Vizes gewählt: Senat bestimmte teils neue Universitätsleitung

Zwei Vizepräsidentinnen und zwei Vizepräsidenten hat die Philipps-Universität ab dem Frühjahr 2019. Damit erreicht das Präsidium eine geschlechterparitätische Zusammensetzung.
Der Senat der Philipps-Universität hat die Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten in seiner Sitzung am Mittwoch (20. Februar) gewählt. Zur Wiederwahl stellten sich Prof. Dr. Michael Bölker als Vizepräsident für Forschung und Internationales sowie Prof. Dr. Evelyn Korn als Vizepräsidentin für Studium und Lehre.
Neu zugeschnitten sind die Ressorts der beiden neuen Mitglieder im Präsidium. Prof. Dr. Thomas Nauss ist der neue Vizepräsident für Informationsmanagement. Prof. Dr. Sabine Pankuweit zeichnet als Vizepräsidentin für den Bereich Gleichstellung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses verantwortlich.
Bölker erhielt 27 von 34 abgegebenen Stimmen bei 3 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen). Korn erhielt 26 von 34 abgegebenen Stimmen bei 6 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen). Auf Nauss entfielen 28 von 34 abgegebenen Stimmen bei 2 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen; und Sabine Pankuweit erhielt 29 von 33 abgegebenen Stimmen bei 0 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen). Alle Kandidatinnen und Kandidaten wurden im ersten Wahlgang gewählt. Alle abgegebenen Stimmen waren gültig.
Als Vizepräsidentin für Gleichstellung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses will Pankuweit vor allem die dezentralen Gleichstellungsstrukturen in Zusammenarbeit mit den einzelnen Fachbereichen stärken. „Die spezifischen Ursachen, die zu einer Unterrepräsentation von Frauen in Leitungspositionen, bei Habilitationen oder der Besetzung von Professuren führen, gilt es zu identifizieren, um entsprechende Anpassungen der Gleichstellungsmaßnahmen herbeiführen zu können“, erklärte Pankuweit. Dabei sei Chancengerechtigkeit ein Leitprinzip.
Ähnliches gelte für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, wo sich Pankuweit für eine Verbesserung der Beschäftigungsperspektiven und der Karriereplanung in konstruktivem und engem Dialog mit allen Beteiligten einsetzen möchte. Nur auf dieser Grundlage könnten wissenschaftliche Leistungen von möglichst hoher Qualität erbracht werden.
Die gebürtige Kasselerin studierte in Marburg Medizin und Humanbiologie und promovierte 1995 in Marburg bei Prof. Dr. Bernhard Maisch am Fachbereich Medizin zum Dr. rer. physiol. 2006 habilitierte sie am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität im Bereich Molekulare Medizin mit ihrer Arbeit zum Thema „Ätiologie, Diagnostik und Therapie entzündlicher und dilatativer Herzmuskelerkrankungen“. Ihre Ernennung zur außerplanmäßigen Professorin im Fachgebiet Molekulare Medizin am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität erfolgte 2012.
Außerhalb ihrer wissenschaftlichen Arbeit engagiert sie sich in der Hochschuldidaktik und beim Thema Gleichstellung. Von 2009 bis 2013 war sie stellvertretende Frauenbeauftragte für die wissenschaftlichen Angestellten am Fachbereich Medizin als dem größten Fachbereich der Universität.
Seit 2013 hat sie das Amt der Frauenbeauftragten an diesem Fachbereich inne. Seit 2018 ist Pankuweit Mitglied des Senats.
Nauss möchte als Vizepräsident für Informationsmanagement einen Schwerpunkt darauf legen, gemeinsam den Wandel in eine digitalisierte Forschungs-, Lehr-
und Verwaltungswelt sinnvoll und transparent zu gestalten. Informationsmanagement ist ein Querschnittsthema von der Forschung über die Lehre bis zur Verwaltung, von der IT-Infrastruktur bis zum Wissensmanagement in der Universitätsbibliothek.
„Für eine national und international konkurrenzfähige Philipps-Universität brauchen wir nahtlose Übergänge zwischen analoger und digitaler Welt“, erläuterte Nauss. Digital gestützte Lehre, Forschung und Verwaltung seien bereits jetzt Alltag. Die schnelle Weiterentwicklung dieses Alltags aktiv im Konsens zu gestalten, sei eine wichtige Aufgabe für ihn als Vizepräsident.
Der 44-jährige Naussstudierte in München Geographie, Fernerkundung und Bioklimatologie. 2005 promovierte er in Marburg, 2009 bis 2011 war der gebürtige Stuttgarter Professor für Klimatologie an der Universität Bayreuth, bevor er 2011 einem Ruf nach Marburg auf die Professur für Umweltinformatik folgte.
