhängig ist und auch im Tagesverlauf schwankt, ist die angepasste Arbeitsumgebung als „Rückzugszimmer“ notwendig. Die Kosten konnten durch eine Förderung und einen niedrigen Eigenanteil des Unternehmens finanziert werden.
Unterstützt wurde Herr Hohl durch Monika Mundt, Fachberaterin für Inklusion der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber (EEA) im Lahn-Dill-Kreis. Mundt betonte, dass der Arbeitsplatz mehr an den Menschen angepasst werden muss und nicht der Mensch für den Arbeitsplatz angepasst werden sollte. So lassen sich gute Lösung sowohl für Menschen mit Behinderung und Betriebe erzielen.
Die EEA sind in allen Landkreisen Hessen aktiv und beraten Arbeitgeber rund um das Thema Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung und vermitteln zu passenden Ansprechpersonen in den Kommunen und zu Förderangeboten. Finanziert werden der Service sowie die Förderungen durch die Ausgleichsabgabe von Unternehmen, die verpflichtet sind Menschen mit Behinderungen einzustellen, dies aber in der Praxis nicht umsetzen. In Hessen standen im Jahr 2022 rund 58 Millionen Euro daraus zur Verfügung.
Im zweiten Teil der Veranstaltung berichtete Uwe Eckhardt von SKT Solmser Kunststofftechnik über die Einstellung seines schwerbehinderten Kindes ins Unternehmen. Durch eine schwere Erkrankung war sein Sohn gezwungen, eine bereits begonnene Ausbildung abzubrechen. Nach einer weiteren Tätigkeit, die nicht mit der Behinderung vereinbar war, wechselte er zu SKT Solmser Kunststofftechnik.
Eckhardt übernahm selbst die Einarbeitung seines Sohnes im Unternehmen. Dadurch konnte er auf die individuellen Bedürfnisse besser eingehen. Eine lange Einarbeitungszeit half bei der Inklusion im Unternehmen.
Unterstützt wurde das Unternehmen durch die Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar. Die Agentur förderte eine dreimonatige Probebeschäftigung, indem die Lohnkosten komplett übernommen wurden. Dirk Köhler, der Arbeitsvermittler und Reha Spezialist im Arbeitgeberservice der Agentur, begleitete das Unternehmen dabei.
Ziel der Unterstützung ist es eine dauerhafte Beschäftigung und auch Weiterbildung zu ermöglichen. Köhler betonte, dass man in der Praxis vieles auch ausprobieren muss und er immer bereit ist, Alternativen zu ermöglichen. Beispielsweise wurde während der Probebeschäftigung festgestellt, dass eine Vollzeitstelle zu belastend für den Beschäftigten war und zu krankheitsbedingten Ausfällen führte. Durch eine Reduktion der Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche mit Gleitzeit konnte eine einfache Lösung gefunden werden.
Zum Abschluss der Veranstaltung berichtete Andreas Joneck, Geschäftsführer der Bundesliga-Betreibergesellschaft des RSV Lahn-Dills über die Entwicklung des Vereins und den Rollstuhlbasketball. Der Verein und der Sport insgesamt haben in den vergangenen Jahrzehnten enorm an Bekanntheit gewonnen. Neben der Professionalisierung des Sports ist dabei auch der Akzeptanzgewinn in der breiten Öffentlichkeit ein großer Gewinn für Menschen mit Behinderung. Nach dem Vortrag hatten die Teilnehmenden selbst die Möglichkeit, unter Anleitung Rollstuhlbasketball auszuprobieren.
Eine inklusive Unternehmenskultur ist ein wichtiger Schritt, um den Herausforderungen des Arbeitsmarktes zu begegnen und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Durch Inklusion am Arbeitsmarkt können Unternehmen unter anderem potenzielle Beschäftigte gewinnen und die langfristige Bindung von qualifizierten Mitarbeitenden fördern. Arbeitgeber können hier auf ein breites Unterstützungsangebot bauen.
Das Regionalmanagement Mittelhessen stärkt und vermarktet den Wirtschafts- und Hochschulstandort in der Mitte von Hessen. Der Schulterschluss aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ist in den Themenfeldern Infrastruktur, Bildung und Fachkräfte sowie Forschung und Innovation tätig.
Im Regionalmanagement Mittelhessen haben sich alle Handwerkskammern, Hochschulen, Industrie- und Handelskammern, Landkreise und die vier großen Städte mit dem Verein Mittelhessen zusammengetan, um Strategien für die Region zu planen und Projekte gemeinsam umzusetzen.
*pm: Regionalmanagement Mittelhessen