Stephanie Theiss: Direktkandidatin der Grünen zur Bundestagswahl

Stephanie Theiss

Stephanie Theiss kandidiert für Die Grünen zum Deutschen Bundestag.

„Ohne uns kommt der Klimaschutz nicht schnell genug voran“, sagt Stephanie Theiss. „Die Bundesregierung musste ja sogar vom Bundesverfassungsgericht dazu gedrängt werden.“
Zur Bundestagswahl am Sonntag (26. September) bewirbt sich Theiss als Direktkandidatin der Grünen im Wahlkreis 171 „Marburg-Biedenkopf“. Geboren wurde die Studentin 1988 in Gießen. Aufgewachsen ist sie in BadEndbach-Günterod.
Nach dem Abitur in Gladenbach ging sie zum Studium der Geschichtswissenschaft nach Marburg. 2014 trat sie den Grünen bei. „Zur Kommunalwahl 2016 bin ich dann auch richtig aktiv geworden“, erinnert sie sich.
Seither sitzt Theiss im Kreistag Marburg-Biedenkopf. Seit der Kommunalwahl 2021 ist sie dort auch Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen sowie Mitglied der Marburger Stadtverordnetenversammlung (StVV).
Motivation ihres Engagements ist der Umwelt- und Klimaschutz. „Wir müssen jetzt handeln, damit wir die Pariser Klima-Ziele noch einhalten können“, erklärt sie. „Spätestens bis 2035 muss Deutschland klimaneutral werden“, fordert sie.
„Wenn es nach mir ginge, dann auch bereits 2030 oder sogar noch gerne früher, was natürlich einen riesigen Kraftakt bedeuten würde“, ergänzt sie. „Darum kandidiere ich auch für den Bundestag.“
Ansetzen möchte die angehende Historikerin bei der Verkehrswende. „Inzwischen ist es unstrittig, dass wir den Verkehr gerade im ländlichen Raum verbessern und dafür auch alte Bahnstrecken wieder reaktivieren müssen“, erklärt sie. „Dabei müssen wir aber auch neue Konzepte entwickeln, wie wir die Strecken besser an die Bedürfnisse der Bevölkerung anbinden können.“
Außerdem fordert Theiss, die vorhandene Infrastruktur besser zu pflegen, anstatt immer noch neue Autobahnen zu bauen. Dabei verweist sie auf den Ausbau der Autobahn A49 durch den Dannenröder Forst.
„Das ist ein Projekt aus den 70er Jahren“, erklärt Theiss. „Die Grünen waren von Anfang an dagegen. Die versprochenen Ausgleichspflanzungen werden wohl erst in Jahren wirksam werden, wennn überhaupt!“
Allerdings sei für den Autobahnbau der Bund zuständig. Darum hätten die Grünen das Bauvorhaben trotz ihrer Regierungsbeteiligung in Hessen nicht aufhalten können, erklärt Theiss. „Die Entlastung der Anwohner an der B3 vom Lärm des Autoverkehrs zwischen Marburg und Kassel hätte man durch eine Umgehungsstraße viel umweltfreundlicher hinkriegen können“, meint sie.
Wichtig ist der Studentin auch der Ausbau des Radwegenetzes. „Hier kommen wir langsam voran“, stellt sie fest. „Aber da muss noch sehr viel mehr passieren!“
Die Entsiegelung des Bodens ist ein weiterer wichtiger Aspekt beim Klimaschutz, erläutert Theiss. „Wir müssen die Stadt ebenso mit mehr Grün gestalten wie die Dörfer ringsum. Auch die Dachbegrünung kann da weiterhelfen“
Zudem setzt sie auf mehr Photovoltaik und Windenergie. „Ohne Windkraft wird der ökologische Umbau nicht gelingen“, erläutert sie. „Wir brauchen einen starken Zubau von Erneuerbaren Energien und eine funktionierende Sektorenkopplung mit Windanlagen.“
Bevölkerung, Wirtschaft und Politik müssten ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. „Alle Maßnahmen müssen aber sozial vertretbar sein“, fordert Theiss. „Klimaschutz darf niemanden ausgrenzen, aber ohne ihn gibt es in Zukunft für alle keinen Wohlstand mehr.“
Darum müsse der Kohleausstieg ebenso wie der umstieg auf Elektromobilität beschneunigt werden. Die Industrie müsse nachhaltiger produzieren und eine höhere Recyclingquote erreichen. Auch Verpackungen müssten eingespart oder nach Möglichkeit wiederverwendet werden.
„Bisher hat Deutschland auf Kosten der Umwelt und der Menschen in anderen Ländern gewirtschaftet“, erläutert Theiss. „Nachhaltigkeit bedeutet darum auch mehr Augenmerk auf weltweite Wirtschaftsstrukturen und eine Auseinandersetzung mit der kolonialistischen Vergangenheit.“
Darum setzt sich Theiss auch für die Aufnahme geflüchteter Menschen in Deutschland ein. „Wer vor Krieg, Hunger, Armut oder Unterdrückung flieht, der muss den notwendigen Schutz erhalten“, fordert Theiss. „Die Asylpolitik der amtierenden Bundesregierung ist unmenschlich und ignorant gegenüber denjenigen Menschen, die zumeist nicht ohne gewichtigen Grund ihre Heimat verlassen haben.“
Entschieden tritt sie allen Formen von Rassismus und Antisemitismus entgegen. Aber auch Frauenfeindlichkeit sei ein großes Problem gerade jetzt im Wahlkampf. „Die Auseinandersetzung mit unserer Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat eindeutig frauenfeindliche Züge“, stellt Theiss fest.
„Kein männlicher Kandidat müsste Fragen nach seine Familie und seinen Kindern beantworten“, erläutert sie. „Viele kritische Äußerungen zu Annalena Baerbock zielen eindeutig unter die Gürtellinie.“ Das beginne bereits damit, dass gerade Männer sie oft von oben herab geringschätzig abwerten.
Bemerkenswert ist auch, dass alle anderen in Bundestag und Landtag vertretenen Parteien im Wahlkreis 171 mit männlichen Direktkandidaten antreten. Von den zehn Kandidaturen zum Deutschen Bundestag entfallen acht auf Männer und nur zwei auf Frauen. „Geschlechtergerechtigkeit sieht anders aus“, bemerkt Theiss ernüchtert.
Bürger- und Menschenrechte sind der Historikerin ein wichtiges Anliegen. Das beginnt beim Datenschutz und der wirksamen Kontrolle der Macht privater Internetkonzerne und endet beim Recht auf erschwinglichen Wohnraum. „Wir benötigen mehr Mittel für Sozialen Wohnungsbau“, fordert Theiss.
Bei der Koalitionsbildung hat sie zwar eine persönliche Präferenz, letztendlich entscheiden aber die Inhalte und der Wille, auch nach der Wahl konsequent für Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit einzustehen, mit wem eine Koalition denkbar ist. „Das schließt erstmal keine demokratische Partei aus. Wichtig ist, dass wir in einer Bundesregierung endlich mehr Tempo machen beim Klimaschutz“, wünscht sich Theiss.

* Franz-Josef Hanke

2 Kommentare zu “Stephanie Theiss: Direktkandidatin der Grünen zur Bundestagswahl

  1. Pingback: In Deutschland: Bundestagswahl am 26. September – marburg.news

  2. Pingback: Für Frauen: Notruf schützt vor Gewalt – marburg.news