Der „Marburger Jazzsommer“ 2025 präsentiert Jazz, Vielfalt und ein kulturpolitisches Statement. Das hat die Stadt am Mittwoch (23. Juli) angekündigt.
Jazzmusik trifft auf kulturpolitisches Statement: Von Donnerstag (11. September) bis Sonntag (14. September) 2025 findet der 3. Marburger Jazzsommer statt – ein Festival mit Konzerten und Workshops. Themen rund um Herkunft, Demokratie, Kollaboration und Vielfalt sind dabei von zentraler Bedeutung.
„Beim Marburger Jazzsommer 2025 steht die Verbindung von Jazz und Soziokultur im Zentrum“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Das Festival wird getragen von einer zivilgesellschaftlichen Struktur, in der Ehrenamt, Kollektivität und demokratische Prinzipien untrennbar mit der Musik verwoben sind.“
Spies bezieht sich darauf, dass regionale Initiativen, Kollektive und Kulturorte mit der Stadt Marburg und ihren Kooperationspartner*innen zusammenarbeiten. Damit wird ein Festival ermöglicht, das ein kulturpolitisches Statement setzen soll. Die Stadt Marburg veranstaltet den Marburger Jazzsommer in Kooperation mit der Jazzinitiative Marburg und dem Jazzverband Hessen.
Unterstützt werden sie von der Deutschen Jazzunion und dem Kurator*innen-Team Tinka Steinhoff, Timm Tulach und Hermes Villena.Gebucht sind vor allem Musikerinnen und Musiker, die in der Branche weniger präsent sind: Auftreen werden Frauen und weiblich gelesene Bandleader*innen.
Der Fachdienst Kultur legt den Schwerpunkt auch auf die Nachwuchsförderung, sodass weniger bekannten Musiker*innen Bühnen-Erfahrung ermöglicht wird. Auftrittsorte sind soziokulturelle Zentren wie Cavete, KA.RE., TNT – Theater neben dem Turm, trauma im g-werk, Kulturzentrum KFZ und Waggonhalle Kulturzentrum.
„Als internationale Universitätsstadt bieten wir auch ein internationales Programm“, erläuterte Spies und verwies darauf, dass die Künstler*innen die kulturelle Vielfalt Europas widerspiegeln. Viele von ihnen leben und arbeiten in europäischen Kontexten und bringen unterschiedliche kulturelle Hintergründe mit. Ihre Perspektiven prägen die Musik und machen Europa hörbar – offen, komplex und vielstimmig.
„Der Jazzsommer lädt ein zum Mitmachen, Zuhören und Verstehen – über Herkunftsgrenzen hinweg“, , fasste der Kulturdezernent zusammen. So steht im Zentrum des Programms die Improvisation, um ein Mitgestalten zu ermöglichen. Improvisation ist in diesem Zusammenhang nicht nur als künstlerischer Ausdruck zu verstehen, sondern auch als gesellschaftliche Haltung. Das Sparten und Genre übergreifende Programm unterstreicht die Vielfalt.
Ein Mitmachen ermöglichen unter anderem zahlreiche Workshop-Formate, die anmeldepflichtig sind, aber kostenfrei. Dazu gehören zum Beispiel Live-Fotografie, die das Festival-Geschehen dokumentarisch begleitet, ein körper- und tanzbetonter Workshop zum Thema „Irreguläre Rhythmen“ oder eine Improvisation zu Stummfilmen. Das Rahmenprogramm beinhaltet zudem Angebote wie Yoga oder ungewohnte Klangkompositionen.
Eröffnet wird der Jazzsommer am Donnerstag (11. September) um 17.15 Uhr durch das Kurationsteam. Auf Auftritte im TNT, etwa von Gramm Art Project und Treen -Amalie Dahl aus Norwegen, folgt die Party ab 22 Uhr mit DJ in der Baari Bar.
Das improvisierende Trio Vehicle/Passanger spielt ab 19 Uhr im trauma. Die Formation bringt Künstler*innen aus drei Ländern zusammen: die weiblich gelesene Saxofonistin, Elektronikkünstlerin und Dichterin Marc Alberto aus Curaçao, die US-amerikanische Schlagzeugerin Lesley Mok, Preisträgerin des Deutschen Jazzpreises 2024, und den Kölner Bassisten Florian Herzog, einen prägenden Akteur der europäischen Avantgarde.
Ab 21 Uhr folgt Nausyqa, eine fünfköpfige Band, ebenfalls aus den Niederlanden. Die Konzerte im trauma finden bei gutem Wetter draußen statt.
