Knallchargen: Böllerverbot brächte besseres Klima

Ein Böllerverbot ist in aller Munde. Erster Schritt dahin könnte – analog zur „Flugscham“ – eine „Knallscham sein.
In der Nähe historischer Bauten wie der Elisabethkirche und dem Landgrafenschloss sowie in der gesamten Oberstadt ist das Abschießen von Feuerwerk zu Silvester schon jetzt verboten. Die Philipps-Universität hat angekündigt, dieses Böllerverbot beim Schloss konsequent durchzusetzen. Das ist „die gute Nachricht der Woche“.
Zu Silvester 2020 sollte es dann gar kein privates Silvesterfeuerwerk mehr geben. Stattdessen könnte die Stadt ja vom Schloss und vom Spiegelslustturm aus für ein professionell gezündetes Feuerwerk sorgen. Schließlich gibt es alljährlich zu Silvester angesichts betrunkener Böller-Blödmänner zahlreiche Unfälle mit Sachschäden und Verletzungen.
Die Knaller erschrecken Tiere, Alte, Kranke, Kinder und Kriegsflüchtlinge. Eine dreistellige Millionensumme wird in einer einzigen Nach in die Luft geschossen, während anderswo Menschen Not leiden und hungern. Die Feinstaubbelastung allein durch Silvesterfeuerwerk entspricht einem Fünftel der gesamten automobilen Feinstaubemission eines ganzen Jahres.
Niemand hat das Recht, allein zu seinem kurzzeitigen Vergnügen andere Menschen zu ängstigen und deren Gesundheit nachhaltig zu schädigen. Wer gegen ein Böllerverbot mit dem Ruf nach „Freiheit“ wettert, hat ´nen Knall. Feuerwerkskörper sind gefährlich und gehört nicht in die Hände betrunkener Laien.
Deshalb sollte die Bundesregierung den Verkauf von Feuerwerkskörpern an Privatleute ganzjährig verbieten. Diese Tradition ist ohnehin nicht so alt, wie viele glauben. Erst seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts können sich viele die teuren Feuerwerkskörper überhaupt leisten.
Die Debatte um eine sinnvolle Verwendung des verpulverten Geldes nach dem Motto „Brot statt Böller“ hingegen gibt es schon seit fast 400 Jahren. Es wird höchste Zeit, dass die Unsitte alljährlicher Klimaverpestung und Gesundheitsgefährdung durch Knallkörper zu Silvester endlich aufhört. Ein wichtiger Schritt dahin könnte eine „Knallscham“ und der freiwillige Verzicht umweltbewusster Geschäftsleute auf den Verkauf von Böllern sein.

* Franz-Josef Hanke

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