Bei der Feuerwehrleistungsübung des Kreises in Kirchhain sind am Samstag (14. Juni) 140 Feuerwehrleute zum Leistungsvergleich angetreten. Das Team aus dem Marburger Stadtteil Cappel wurde Sieger.
21 Mannschaften mit mehr als 140 Feuerwehrleuten sind am Samstag (14. Juni) in Kirchhain zum sportlich-fairen Leistungsvergleich angetreten. Das Besondere in diesem Jahr war, dass die ehrenamtlichen Einsatzkräfte sich einer neuen Übungsform stellen mussten. Die Vorbereitungszeit war kurz. Die drei erstplatzierten Mannschaften Marburg-Cappel sowie Ebsdorfergrund-Dreihausen 2 und 1 vertreten den Landkreis Marburg-Biedenkopf beim Bezirksentscheid, der am Samstag (28. Juni) in Grebenhain im Vogelsbergkreis stattfindet.
Die Feuerwehrleistungsübungen sind in einen theoretischen und praktischen Leistungsteil untergliedert, den alle Mannschaften durchlaufen mussten. Im Theorie-Teil waren 15 Fachfragen aus allen Themengebieten des Feuerwehrwesen innerhalb von zehn Minuten schriftlich zu beantworten. Neu war in diesem Jahr die praktische Übung: Die Einsatzkräfte wurden mit einem Szenario konfrontiert, bei dem es um die Menschenrettung, die Brandbekämpfung und die Freisetzung eines Gefahrstoffs ging.
Auf dem Gelände eines Unternehmens tritt ein Gefahrenstoff aus, nachdem einem Gabelstapler-Fahrer ein Behältnis beim Verladen auf ein Regal heruntergefallen ist. Der Gabelstapler und das Gefahrstoffbehältnis beginnen zu brennen. Das Feuer und der ausgelaufene Gefahrstoff – angenommen wurde Essigsäure – gefährden den bewusstlos am Boden liegenden Staplerfahrer.
„Das ist kein abstraktes Szenario“, erläuterte Kreisbrandinspektor Lars Schäfer. „Vielmehr handelt es sich um eine Lage, die in jeder Kommune vorkommen kann und die jede Feuerwehr im Bezug auf die Erstmaßnahmen, auch ohne Spezialausrüstung, bewältigen können muss.“
Details zu der Übung hatte das Land erst Anfang des Jahres bekannt gegeben, so dass die Vorbereitungszeit verhältnismäßig kurz war. Hierin sieht Schäfer aber kein Problem: „Das ist das Kerngeschäft der Feuerwehr: Wir müssen uns im Einsatz ja immer von jetzt auf gleich auf neue Situationen einstellen. Im Ernstfall kriegen wir auch nicht Wochen vorher vorbereitete Pläne geschickt.“
Die Einsatzkräfte hatten also die Aufgabe, die vorgefundene Lage zu erkunden und einzuschätzen sowie die erforderlichen Erstmaßnahmen einzuleiten: Absperrungen einrichten, Menschenrettung, Brandbekämpfung und eine notfallmäßige Dekontamination des Verletzten, also eine erste Reinigung, um Körperteile, die mit dem Gefahrstoff in Berührung gekommen sind, von dem Stoff zu befreien oder zumindest dessen Konzentration zu verringern.
„Vor allem in der Anfangsphase eines solchen Einsatzes stehen oft zunächst nur kleinere Einheiten zur Verfügung“, , erläuterte der Kreisbrandinspektor.
. Das sei „in der Regel eine Gruppe, die aus neun Einsatzkräften besteht, oder die nächst kleinere Einheit, eine Staffel, mit sechs Feuerwehrleuten. Aber auch diese kleineren Einheiten können bereits sehr wirksame Erstmaßnahmen einleiten.“
Gerade im Hinblick auf die Erstmaßnahmen bei einem solchen Unfall orientiere sich die Feuerwehr an der sogenannten „GAMS“-Regel. Diese Abkürzung stehe für „Gefahr erkennen“ (G), „Absperren“ (A), „Menschenrettung“ (M) und „Spezialkräfte anfordern“ (S). „Diese einfache Regel gehört zum Grund- und Basiswissen aller Feuerwehrleute und kann deshalb auch schnell abgerufen werden“, sagte Schäfer.
Für die praktische Übung ist ein zeitlicher Rahmen vorgegeben: Gruppe und Staffel haben jeweils bei 7,5 Minuten Zeit, die gestellte Aufgaben zu meistern. Lediglich bei Fahrzeugen ohne Löschwassertank gibt es 60 Sekunden mehr, da erst eine Wasserversorgung aufgebaut werden muss.
Im Hinblick auf die Aufgaben, die Feuerwehren in einer modernen – von der Technik geprägten – Zeit bewältigen müssen, sollen die Feuerwehrleistungsübungen die bereits erworbenen Kenntnisse in Theorie und Praxis festigen, ergänzen und damit den allgemeinen Leistungsstand anheben. Im Mittelpunkt stehen die fachliche Qualifikation und die Leistung des ganzen Teams im Umgang mit den Einsatzmitteln, die der Feuerwehr zur Verfügung stehen.
„Die Einsatzkräfte unserer Feuerwehren, die an dem Wettbewerb teilnehmen, bereiten sich oft intensiv auf diesen Tag vor und trainieren“, betonte Landrat Jens Womelsdorf bei der Siegerehrung. „Das fördert nicht nur den Team-Geist, sondern stärkt auch die Fähigkeiten im Umgang mit Fahrzeugen und Geräten, die man im Einsatz braucht. Der Spaß an der Sache und sich gemeinsam einer Herausforderung zu stellen, sowie die Ernsthaftigkeit echter Feuerwehr-Einsätze liegen hier dicht beieinander. Das macht die Arbeit der freiwilligen Feuerwehrleute so besonders.“
Womelsdorf dankte den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten für ihren Einsatz und die Bereitschaft, sich ehrenamtlich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Sein Dank galt auch der Freiwilligen Feuerwehr Kirchhain, die den Wettkampf einmal mehr auf dem Kirchhainer Festplatz ausgerichtet hatte. Auf den ersten Platz kam die Freiwillige Feuerwehr Marburg-Cappel. Die Freiwillige Feuerwehr Marburg-Mitte erreichte Platz 19.
* pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf