Am Sonntag (28. März) findet die Stichwahl um das Amt des Marburger Oberbürgermeisters statt. Ihr Ausgang wird wohl knapper als ursprünglich vermutet.
Im zweiten Wahlgang treten Amtsinhaber Dr. Thomas Spies und seine Herausfordererin Nadine Bernshausen gegeneinander an. Während der SPD-Oberbürgermeister im ersten Wahlgang 33,9 Prozent der Stimmen errang, kam die Grüne immerhin auf 25,9 Prozent. Das ist ein deutlicher Achtungserfolg für die 41-jährige Richterin.
Allerdings hat Spies auch sehr vieles richtig gemacht. Gerade in der Pandemie hat die Stadt Marburg mit ihren „Stadt-Geld-Gutscheinen“, mit sogenannten „Impflotsen und einem Fahrdienst zum Impfzentrum sowie einer Online-Datenbank für Freiwillige in Pflegeheimen vieles besser gemacht als andere Städte. Zugute kam der Stadt dabei, dass ihr Oberbürgermeister Arzt ist und seine Erfahrungen pragmatisch zum Wohle der Menschen in Stadt und Kreis eingesetzt hat.
Aber auch beim Klimaschutz und dem Umgang mit Geflüchteten hat Spies eine klare bürgerrechtlich orientierte Linie gezeigt. Nicht ohne Grund erhält der SPD-Oberbürgermeister deshalb im September den „Göttinger Friedenspreis“.
Mit Bernshausen haben die Grünen dem SPD-Amtsinhaber allerdings eine attraktive Gegenkandidatin entgegengesetzt. Mit 8 Prozentpunkten Unterschied zum amtierenden Oberbürgermeister könnte sie ihm im zweiten Wahlgang sogar noch gefährlich werden. Zudem weichen ihre Überzeugungen in vielen Positionen nicht allzu weit von denen des Amtsinhabers ab.
Beim Klimaschutz und der Flüchtlingspolitik besteht in der Universitätsstadt Marburg große Einigkeit über fast alle Parteien hinweg. Auch beim Umgang mit der Corona-pandemie dürften die politischen Einstellungen sich nicht stark unterscheiden. Insofern geht es zu einem gewissen Teil auch um die Persönlichkeit der beiden Wählbaren.
Sollte Bernshausen bei der Stichwahl mit einem guten Achtungsergebnis auf dem zweiten Platz landen, so wäre das für sie eine sehr gute Ausgangsposition bei der Bundestagswahl am Sonntag (26. Dezember). Dabei hätte sie dann gute Chancen, den langjährigen SPD-Bundestagsabgeordneten Sören Bartol vom Direktmandat im Wahlkreis Marburg-Biedenkopf zu verdrängen. Für Marburg wäre das wahrscheinlich der beste Wahlausgang bei beiden Abstimmungen.
Die Wahllokale sind für die Stichwahl am Sonntag (28. März) von 8 bis 18 Uhr geöffnet. marburg.news wird über den Ausgang wieder auf wahl.marburgviews.de berichten,
soweit die städtische Pressestelle eine umfassende barrierefreie Berichterstattungdiesmal ernster nimmt als beim ersten Wahlgang am Sonntag (14. März).
* Franz-Josef Hanke