Elisabeth-Blochmann-Platz: Demo ohne Menschen am 5. Mai

Demo

Demo ohne Menschen am Elisabeth-Blochmann-Platz. (Foto: Bernd Gökeler)

Eine „Demo ohne Menschen“ hat am Freitag (5. Mai) auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz stattgefunden. Am „Europäischen Protesttag zur Gleichstellung Behinderter“ wollte die Veranstaltung damit auf das Fehlen von Menschen in Pflege und sozialen Berufen hinweisen.
Der 5. Mai ist der „Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit und ohne Behinderung“. „Vor der Pandemie haben wir an diesem Tag auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz Stände aufgebaut“, erinnerte sich Bernd Gökeler von der Multiple-Sklerose-Selbsthilfegruppe Marburg. „Diesmal wollten wir wirklich mal unseren Protest ausdrücken.“
Als dessen Vorsitzender vertrat Gökeler bei der Aktion das „Netzwerk für Teilhabe und Beratung“ (NTB). Das ist der Trägerverein der „Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung“ (EUTB) Marburg-Biedenkopf. Organisator der Protestaktion war die Kreisgruppe Marburg-Biedenkopf des Paritätischen Hessen. Mit einbezogen war das „Aktionsbündnis 5. Mai“.
20 lebensgroße Holzfiguren standen auf dem Platz vor der Mensa am Erlenring. Darüber spannte sich ein Stahlnetz mit Löchern, die mit Flatterband gekennzeichnet waren. „Das sollte das Soziale Netz ausdrücken“, erklärte Gökeler.
Die Holzfiguren mit den Umrissen stehender Menschen hatte das Lebenshilfewerk Marburg konfektioniert. Die Figuren ausgesägt hat das „Kinderzentrum Weißer Stein Marburg-Wehrda“. Zum Ende der Veranstaltung durften Anwesende diese Figuren bemalen oder beschriften.
„Menschlichkeit entsteht nur mit Menschen“, hatte Gökeler selbst auf eine Figur geschrieben. „In den Pflege- und Beratungseinrichtungen wie auch in der Behindertenhilfe fehlt Personal. Der Fachkräftemangel trifft uns besonders hart, weil wir wegen unserer Behinderung dringend auf die Unterstützung von Menschen angewiesen sind.“
An der „Demo ohne Menschen“ hatten trotzdem gut 40 Menschen teilgenommen. Neben Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Organisationen und Gruppen sowie Betroffenen einer Behinderung hielten auch Landrat Jens Womelsdorf und Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies kurze Begrüßungsreden.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Dirk Bamberger begrüßte die Anwesenden in Deutscher Gebärdensprache (DGS). Damit erinnerte er daran, dass gehörlose Menschen im Alltag oft von der Kommunikation ausgegrenzt werden. Eine Übersetzung in die Sprache mit Händen und Gesten hatten auch die Veranstalterinnen und Veranstalter vom Marburger Bündnis für den Aktionstag aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit nicht eingeplant.
„Nur 13 Prozent der Befragten konnten bei einer repräsentativen Umfrage den Begriff Inklusion erklären“, berichtete Gökeler. Auch in Marburg gebe es da noch viel zu tun. „Auch wenn die Figuren aus dünnem Holz ausgesägt wurden, werden wir noch dicke Bretter bohren müssen auf dem Weg zu wirklicher Inklusion“, betonte der Rollstuhlfahrer abschließend.

* Franz-Josef Hanke

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