Marburg beteiligt sich am internationalen Aktionstag gegen die Todesstrafe. Unter dem Motto „Cities for Life“ erstrahlt das Rathaus in Grün.
Mit dem Aktionstag „Cities for Life“ wenden sich Städte gegen die Todesstrafe. Auch die Stadt Marburg schließt sich dieses Jahr wieder an. Rund 300 Städte in Deutschland möchten damit die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit – gerade in Krisenzeiten wie diesen – auf die Menschenrechte und den Wert des Lebens lenken.
Seit 2002 und somit schon seit 21 Jahren wird der Aktionstag der „Cities for Life“ mit Veranstaltungen zur Sensibilisierung der Zivilgesellschaft durchgeführt, um eine Kultur der Achtung des menschlichen Lebens zu stärken. „Die Todesstrafe verstößt gegen die Menschenwürde“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Die Welt wäre eine bessere, wenn wir dieses Relikt aus früheren Zeiten überwinden könnten.“
In Deutschland beteiligen sich fast 300 Städte an dem Aktionstag. Unterschiedliche Aktionen werden gestaltet. Darunter sind zum Beispiel Lesungen mit Dichter*innen, Begegnungen mit Zeug*innen oder Projekte in Schulen.
Mehrere Male hat Papst Franziskus alle Menschen guten Willens aufgerufen, eine Kultur der Wertschätzung und des Friedens im Einsatz gegen Gewalt und auch gegen die Todesstrafe zu verbreiten. Er bezeichnet die Todesstrafe als „eine unmenschliche Maßnahme, die in jeglicher Weise ihrer Anwendung gegen die persönliche Würde verstößt“. Im Dezember wird die UN-Generalversammlung eine neue Resolution für ein weltweites Moratorium für die Todesstrafe verabschieden in der Hoffnung, die Bewegung für die universale Abschaffung der Todesstrafe weiter zu stärken.
Am 27. Mai 2022 stimmte die Nationalversammlung der Zentralafrikanischen Republik per Akklamation für die Abschaffung der Todesstrafe, die noch vom Präsidenten der Republik zu verkünden ist. Afrika ist somit auf dem Weg, nach Europa der zweite Kontinent ohne Todesstrafe zu werden. Im Juni 2022 wurde in Kasachstan die neue Verfassung durch ein Referendum akzeptiert, worin die Todesstrafe nicht mehr vorkommt. Insgesamt ist über einen längeren Zeitraum hinweg allgemein eine Abnahme der Todesurteile und Hinrichtungen festzustellen, auch wenn Angaben nicht immer überprüft werden können.
Leider bleiben besorgniserregende Nachrichten nicht aus. Im Iran ist die Todesstrafe gegen Protestierende ein aktuelles Thema. Insbesondere sind aus Krisengebieten steigende Vollstreckungszahlen zu registrieren.
Todesurteile werden häufig wegen Drogendelikten verhängt und sind nicht selten von Diskriminierung der Ärmsten und Schwächsten geprägt. Auch können regimekritische Äußerungen zu Todesurteil und Hinrichtung führen, wie das in diesem Jahr in Myanmar geschehen ist. Daher bleibt die Bedeutung dieses globalen Einsatzes für eine Kultur des Lebens dringend erforderlich.
Die Gemeinschaft „Sant’Egidio“ ist eine christliche Laienbewegung in zirka 70 Ländern der Welt, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt. Seit 1998 engagiert sie sich gegen die Todesstrafe und setzt sich mit der „World Coalition against the Death Penalty“ für ihre universale Abschaffung ein. Sie hat 2002 die Aktion „Cities for life – Städte für das Leben“ ins Leben gerufen. Der 30. November wurde für den Aktionstag gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana als erster Staat der Welt Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte. Mitglieder von Sant’Egidio pflegen weltweit Hunderte von Brieffreundschaften mit Todeskandidaten und sind weltweit im Einsatz für eine Humanisierung der Haftbedingungen in Gefängnissen insbesondere in Afrika engagiert.
Die Stadt Marburg hat in den vergangenen Jahren zum Aktionstag das Rathaus grün angestrahlt, um ihre Haltung sichtbar zu machen – für die Achtung der Menschenrechte und der Menschenwürde. Weitere Informationen gibt es unter www.santegidio.org beziehungsweise nodeathpenalty.santegidio.org/en.
* pm: Stadt Marburg