Brüder-Grimm-Preis: Susanne Lepsius erforscht Medien des Rechts

Die Philipps-Universität ehrt Prof. Dr. Susanne Lepsius mit dem Brüder Grimm-Preis 2022. Ihr Thema sind die Medien des Rechts.
Mit dem Brüder-Grimm-Preis 2022 ehrt die Philipps-Universität die Rechtshistorikerin Prof. Dr. Susanne Lepsius. Damit würdigt sie ihre hervorragenden Leistungen auf den Forschungsgebieten der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Die Verleihung des mit 5.000 Euro dotierten Brüder Grimm-Preises fand am Freitag (5. Mai) in der Aula der Alten Universität statt.
Mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit steht die Preisträgerin ganz in der Tradition der Namenspatrone des Preises, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Marburg Rechtswissenschaften studiert und ihre Sprachforschung begründet hatten. „Wie vor ihr bereits die Brüder Grimm verbindet Susanne Lepsius in ihrer Arbeit kunstvoll die rechtswissenschaftliche Perspektive mit den Sichtweisen der Geschichts-, Sprach- und Literaturwissenschaften“, betonte Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss. „Ihre Forschung geht über einzelne Fachgebiete hinaus und findet in der Breite der Wissenschaften Beachtung.“
Lepsius ist Professorin für Gelehrtes Recht, Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte sowie Bürgerliches Recht an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Nach dem Studium der Geschichte und Rechtswissenschaften in Heidelberg und Chicago erfolgten Promotion und Habilitation an der Goethe-Universität Frankfurt. Ihre Forschungsinteressen erstrecken sich auf das sogenannte gelehrte Recht, die mittelalterliche Gerichtspraxis sowie die Wissenschaftsgeschichte der Rechtswissenschaft.
Mit der Analyse mittelalterlicher Rechtsgutachten erforscht sie die Fortwirkung grundlegender Strukturen in den europäischen Rechtsordnungen bis in das 19. Jahrhundert hinein. Methodisch interessiert sie sich besonders für die Medien des Rechts von Handschriften juristischer Traktate und Glossen, über Gerichtsakten bis zu symbolischen Handlungen vor Gericht.
Dabei geht es auch immer um die Frage, wie juridisches Wissen über Manuskripte, über den Buchdruck und nicht zuletzt durch eine Anleitungsliteratur zeitlich, räumlich und sozial sehr viel weiterverbreitet wurde, als dies die wissenschaftlichen Anfänge des Rechts in Europa hätten vermuten lassen. Derzeit arbeitet sie an einem Buch zur Bedeutung des Rechts in der mittelalterlichen Lebenswelt, das sich explizit auch an Leserkreise außerhalb juristischer und rechtshistorischer Fächer richtet.
„Über den Brüder-Grimm-Preis der Universität Marburg freue ich mich besonders, weil die Brüder Grimm als Mitglieder der Göttinger Sieben ein –
immer wieder neu zu deutendes – Symbol für die Wissenschaftsfreiheit sind“, betonte Lepsius. „Gerade das Programm des Juristen und Rechtshistorikers Jacob Grimm verstehe ich als wichtigen Impuls, Recht nicht nur als technisches, schwer zugängliches Expertenwissen zu marginalisieren, das von juristischen Eliten verwaltet wird. Vielmehr geht es in Forschung und Lehre darum, den Standort des Rechts, eines spezifischen Rechtsproblems und der Rechtsdurchsetzung von ihren Voraussetzungen zu interpretieren, sie in den jeweiligen zeitgenössischen Kontexten einzuordnen und dadurch nicht zuletzt auch die Vergangenheit insgesamt besser zu verstehen.“
Die Philipps-Universität verleiht den Brüder Grimm-Preis in der Regel alle zwei Jahre für hervorragende Leistungen auf den Forschungsgebieten der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, insbesondere den Sprach- und Literaturwissenschaften, der Volkskunde, der Rechtsgeschichte und der Geschichtswissenschaft. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Zu den früheren Preisträger*innen gehören unter anderem die Literaturwissenschaftlerin Maria Tatar im Jahr 2019, die Historikerin Heide Wunder 2017, die Autorin Ruth Klüger 2014 und Prof. Dr. Heribert Prantl aus der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung im Jahr 2012.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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