Nauss ist wissenschaftlicher Koordinator des LOEWE-Schwerpunkts „Natur 4.0“, der sich mit der Frage beschäftigt, wie man Daten zur Umweltbeobachtung umfassend erheben und so zusammenführen kann, dass sie für differenzierte Naturschutzstrategien genutzt werden können. Außerdem ist er in DFG-Verbundprojekten zu Klimaökologie und Fernerkundung beteiligt, in denen er sich auch mit der datenbankgestützten Erfassung und Verarbeitung von Umweltdaten befasst.
Darüber hinaus engagiert er sich in der Lehrerbildung, er ist ein Direktor des Zentrums für Lehrerbildung, sowie in der Digitalisierung der Lehre.
Bölker strebt in seiner zweiten Amtszeit eine weitere Profilierung der Philipps-Universität in der Spitzenforschung an. Dazu gehört auch die Vorbereitung auf eine erneute Bewerbung bei der nächsten Runde der Exzellenzstrategie des Bundes. Die Philipps-Universität war bei der Vergabe der Exzellenzcluster 2018 zum ersten Mal in die letzte Runde gekommen; am Ende ging der Cluster „The Adaptive Mind“ gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen aber leer aus.
In der internationalen Zusammenarbeit wird die Philipps-Universität ihre strategischen Kooperationen mit einer regionalen Schwerpunktsetzung in der MENA-Region (Mittlerer Osten und Nordafrika) und in China weiter ausbauen. In der engen Verbindung mit der University of Kent in Großbritannien sieht die Universität einen wichtigen Beitrag zur europäischen Integration in den Zeiten eines drohenden ungeregelten Brexits.
Der 62-jährige Biologe ist seit 1997 Professor an der Philipps-Universität Marburg. Seit 2016 ist er Vizepräsident für Forschung, Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und Internationales. Dem Senat gehört Bölker seit 2013 an.
Mehrmals war er Dekan des Fachbereichs Biologie. Zuletzt hatte er dieses Amt von 2015 bis 2016 inne.
Nach seinem Studium der Biochemie in Tübingen und Berlin promovierte der gebürtige Hamburger 1991 in Berlin bei der heute in Marburg forschenden Genetikerin Prof. Dr. Regine Kahmann. Seiner Habilitation über „Genetische Regulation der Morphogenese und Cytokinese bei Pilzen“ im Jahr 1996 folgte ein Jahr später der Ruf an die Philipps-Universität als Professor für Genetik. Seit 2010 ist er Mitglied im Zentrum für Synthetische Mikrobiologie (Synmikro) der Philipps-Universität.
Korn ist in ihrer zweiten Amtszeit vor allem die Weiterentwicklung des Marburger Studienangebots wichtig. Die Wirtschaftswissenschaftlerin wird zusätzlich zu großen laufenden Projekten das kürzlich gestartete landesweite Projekt „Digital gestütztes Lehren und Lernen in Hessen“ leiten. Die Einführung des integrierten Campus-Management-Systems „Marvin“ wird sie fortführen.
Zu ihren großen Projekten gehört auch „Für ein richtig gutes Studium“, das aus dem Qualitätspakt Lehre finanziert wird und die Studienbedingungen an der Philipps-Universität weiter verbessern soll. Hinzu kommt „Pro Praxis“ in der Qualitätsoffensive Lehrerbildung.
2018 erhielt die Wirtschaftswissenschaftlerin den Ars Legendi Preis für exzellente Lehre des Stifterverbandes und der Hochschulrektorenkonferenz. Die 49-Jährige studierte Mathematik in Dortmund und promovierte 1999 ebenfalls in Dortmund in Volkswirtschaftslehre.
2004 wurde sie an der Universität Tübingen habilitiert. Im gleichen Jahr erhielt sie einen Ruf nach Marburg als Professorin für Mikroökonomie.
In ihrer Forschung befasst sie sich mit der Frage, wie Institutionen die Bereitschaft zur Kooperation beeinflussen. Sie untersucht sowohl aktuelle Fragestellungen etwa zur Familienpolitik, als auch aus der Antiken Welt, so zum Beispiel in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Marburger Gräzistik zu Platons Idealstaatskonzeption.
Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause gratulierte den frisch gewählten Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten und dankte allen für ihre Bereitschaft, sich dem Amt zu stellen. „Die Universität braucht das Engagement ihrer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in allen ihren Fachbereichen und Zentren“, sagte sie. „Die Institution als ganze ist aber auch darauf angewiesen, dass aus den Reihen der Universität einzelne Personen bereit sind, besondere Verantwortung zu übernehmen.“
In Zeiten wachsender Geschwindigkeit im Wissenschaftsbetrieb sei dait einem s alles andere als selbstverständlich. Schlißlich bedeute es, das persönliche Fortkommen in Forschung und Lehre hinter das Gesamtinteresse der Universität zu stellen.
Die Amtszeit der Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten beträgt drei Jahre. Wenigstens zur Hälfte ihrer Arbeitszeit üben sie das Amt aus. Mit einem Viertel können sie weiterhin ihrer Forschung und Lehre nachgehen.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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