Lobenswert: Wie „OptiWohnen“ Wohnraum für Jung und Alt erschließt

Wie kann Wohnen in Marburg generationengerecht gestaltet werden? Baustadtrat Dr. Michael Kopatz stellt mit „OptiWohnen“ ein Konzept vor, das barrierefreies Wohnen im Alter ermöglicht und neuen Wohnraum für Familien schafft. Ziel ist eine bessere Nutzung bestehender Wohnflächen im eigenen Stadtteil.

„In Marburg herrscht Wohnraummangel. Grund dafür ist vor allem der gestiegene Anspruch. Während ein Paar ohne Kinder vor 30 Jahren noch mit einer 65 qm Wohnung zufrieden war, gelten heute eher 95 qm als angemessen. Wenn wir auf Neubauoffensiven als einzige Antwort setzen, dann bekommen wir das Problem aber nicht in den Griff“, erklärt Kopatz. 

„Es gibt zu viel verfügbare Wohnfläche, die nicht gut genutzt wird. Zugleich haben die Menschen unterschiedliche Bedarfe. Mit einem klugen Mix aus Ideen und kreativen Ansätzen können wir mehr passenden Wohnraum anbieten“ so Kopatz. 

Dafür orientierte er sich an erfolgreichen Projekten aus anderen Städten. Besonders aufmerksam wurde er auf ein Konzept aus Bonn. Dort fasste die Politik einen klaren Beschluss: Die städtische Wohnungsbaugesellschaft errichtete 31 Wohnungen. Sie wurden gezielt an Menschen vergeben, die ihre Wohnfläche verkleinern wollten.

Durch das Projekt wurden schließlich 30 größere Wohnungen frei, darunter auch fünf Einfamilienhäuser. Diese konnten an Familien mit Kindern weitervermittelt werden. Natalija Horn und Detlef Eckert von der Bonner Wohnungsbaugesellschaft stellten das Modell kürzlich bei einem Besuch in Marburg vor.

„Wichtig ist, dass solche Angebote freiwillig sind“, betont Kopatz. Das Beispielprojekt in Bonn zeige, dass die Nachfrage groß sei. Viele Menschen seien bereit, in kleinere Wohnungen zu ziehen – vorausgesetzt, diese sind barrierefrei, komfortabel und liegen im eigenen Stadtteil. „Da möchte ich gerne ansetzen“, erklärt Kopatz. 

Sowohl in Moischt als auch in Ginseldorf hätten Eigentümer*innen der Stadt bereits geeignete Flächen für den Wohnungsbau angeboten. Sie liegen mitten im Ort und sind groß genug für mehrere Wohneinheiten. 

Für viele Menschen sei Gemeinschaft im Alter wichtig. Sie wollen in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Deshalb ziehen manche lieber nicht weg, auch wenn sie ihr Haus kaum noch instand halten oder sich darin bewegen können. „Die Nachfrage nach barrierefreiem Wohnraum im eigenen Stadtteil ist aber da. Das haben mir viele Gespräche gezeigt.“

Mehr Wohnraum lässt sich jedoch nicht nur mit einem Projekt nach Bonner Vorbild schaffen. Kopatz hat weitere Ideen, die er für Marburg prüfen will. Dazu gehören komfortable Klein-Appartements, Mehrgenerationen-Häuser und der Umbau bestehender Häuser, etwa für Einliegerwohnungen. Auch Clusterwohnungen oder Wohngemeinschaften für Seniorinnen und Senioren sind denkbar.

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