Anruf als Auslöser: Erfolgreicher Betrug am Telefon

Trotz aller Warnungen schafften es Betrüger, einen Senioren um seine Ersparnisse zu bringen. Das Betrugsopfer übergab ihnen am Donnerstag (16. März) im Gladenbacher Weg einen fünfstelligen Betrag
In einer schwarzen ledernen Geldtasche übergab das – Mitte 80 Jahre alte – Opfer gegen 17.50 Uhr, am vereinbarten Treffpunkt das Geld an einen –
zwischen 1,72 und 1,75 Meter großen – Mann mit kurzen dunklen Haaren. Der Abholer trug eine schwarze Basecap, eine schwarze Übergangsjacke, eine schwarze Stoffhose und dunkle Schuhe. Er ging nach dem Treffen zunächst zu Fuß weg.
Wer war am Donnerstagabend gegen 17.50 Uhr im Gladenbacher Weg? Wem ist die beschriebene Person dort aufgefallen? Wem ist dort ein fremdes Fahrzeug – eventuell ein Auto mit ortsfremdem Kennzeichen oder mit wartenden Insassen – aufgefallen?
Der Betrug am Telefon dauerte von 15 bis 18.30 Uhr. So lange verwickelten die Betrüger den Senioren in Gespräche und hielten ihn „in der Leitung“. Sie sorgten also dafür, dass der Mann keine Chance hatte, andere Anrufe zu tätigen oder über alles nachzudenken.
Zunächst meldete sich ein angeblicher „Hauptwachtmeister Steiner“. Er fragte nach den Personalien und den Familienverhältnissen und dann auch nach Namen und Wohnorten der Kinder. Die bekanntgegebenen Daten nutzte der Anrufer sofort aus, um sein Opfer zu schockieren.
Der Betrüger behauptete, dass die Tochter in einen tödlichen Verkehrsunfall verwickelt sei, sie daher in Untersuchungshaft müsse und ihr eine mindestens sechsjährige Haftstrafe drohe. Dann gab der Betrüger das Telefon an eine Frau weiter, die diese Geschichte bestätigte.
Wieder am Telefon, bot der Betrüger dem geschockten Senior, der tatsächlich gaubte, mit der Tochter gesprochen zu haben, einen Ausweg an. Er schlug die Hinterlegung einer Kaution bei der Gerichtskasse vor. Dazu simulierte er ein Telefonat mit der Staatsanwaltschaft, die der Kaution unter dem Vorbehalt der sofortigen Bezahlung einer ausreichend hoher Summe angeblich zustimmte.
Nach weiteren Fragen hinsichtlich des daheim vorhandenen Bargelds sollte diese Summe dann als Kaution reichen. Es folgten genaue Anweisungen für die geplante Übergabe an einen angeblichen Mitarbeiter der Gerichtskasse, der das Geld abholen könne.
Die Betrüger hielten ihr Opfer weiter hin. Sie beendeten erst gut 40 Minuten nach der Geldübergabe das Gespräch.
Bei diesem Fall zeigt sich wieder das skrupellose und perfide Vorgehen der Betrüger am Telefon. „Diese Straftäter schockieren ihre Opfer und nutzen den Zustand schamlos aus. Sie lassen ihm dann keine Chance mehr zum Nachdenken oder für andere Anrufe.
„Egal welche Story die Betrüger benutzen; alle haben eines gemeinsam: In dem Telefonat werden persönliche Daten erfragt und es geht letztlich irgendwie um Geld“, erklärte Polizeisprechher Martin Ahlich. Darum sollte man einfach auflegen – sobald es am Telefon darum geht. Das ist der wirksamste Schutz.“
Gerichte, Staatsanwaltschaft, Rechtsanwälte oder die Polizei rufen niemals an, um am Telefon über schwerwiegende Unglücksfälle, Festnahmen oder ein Vorkommen von bestimmten schweren Straftaten zu berichten. Sie fragen auch definitiv am Telefon nicht nach Daten, Namen, Familien- oder Vermögensverhältnissen und sorgen auch nicht für das Abholen.

* pm: Polizei Marburg

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