Einen Blick hinter die Kulissen der 40. Marburger Sommerakademie konnten Interessierte am Freitag (28. Juli) werfen. Am Ende der zweiten Woche hieß es wieder „Sommerakademie transparent“.
Die Ateliers und Werkstätten waren für Interessierte geöffnet. Außerdem gab es Werkschauen und Präsentationen.
„Du willst einen Mehrfachdruck machen?“ Im Linol- und Holzschnitt-Kurs von Claas Gutsche sah Assistent Paul einer Teilnehmerin über die Schulter. „Zeichne Dir ein, wo die Platte liegt und fixiere sie“, lautete sein Tipp.
Über die Schulter und auf die Finger, hinter die Kulissen und in die Ateliers durften bei der „Sommerakademie transparent“ auch Besucher schauen. Für knapp 300 Teilnehmende aus Marburg, Hessen, Deutschland und dem europäischen Ausland ist die Sommerakademie eine Kreativwerkstatt auf Zeit.
Über 20 Kurse aus dem Bereich der darstellenden und der bildenden Kunst werden geboten. Sieben von ihnen starten neu am Montag (31. Juli).
Unter den Teilnehmern sind seit mehreren Jahren auch Stipendiaten aus den Marburger Partnerstädten. Bürgermeister Dr. Franz Kahle hieß sie bei der „Sommerakademie transparent“ explizit willkommen.
Zum 13. Mal wurden zwei Stipendien nach Poitiers vergeben. Zum siebten Mal standen zwei Plätze für Teilnehmer aus Sibiu in Rumänien zur Verfügung.
„Der internationale Charakter und der Austausch mit Kunstschaffenden aus unseren Partnerstädten ist eine der Besonderheiten der Marburger Sommerakademie, die mich auch persönlich außerordentlich freut“, sagte Kahle. Der Bürgermeister unterhielt sich beim anschließenden Rundgang angeregt mit den internationalen Künstlerinnen und Künstlern über ihre Arbeiten.
Aus Frankreich sind zwei junge Frauen zu Gast. Die 23-jährige Nathalie Rieb studiert bereits seit fünf Jahren Kunst in Poitiers. Auf die Sommerakademie aufmerksam wurde sie durch eine Freundin, die im vergangenen Jahr in Marburg gewesen ist.
Die intensive Arbeit in den Kursen sei etwas, das sie nie vergessen werde, sagte sie. Sie hat zum ersten Mal mit Linol- und Holzschnitt gearbeitet und zusätzlich den Kurs „Die lebendige Linie und strukturierte Flächen“ belegt.
Imane Hachem ist 28 Jahre alt und gebürtig aus dem Libanon. Sie studiert „Interactive Arts“ in Poitiers.
Zusätzlich zu den beiden Kursen, in denen sie gemeinsam mit Nathalie war, hat sie noch „Stockwirbeln und Stockkampf“ für sich ausprobiert. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie noch mehr Kurse wahrgenommen. Die beiden jungen Frauen sind begeistert von Marburg und freuen sich über die Chancen, die sich ihnen mit der Sommerakademie bieten.
Andrei Oancea aus Sibiu erklärte, er habe sich hier sofort zuhause gefühlt. „Marburg ist Sibiu 1.2“, meinte der 21-jährige Rumäne schmunzelnd.
Für ihn ist die Auseinandersetzung mit der Kunst etwas ganz Neues. Er studiert „Computer Science“ und arbeitet nebenbei für eine deutsche Firma im Bereich Maschinenbau. Bei der Sommerakademie hat er sich die Holzbildhauerei und das Reliefmodellieren entschieden.
Was ihr Alter angeht, gehören die Stipendiaten zu den zehn Prozent der Teilnehmenden, die Schüler oder Studierende sind. 34 Prozent befinden sich bereits im Rentenalter. Das Gros der Teilnehmer ist zwischen 30 und 65 Jahre alt.
Dass sich in den Kursen Menschen unterschiedlichen Alters mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen, Vorkenntnissen und anderen Interessen treffen, macht einen großen Reiz der Sommerakademie aus. Das gilt für Teilnehmende und Dozenten gleichermaßen.
Viele sind „Wiederholungstäter“ und kommen nicht zum ersten Mal. Dazu zählt zum Beispiel auch die Marburgerin Inge Sturm, die bereits zum vierten Mal dabei ist. Die gute Stimmung sei ausschlaggebend.
„Es herrscht eine wunderbare Atmosphäre“, bestätigte auch eine Teilnehmerin aus Lilian Haslers Bildhauereikurs. Die Geräusche der Werkzeuge locken Besucher an; und aus der Turnhalle dringt der Applaus des Publikums bei der Vorführung des Kurses „Clown in Bewegung“ von Selina Senti. Die Besucher sitzen auf Matten und im Zweifel auch auf dem nackten Boden der Turnhalle, um zuzuschauen, was sich die Teilnehmer in einer Woche erarbeitet haben.
Anemone Polands Kurs „Improvisation – Wenn die Wörter Theater machen“ hat ebenfalls eine Präsentation vorbereitet. In allen Ateliers und Werkstätten sind die Türen weit geöffnet. Nachfragen und Fachsimpeln sind alljährlich unbedingt erwünscht.
Wer die „Sommerakademie transparent“ verpasst hat, bekommt am Donnerstag (3. August) die Möglichkeit, an einem geführten Atelierrundgang teilzunehmen. Von 14 bis 16 Uhr gibt es einen Einblick in die Kurse der dritten Akademiewoche vom künstlerischen Leiter Martin Seidemann und Akademieleiterin Britta Sprengel. Dafür ist eine Voranmeldung bis Mittwoch(2. August nötig.
* pm: Stadt Marburg