Freitag (12. September) ist „Tag der Uraufführungen“: Der Berliner Schlagzeuger und Komponist Lukas Akintaya – auch bekannt als Adeolu – stellt ab 18 Uhr im KFZ sein neues Bandprojekt vor – ein Gespräch zwischen Improvisation, elektronischer Klangkunst und Songwriting. Entstanden ist die Musik in intensiver Zusammenarbeit mit der südafrikanischen Sängerin Dumama und Akintayas Schwester Lucina. Das Debüt „the in between“ wird im Rahmen des Marburger Jazzsommers erstmals live vorgestellt. Ab 19:30 Uhr folgt der deutsche Jazz- und Fusion-Gitarrist Michael Sagmeister, der bereits seit mehr als 40 Jahren auf der Bühne steht. Mit der britischen Perkussionistin und Klangforscherin Bex Burch endet der zweite Abend – allerdings nur im KFZ, denn ab 22:30 Uhr geht es in der Cavete weiter mit einer offenen Jam Session.
Samstag (13. September) ist „Tag der Begegnungen“: Am Samstagabend finden zwei genre-übergreifende Konzerte in der Waggonhalle statt, die das Verhältnis zwischen Jazz und Folk im ursprünglichen Sinne erforschen.
Den Anfang macht um 18 Uhr die deutsch-griechische Bassistin Athina Kontou mit ihrem Quartett Mother. Das Debüt „Tzivaeri“ des Ensembles um Kontou, Luise Volkmann, Dominik Mahnig und Lucas Leidinger wurde für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik und den Deutschen Jazzpreis nominiert. Ab 19:30 Uhr geht es weiter mit European Jazz School / Sister City Projekt.
Ab 21 Uhr tritt die in Ulaanbaatar geborene Sängerin Enji auf. Sie präsentiert ihr neues Album Sonor, das bereits für den Deutschen Jazzpreis nominiert wurde. Mit ihrer Band präsentiert sie mongolischen Jazz zwischen Tradition und Gegenwart. Den Abschluss des Tages bildet erneut ab 22:30 Uhr eine offene Jam Session in der Cavete.
In Kooperation mit dem Marburger Kunstverein lädt der Marburger Jazzsommer zu einem besonderen Tageskonzert am Samstag (13. September) von 15 bis 16 Uhr ein: Museum of no art ist ein Projekt der Musikerin und Künstlerin Mona Steinwidder und gestaltet mit Klarinette, Holzbläsern und Elektronik eine musikalische Intervention im Rahmen der Gruppenausstellung von Lena von Goedeke, Anja Köhne, Andreas Walther und Thomas Wrede. Die Ausstellung verbindet eine dokumentarisch-kritische Betrachtung klimatischer Veränderungsprozesse mit einem ästhetisch forschenden Blick auf Phänomene der Natur. Der Eintritt ist frei.
Am letzten Tag des viertägigen Festes findet ab 10 Uhr eine etwa einstündige Yoga-Session zu jazzigen Klängen statt. Der Ort wird vor der Veranstaltung bekanntgegeben – bei gutem Wetter wird es draußen stattfinden, bei kühlem oder nassem Wetter drinnen. Den Abschluss bildet ein mediterraner Brunch im Restaurant LEO im „KA.RE.“, begleitet von einer Combo der Studi BigBand Marburg.
Im Jahr 2023 hat erstmals ein „Marburger Jazzsommer“ stattgefunden. Eingebettet waren die Veranstaltungen in das 50-jährige Bestehen der Deutschen Jazzunion, die sich 1973 als Union Deutscher Jazzmusiker in Marburg gegründet hatte. Veranstaltet wurde der Marburger Jazzsommer vom Fachdienst Kultur in Kooperation mit der Deutschen Jazzunion, dem Jazzverband Hessen, der Jazzinitiative Marburg e.V. sowie den Kulturzentren Waggonhalle, KFZ und der Cavete.
Über pretix.eu/marburg-fd41/jazzsommer2025/ gibt es Tickets für einzelne Tage oder „Rundumsorglos“ 3-Tages-Tickets für den 11. bis einschließlich 13. September. Sie gelten für die Locations TNT/Trauma, KFZ und Waggonhalle und sind nur in begrenzter Anzahl vorhanden. Informationen zum gesamten Programm werden demnächstveröffentlicht – als Programmheft und unter www.jazzsommer-marburg.de.
* pm: Stadt Marburg