Kluge Auszeichnung: Sieben Menschen erhielten Richtsberger Nachbarschaftspreis

Viele Menschen engagieren sich für ihren Stadtteil. Sieben von ihnen hat Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies gemeinsam mit Ortsvorsteherin Erika Lotz-Halilovic mit dem „Richtsberger Nachbarschaftspreis“ 2019 und 2020 ausgezeichnet.
„Wenn wir über gute Nachbarschaft reden, dann reden wir über Menschen, die nicht nur an sich selbst denken, sondern an die anderen drumherum“, erklärte der Oberbürgermeister bei der Vergabe des Preises in den Räumlichkeiten der Richtsberggemeinde. „Wir reden über Menschen, die sich für andere und für gemeinsame Interessen einsetzen.“
Die Auszeichnung fand – Corona geschuldet – in einem deutlich kleineren Rahmen als sonst üblich statt. „Vor zwei Jahren brach hier die Hütte auseinander“, erinnerte sich Ortsvorsteherin Lotz-Halilovic an die Veranstaltung 2018.
Am Richtsberg leben viele Menschen eng beieinander in großen Gebäuden. Sie bergen das Risiko, dass jeder sich eher in seinen eigenen Bereich zurückziehe und das man nicht so aufeinander achte, sagte Oberbürgermeister Spies. „Das ist am Richtsberg nicht so. Die Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen, ist hier gar nicht so selten und hat eine lange Tradition.“
Manchmal – gerade in Zeiten von Corona – reiche es, wenn man nur den Telefonhörer in die Hand nehme, um sich nach jemandem zu erkundigen. Die Menschen, die am Richtsberg mit dem Nachbarschaftspreis ausgezeichnet werden, tun allerdings deutlich mehr als das. „Sie alle verdienen großen Respekt für Ihr Engagement“, stellte Spies klar.
Die Vorschläge für den Preis kommen alljährlich aus der Bevölkerung. Der Ortsbeirat am Richtsberg entscheidet dann über die Vergabe. Für 2019 und 2020 sind es insgesamt sieben Menschen, die den Preis erhalten.
Drei von ihnen konnten aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen nicht an der Verleihung teilnehmen. Einen davon überraschten Lotz-Halilovic und Spies im Anschluss an die Veranstaltung kurzentschlossen in seinem benachbarten Zuhause. Der inzwischen über 90-jährige Ottfried Winkler bekam seine Urkunde und seinen Blumenstrauß vorbeigebracht und staunte nicht schlecht, als die beiden Gratulierenden vor seiner Tür standen.
Winkel ist als Architekt und Baugutachter des Ortsgerichts ein Marburger Urgestein, das vielen bekannt ist. Trotz seines hohen Alters von inzwischen mehr als 90 Jahren ist er für seine Nachbarschaft stets mit Rat und Tat zur Stelle. Winkel ist für die Erfurter Straße ein wesentlicher sozialer Mittelpunkt, nicht nur für die Straßenfeste und die Kirchengemeinde, sondern auch in vielen privaten Angelegenheiten.
Elita Zimmermann hält die große Grünfläche um das Haus Am Richtsberg 10 sauber. Außerdem sorgt sie dafür, dass der Hausmüll in den Mülltonnen im dafür vorgesehenen Abstellbereich landet. Sie ist immer freundlich und pflegt auch den Hauszugang und -eingang.
Dank ihres Einsatzes sieht es dort sehr ordentlich und gepflegt aus. Bei Schwierigkeiten mit dem Müllentsorgen oder der Grünanlage setzt sie sich mit den Mietparteien im Haus in Verbindung und sorgt dafür, dass alles wieder in Ordnung kommt. In der Silvesternacht hat sie sogar einen kleinen Brand am Spielplatz der Wohnanlage gelöscht.
Helga und Ernst Zeppel zeichnen sich dadurch aus, dass sie aufmerksame Nachbarn sind. Vielen Neubürger*innen, die mit vielseitigen Problemen hier am Richtsberg ihr erstes Zuhause in Deutschland gefunden haben, stehen sie gerne mit ihrer freundlichen und hilfsbereiten Art zur Seite. Des Öfteren kommen sie ins Ortsbeiratsbüro und machen darauf aufmerksam, dass hier und da etwas repariert werden muss oder anderweitig Handlungsbedarf besteht.
Gerne macht Ernst Zeppel im Rahmen seiner eigenen Besorgungen auch gleich welche für den Richtsberg mit. Das Ehepaar lebt schon viele Jahrzehnte am Richtsberg.
Sie beteiligen sich an den Stadtteilfesten und am öffentlichen Leben dort. Ernst Zeppel war in seiner Berufstätigkeit als Hausmeister der GeWoBau auch im Stadtteil tätig.
Beatrix Stegmann achtet darauf, dass ihr Wohnumfeld sauber ist. Als Fürsprecherin ihrer Nachbarschaft trägt sie im Ortsbeirat oft deren Sorgen und Beschwerden vor. Sie sorgt sich auch darum, dass die Fußwege im Wald in einem sauberen und sicheren Zustand sind.
Zudem engagiert sie sich seit Jahren im Kirchenvorstand der Emmauskirchengemeinde in der Leipziger Straße. Im Rahmen dieser ehrenamtlichen Tätigkeit arbeitet sie unter anderem im Kindergarten Berliner Straße mit.
Gemeinsam mit den Kindern bestückt sie den Schaukasten je nach Jahreszeit. Die Kinder lernen somit spielend, sich auch zu engagieren.
Helga Burlon ist 80 Jahre alt und schon seit Jahrzehnten am Richtsberg ansässig. Sie wohnt mittlerweile in einem Haus speziell für ältere Menschen. Burlon zeigt eine enge Verbundenheit mit ihrem Stadtteil und ihren Mitmenschen.
Zusammen mit zwei Mitbewohnerinnen pflegt sie die Blumenkästen vor dem Haus und Hochbeete im Garten. Außerdem nimmt sie aktiv am Seniorentreff am Oberen Richtsberg teil und besucht Seniorinnen und Senioren im Heim.
Unter Einhaltung der Abstandsregeln organisiert Burlon zur Corona-Zeit Spielenachmittage im Garten und schreibt leidenschaftlich über ihren Stadtteil Gedichte. Sie zeichnet sich durch ihre Hilfsbereitschaft und Aufmerksamkeit gegenüber den Nachbarn im Haus und ihren Mitmenschen aus.
Sigrid Wagenknechtlebt seit 1969 auf dem Richtsberg. Mit ihren Eltern und Geschwistern zog sie in einen Neubau in die Leipziger Straße. 1978 bezog sie mit ihrem Mann eine eigene Wohnung im Viertel, wo sie bis heute noch wohnt.
Wagenknecht bereichert das tägliche Leben auf dem Richtsberg durch ihr soziales Engagement, ob es das Erzählkaffee ist oder regelmäßige Flohmärkte, sie ist immer unterstützend dabei. Sie war auch Ideengeberin des Kaffeeklatsches mit Sammeltassen für Seniorinnen und Senioren.
Seit Jahren ist sie eine große Hilfe für die Brotbackgruppe und ehrenamtlich tätig im Gesundheitsgarten. Auch ihre Nachbarschaft kann auf die Hilfe von Sigrid und ihrem Mann zählen.

* pm: Stadt Marburg

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