Ein Schaugarten ist Teil eines Nachbarschaftsprojekts in Wehrda. Er möchte Hülsenfrüchte retten und die Sortenvielfalt erhalten.
Ein „Hülsenfrüchte-Schaugarten“ im Marburger Stadtteil Wehrda ist eines von zwölf Projekten, das die Universitätsstadt Marburg in der diesjährigen Frühlingsrunde der „Nachbarschaftsprojekte im Klimaschutz“ bezuschusst hat. Auf einem Acker sind Erbsengänge, ein Bohnentunnel und verschiedene Beete entstanden, auf denen zum Teil fast vergessene Hülsenfrüchte wachsen.
Grüne und vielleicht auch gelbe Bohnen dürften den meisten Menschen bekannt sein. Unter den Schalen anderer Sorten finden sich aber auch Hülsenfrüchte in knalligem Pink und dunklem Lila, einfarbig, gefleckt oder gesprenkelt. Die Vielfalt ist riesig.
„Es gibt weltweit rund 18.000 verschiedene Sorten Hülsenfrüchte“, erklärte Tanja Neuschild, die in Wehrda einen Schaugarten für Hülsenfrüchte initiiert hat. 28 der Sorten sind in diesem Jahr bereits auf dem Acker gewachsen; und es sollen noch weitere hinzukommen.
Das „Global Beans Project“ – eine Initiative vom „Weltacker der Zukunftsstiftung Landwirtschaft“ – hatte weltweit dazu aufgerufen, solche Schaugärten anzulegen. Und so ist Wehrda Teil einer internationalen Gartenfamilie, zu denen auch Projekte in Kenia oder Japan gehören. In Marburg ist der Schaugarten buchstäblich eingebettet in ein Nachbarschaftsprojekt.
Auf einem Acker, den der Landwirt Tobias Müller den Beteiligten zur Verfügung gestellt hat, entstehen immer mehr Teilprojekte rund um einen „Lebensmittelpunkt“. Das zentrale Thema ist laut Neuschild „eine gesunde, klimafreundliche und soziale Ernährung“
Ihr gehe es darum, Angebote zu schaffen, die es den Menschen einfacher machen, etwas über diese Ernährung zu lernen; und sie umzusetzen. In diesem Jahr hat die Initiative bereits mehrere kleine Saisongärten angelegt und Gemüse angebaut – in Kooperation mit dem Verein „Ernährungsrat Marburg und Umgebung“.
Der Hülsenfrüchte-Schaugarten war vor allem für kleinere Besucherinnen und Besucher eine echte Attraktion: So mache beispielsweise ein begehbarer Bohnentunnel Lust, etwas über die Natur und Landwirtschaft zu lernen. Und nicht zuletzt die Farbenpracht der Früchte, die da wachsen, erfreue auch die Erwachsenen. Die Förderung durch die Stadt Marburg für das „Nachbarschaftsprojekt im Klimaschutz“ nutzte die Gruppe unter anderem für die Materialkosten, die zum Bauen des Gartens benötigt wurden, wie Bambusstäbe, Kordeln, einen Zaun sowie Material zum Bau von Bänken für den Gemüsegarten.
Das Saatgut beziehe sie zum großen Teil von einer kleinen Initiative, die sich der Rettung von alten Sorten verschrieben hat, berichtete Neuschild. Über ein Ehepaar aus der Nähe von Koblenz und dem „Slow Food“-Netzwerk kam zum Beispiel eine Erbsensorte namens „Kesselheimer Zuckererbse“ nach Wehrda, die damit nicht nur in ihrem ursprünglichen Raum rund um Koblenz wächst, sondern nun eben auch in Mittelhessen.
In diesem Jahr war die Brentano-Schule aus Lollar zu einem Aktionstag zu Gast im Schaugarten – mit Schülerinnen und Schülern, die zu einem Großteil einen Migrationshintergrund haben. Die Fahrkosten für ein Busunternehmen, dass die Schüler*innen zum Schaugarten brachte, waren ebenfalls durch die Fördergelder der Stadt Marburg abgedeckt. Bildungs- und Gemeinschaftsprojekte sind Teil des Beitrags, den der Schaugarten zum Gemeinwohl beitragen will.
Bis Montag (31. Oktober) nimmt die Universitätsstadt Marburg noch Bewerbungen für die Herbstrunde der „Nachbarschaftsprojekte im Klimaschutz“ entgegen. Wer ebenfalls tolle Ideen hat, kann seine Unterlagen bis dahin einreichen oder nimmt an der nächsten Frühlingsrunde bis zum 15. Mai teil. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Stadt unter www.marburg.de/NachbarschaftsprojekteKlimaschutz.
* pm: Stadt Marburg