Nur ein kleinerer Teil war verkleidet. Doch die Stimmung war gut beim Rosenmontagszug in Marburg.
Von rheinischem Humor und ausgelassener Fröhlichkeit indes ist die mitelhessische Universitätsstadt immer noch Lichtjahre entfernt. Die meisten Wagen werden von Firmen gestellt; und nicht etwa Karnevalslieder ertönen aus den Lautsprechern der Motivwagen, sondern hämmmernde Beats oder dümmliche Schlager.
Der absolute Tiefpunkt war ein Lied mit der Kehrzeile „Sie hatte nur noch Schuhe an“ von Mickie Krause. Dagegen nahmen sich Flower-Power- und Folk-Songs fast schon angenehm aus.
Höhepunt des Zuges war indes der Motivwagen aus Niederwalgern. Um ihn hatte
es im Vorfeld Streit gegeben. Dem Festausschuss Marburger Karneval war der Festwagen unter dem Motto „make Love, not War“ angeblich zu militaristisch ausgefallen.
Auf diese Kritik reagierten die Niederwalgerner Wagenbauer genauso, wie es ihre Mainzer und Kölner Kollegen in einer ähnlichen Situation wohl auch getan hätten: Sie bauten ihren Wagen noch einmal etwas um und kennzeichneten ihn danach mit der Aufschrift „zensiert und abgerüstet“. So prangerten sie die Humorlosigkeit der Karnevalsoberen von Marburg an.
Insgesamt 38 Zugnummern mit 17 Fahrzeugen – Traktoren und Anhänger wurden dabei offenbar als zwei gezählt – schlängelten sich von der Universitätsstraße über den Rudolphsplatz, die Biegenstraße, die Deutschhausstraße und die Elisabethstraße sowie die Bahnhofstraße entlang bis zum Hauptbahnhof. 20.000 Zuschauer säumten nach Angaben der Universitätsstadt Marburg den Zug.
Seinen Abschluss bildete – wie in Marburg üblich – der Wagen des Magistrats mit Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, Bürgermeister Dr. Franz Kahle, Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach und Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk. Reichlich Kamellen flogen auf die Menschen am Wegesrand hernieder. 2016 war der Rosenmontagszug wegen einer Sturmwarnung abgesagt worden. Später hatte es einen Nachholtermin gegeben.
2017 spielte das Wetter mit: Es regnete lediglich Kamellen. An der Karnevalsstimmung jedoch müssen die Marburger noch arbeiten. Nach Zugschluss stellte sie sich dann allerdings in mehreren Kneipen ein. Da half dann aber mitunter auch reichlicher Alkoholgenuss schon am Nachmittag mit. Marburg ist eben weder Düsseldorf, noch Mainz oder gar Köln. *
Franz-Josef Hanke