„Polyophonie Gerechtigkeit“ lautet das Motto der Spielzeit 2021/2022 des Hessischen Landestheaters Marburg (HLTM). Die Intendantinnen Eva Lange und carola Unser haben das Programm am Donnerstag (27. Mai) online vorgestellt.
14 Premieren stehen dabei auf dem Spielplan. Allein sieben davon sind Uraufführungen. Darunter befindet sich auch das Siegerstück beim Kleist-Förderpreis, dessen Inszenierung das HLTM übernimmt.
Beginnen wird die Spielzeit im September mit der Premiere von „Amsterdam“ von der israelischen Autorin Maya Arad Yasur. Enden soll sie mit der Uraufführung des eigens zum Stadtjubiläum „Marburg800“ entwickelten Stücks der Stadtschreiberin Annah Filou. Dazwischen bietet das Theater eine bunte Mischung aus Heiterkeit und Humor, Tiefgang und Trotz, Lebensweisheit und immer wieder lebhafter Auseinandersetzung mit alltäglichen Themen.
Die Junk-Oper „Shockheaded Peter“ setzt sich mit dem „Struwwelpeter“ und seiner „schwarzen Pädagogik“ auseinander, die schon dessen Autor Heinrich Hoffmann mit seinem Kinderbuch karikiert hat. Seine „Schneckenweisheiten“ bringt Jürgen Helmut Keuchel bei einem lyrisch-musikalischen Abend als „Das Mittel gegen Einsamkeit“ auf die Bühne. „Bilder einer großen Liebe“ des allzu früh verstorbenen Kult-Autors Wolfgang Herndorf begleiten die junge Protagonistin Ina einfühlsam auf ihrem Weg zu sich selbst.
„Fatima oder die Befreiung der Träume“ von Raffik Shami steht in der Tradition großer Geschichtenerzähler aus dem märchenumwobenen Orient. Das Klassenzimmerstück „Die Botschaft der Baumfrau“ verarbeitet die wahre Geschichte einer Protestaktion in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA), die durch die aktuellen Proteste gegen den Weiterbau der Autobahn a49 in Mittelhessen wieder brandaktuell geworden ist. „Das Xis wird nicht gehört“ führt Kinder ab drei Jahre an die Musik und zugleich ans Theater heran.
„Mit Pollesch wäre das nicht passiert“ von Annah Filou und „Die Welt im Rücken“ von thomas Melle sollen mit mehr als einem Jahr Verspätung nun endlich auf die Bühne kommen. Auch das Jubiläumsprogramm „25 Jahre KUSS-Festival“ soll beim dritten Versuch Kinder und Erwachsene im Theater mit den Darstellenden zusammenbringen. Bis dahin begnügt sich Festivalleiter Jürgen Sachs mit einem abgespeckten „Hessen-KUSS“ bei den „Hessischen Theatertagen“ von Sonntag (20. Juni) bis Samstag (26. Juni) in M Marburg.
Nicht nur das Ensemble des HLTM sehnt sich nach der „leiblichen Kopräsenz“ im Theater. Auch Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies freut sich auf die neue Spielzeit. „es gibt ganz viele Menschen, die sich ebenso freuen, endlich wieder Theater räumlich, körperlich und in Anwesenheit, in unmittelbarer Begegnung erleben zu dürfen“, erklärte er.
Das Spielzeitmotto sei gerade zu Zeiten der Corona-Pandemie besonders passend. „Wir erleben jetzt, dass Soziale Gerechtigkeit geradezu überlebenswichtig ist“, betonte der Oberbürgermeister bei der Vorstellung des Spielplans. Ebenso unerlässlich sei aber auch die Kultur, die den Menschen während des Lockdowns sehr gefehlt habe.
„Wir sind da“, betonten die beiden Intendantinnen. Mit neuer Energie und neueuen Ensemble-Mitlgiedern wollen sie bald wieder loslegen. Das dreisprachige Spielzeitheft finden Interessierte im Internet unter www.hltm.de/media/PDF-Dateien/Spielzeitheft-HLTM-21_22_web.pdf.
* Franz-Josef Hanke