Kohle kein Korn: Acht Projekte beim „Tag der Lehre“ ausgezeichnet

Der erste „Tag der Lehre“ fand am Mittwoch (22. November) im Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas statt. Für ihre Projekte im Rahmen des Wettbewerbs „Lehre@Philipp“ zeichnete Universitäts-Vizepräsidentin Prof. Dr. Evelyn Korn dort acht Lehrende und eine Studentin aus.
„Viele tolle Ideen blühen im Verborgenen, stellte Korn fest. „Wir möchten die Sichtbarkeit für neue Lehrmethoden und -konzepte erhöhen und eine Plattform schaffen, um diese fest in der Lehre zu verankern.“
In der anschließenden Podiumsdiskussion kamen die Preisträgerinnen und Preisträger untereinander und mit dem Publikum über ihre Lehrmethoden ins Gespräch. Gewonnen haben acht Projekte aus unterschiedlichen Fachbereichen. Darunter sind ein digitales Lernspiel in der Linguistik, Live-Votings in volkswirtschaftlichen Vorlesungen oder ein Projekt, in dem Studierende der Bildenden Kunst und der Psychologie gemeinsam psychologische Kinderbücher entwickeln.
„Mit dieser Auszeichnung möchten wir das Engagement der Lehrenden und Studierenden honorieren“, erklärte Korn. „Sie haben sehr kreative Ideen entwickelt, die die Qualität der Lehre an der Universität Marburg stärken werden.“
Ausgezeichnet wurden acht Lehrende. Für die Umsetzung ihrer Masterarbeit in der Lehre erhielt außerdem die Studentin Lisa Reimann eine Förderung.
Im Anschluss an die Preisverleihung referierte Dr. Birgit Szczyrba vom Zentrum für Lehrentwicklung der TH Köln zum Thema „Was inspiriert Lehrende und Lernende?“. Dabei betonte sie: „Inspiration lebt vom Unbekannten und davon, dass man sich einfach traut.“
Auch das Feedback der Lernenden sei von zentraler Bedeutung. Das solle aber über das reine Ausfüllen von Fragebögen am Ende eines Seminars hinausgehen.
Über ihre Evaluationsmethoden diskutierten auch die Preisträger mit Szczyrba und Dr. Katja Franz bei der anschließenden Podiumsdiskussion. Die Anonymität von Fragebögen sei oftmals hilfreich; dennoch schätzten alle Lehrenden den Dialog mit ihren Studierenden.
In Vorlesungen und Seminaren müsse den Studirenden ermöglicht werden, kritische Fragen zu stellen und die Lehrmethoden zu hinterfragen. Denn manche Idee sei vielleicht nicht perfekt, könne aber andere zu neuen Ideen inspirieren. Wichtig sei gegenseitige Wertschätzung, ein Bezug der Lehrinhalte zum wahren Leben und nicht zuletzt Spaß.
Prof. Dr. Thomas Bauer vom Fachbereich Mathematik und Informatik erhält den Konzeptpreis mit einer Förderung von 19.500 Euro für die Verbesserung der Studieneingangsphase in der Mathematik. Viele Studierende haben hier Wissenslücken. Sie sollen evidenzbasiert durch die Anpassung der Anfängervorlesung geschlossen werden.
Dr. Tobias Breuer vom Fachbereich Physik möchte das Laborpraktikum in der Physik didaktisch modernisieren. Das Preisgeld von 18.850 Euro wird er nutzen, um den Studierenden das freie Experimentieren zu ermöglichen.
Die Studentin Lisa Reimann vom Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften entwickelte ein Online-Lernspiel für die Linguistik. Durch den Preis für ihr Konzept und die damit verbundene finanzielle Förderung von 7.000 Euro kann sie das „Serious Game“ nun auch als App für Smartphones umsetzen.
Prof. Dr. Hanna Christiansen vom Fachbereich Psychologie und Prof. Klaus Lomnitzer vom Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften animieren Studierende der Kunst und der Psychologie, gemeinsam psychologische Kinderbücher zu erschaffen. Diese Bücher können in der Arbeit mit Kindern, Eltern und Therapeuten eingesetzt werden und sind eine Methode des fachbereichsübergreifenden Lernens. Die Lehrenden erhalten für ihr Konzept 4.000 Euro.
Dr. Antje van Elsbergen vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie erhält eine Förderung von 7.300 Euro für die Entwicklung inklusiver Prüfungsformen. Ihre Methode sieht die Isolation verschiedener Sinne – etwa des Sehsinns mit speziellen Brillen – vor. Damit möchte sie den Studierenden einen neuen Zugang zu Sammlungsobjekten ermöglichen und ihre Wahrnehmung aller Sinne in der Kunstvermittlung stärken.
Dr. Stephan Imhof vom Fachbereich Biologie möchte in der Lehre so nah wie möglich an die Realität. Deshalb müsse man den Hörsaal auch mal verlassen. Seine Methode sieht vor, den Botanikkurs im Freien digital zu unterstützen.
Studierende können vor Ort mit Hilfe mobiler Endgeräte „assoziative Anker“ setzen, die ihnen eine Merkhilfe für theoretische Inhalte sein können. Die Methode wird mit 4.500 Euro gefördert.
Prof. Dr. Elisabeth Schulte vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften möchte Feedback zwischen und von Studierenden für die Lehrenden stärker nutzen. Durch die Rückmeldung können Studierenden ihren Lernfortschritt besser einschätzen.
Der Einsatz digitaler Hilfsmittel ermöglicht eine Feedbackkultur auch in großen Gruppen. Ihre Methode wird mit 5.500 Euro gefördert.
Dr. Alissa Theiß vom Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften möchte Studierenden neue Wege der Kunstvermittlung im Bereich der mittelalterlichen Literaturwissenschaft zeigen. Ihre Methode wird mit 13.000 Euro gefördert. Sie verknüpft Germanistik und Kunstwissenschaft und stärkt das interdisziplinäre Arbeiten mit einem blended-learning-Ansatz und der Möglichkeit, Präsenzveranstaltungen und E-Learning zu kombinieren.
Insgesamt gab es 22 Einreichungen im Wettbewerb „Lehre@Philipp“. Vorgabe des Wettbewerbs war, eine sichtbare Innovation in die Lehre einzubringen oder zur Verbreitung von Konzepten beizutragen, die sich bereits in der Erprobung befinden.
Weitere Kriterien waren unter anderem die Förderung von Motivation und Begeisterung für das Fach, eine gute Verknüpfung von Theorie und Praxis sowie die Förderung des Dialogs zwischen Lehrenden und Studierenden. Die Gesamtfördersumme beträgt rund 80.000 Euro.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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