Die Sommerzeit geht zu Ende. In der Nacht zum Sonntag (30. Oktober) findet wieder die alljährliche Zeitumstellung statt.
Der letzte Sonntag im Oktober verheißt eine Stunde mehr Schlaf. Wesentlich länger geschlafen haben indes die Verantwortlichen der Europäischen Union (EU). Seit vier Jahren haben sie es nicht geschafft, den deutlichen Mehrheitswillen der europäischen Bevölkerung umzusetzen.
Mehr als 80 Prozent der Teilnehmenden hatten sich im August 2018 bei einer Umfrage der EU gegen die alljährliche Umstellung auf Sommerzeit ausgesprochen. 4,6 Millionen Menschen hatten bei dieser Befragung mit abgestimmt. Trotz vollmundiger Versprechen einer Abschaffung der Zeitumstellung ist bislang aber nichts passiert.
Dass sich die EU-Mitgliedsstaaten in den vier Jahren seither nicht auf eine Festlegung der durchgehenden Uhrzeit geeinigt haben, ist ein Armutszeugnis für die Demokratie. Was soll die Bevölkerung von einer politischen „Führung“ erwarten, die ihre eindeutiigen Entscheidungen nicht ernst nimmt? Kann es angesichts dieser extremen Ignoranz +überhaupt noch verwundern, dass immer mehr Menschen ihr „Heil“ bei Rechtspopulisten und Verschwörungsideologen suchen?
Kann es angesichts dieses schlechten Vorbilds verwundern, dass Bundeskanzer Olaf Scholz darauf besteht, Anteile an einem Terminal im Hamburger Hafen an den chinesischen Staat zu veräußern? Besteht „Führung“ in der Politik mittlerweile darin, sich über die klaren Warnungen von sechst Ministerien, vom Bundesamt für Verfassungsschutz, der EU und anderen Staaten hinwegzusetzen, um kurzfristige Einnahmen auf Kosten der dauerhaften Sicherheit zu erzielen? Besteht das Merkmal von „Führung“ etwa drain, sich beratungsresistent von keinerlei klugen argumenten beeindrucken zu lassen?
Nach „Basta-Gerd“ hat die SPD wieder einen Kanzler an die Macht gehoben, der sich von fremden Kapitalinteressen korrumpieren lässt. Derweil bangt die Bevölkerung um ihr wirtschaftliches Überleben angesichts einer Inflation von mehr als zehn Prozent. Kalt werden wird es im Winter wohl und dabei doch zugleich heiß hergehen.
Schrittchen für Schrittchen hat die „unendliche Geschichte“ um die Zeitumstellung einen fast metaphorischen Charakter angenommen: Mit der Sommerzeit geht im Herbst nicht nur die behagliche Wärme der Sonne, sondern auch die Gewissheit, im Winter genügend Gas oder Öl für die Beheizung der eigenen Wohnung bezahlen zu können. Zugleich geht damit die Periode der Sorglosigkeit gegenüber Viren einher, die in der kalten Jahreszeit wieder mit Macht in Nasen und Rachen eindringen und danach den Körper befallen.
Eingeführt wurde die Sommerzeit im Jahr 1980. Zuvor hatte sie aber bereits zu Kriegszeiten existiert. Wenn sie jetzt weiterhin bestehen bleibt, dann mag das auch als Zeichen verstanden werden, dass die EU einen Krieg führt.
Allerdings könnten friedliche Menschen fragen, ob es sich dabei um einen Krieg gegen die Ukraine oder einen gegen die Bevölkerung Europas handelt. Schließlich verfolgt die EU weiterhin eine neoliberale Politik zugunsten von Großkonzernen gegen wirksamen und schnellen Klimaschutz. Wenn die EU so weitermaccht, wird sie wohl dauerhaft eine eiskalte Winterzeit schlimster sozialer Kälte mit gleichzeitiger Hitze und Hochwasser einläuten.
* Franz-Josef Hanke