Für Christen: Tagung 1.700 Jahre nach dem Konzil von Nizäa

Marburg ist Gastgeber der Tagung „Norm und Vielfalt“. Sie findet am Samstag (14. Juni) 1.700 Jahre nach dem ersten ökumenischen Konzil statt.
Was hat die Versammlung von 300 Bischöfen vor 1.700 Jahren auf dem Gebiet der heutigen Türkei mit Marburg und dem Jahr 2025 zu tun? Diese Versammlung von Nizäa gilt als das erste ökumenische Konzil der Weltgeschichte und dessen Jubiläum ist Anlass für eine Tagung in Marburg. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Hessen-Rheinhessen lädt in Kooperation mit dem lokalen ACK ein, das Thema „Norm und Vielfalt“ zu diskutieren.
„In einer vielfältigen Welt mit sehr unterschiedlichen Ansichten – was sollte da unbedingt für alle gelten? Um diese Frage geht es heute; und um diese Frage ging es auch schon im Jahr 325“, erklärte der Evangelische Dekan Dr. Burkhard von Dörnberg. „Die Glaubensansichten zu Jesus Christus gingen bei den Christen im großen Römischen Reich weit auseinander. In Nizäa wurde diskutiert, wie ein Glaubensbekenntnis zu mehr Einheit in der Vielfalt der Meinungen beitragen kann.“
Was damals entstand, ist eine Vorform unseres Glaubensbekenntnisses, das bis heute in fast allen Gottesdiensten gesprochen wird, erläuterte Dekan von Dörnberg. Als Vertreter der evangelischen Gemeinden ist er einer von drei Vorständen im lokalen ACK. Prof. Dr. Frank Lüdke als Vertreter der freikirchlichen Gemeinschaften ergänzte: „Das Konzil war ein wichtiges Zeichen der kirchlichen Einheit, das bis heute die Grundlage für die ökumenische Zusammenarbeit aller christlichen Kirchen bildet.“
Die Universitätsstadt Marburg böte sich für die Feierlichkeiten zu diesem Jubiläum besonders an, weil sie seit dem Religionsgespräch von Luther und Zwingli 1529 auf dem Schloss als ein besonderer Ort theologischer Verständigung gilt. „Wo, wenn nicht hier?“, fragte auch von Dörnberg. „Bis heute wird Ökumene hier auf ganz besondere Art und Weise gelebt. Genau wie politisch und gesellschaftlich ist Marburg auch mit Blick auf die Menschen verschiedenster Religionen eine Stadt, in der Vielfalt und Toleranz einen hohen Stellenwert hat.“
Dass ein Muslim eingeladen war, die Thora-Rolle der jüdischen Gemeinde mit zu Ende zu schreiben gehört ebenso zur jüngeren Geschichte des interreligiösen Zusammenlebens in Marburg wie das Aufstellen des Ramadan-Zelts der islamischen Gemeinde auf dem Lutherischen Kirchhof. Vor wenigen Tagen erst fand auf dem Marktplatz der traditionelle ökumenische Gottesdienst des ACK Marburg zu Pfingsten statt. „Ökumene und interreligiöser Dialog sind heute vielleicht wichtiger denn je – in Zeiten, wo wir das Wiedererstarken extremistischer Positionen erleben“, sagte von Dörnberg.
Die Bedeutung des Konzils von Nizäa für diese Zeiten wird auch Thema der Jubiläumstagung sein. Experten aus der evangelischen und katholischen Kirche kommen mit Vertretern der Freikirchen und des orthodoxen Glaubens zusammen. Natürlich wird es einen gemeinsamen Gottesdienst geben.
Die Tagung findet am Samstag (14. Juni) ab 14.30 Uhr im F“KA.RE.“ Regionalhaus statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen zur Teilnahme. Dazu wird kein Eintritt erhoben und es ist keine Anmeldung nötig.
„Wir erhoffen uns von dem Symposium vertiefte Impulse für die Gestaltung der lokalen und überregionalen Ökumene“, erklärte Lüdke. Die Tagung findet am Samstag (14. Juni) im „KA.RE. Regionalhaus“ an der Biegenstraße statt. Nach einem Begrüßungskaffee um 14.30 referieren
Prof. Dr. Jennifer Wasmuth von der Universität Göttingen über das Konzil und sein Bekenntnis und Prof. Dr. Joachim Negel von der Universität Fribourg über die Bedeutung des Konzils für unsere Zeit. Die beiden Theologen werden dann gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Heiser und Pfarrer Dr. Ovidiu Ioan für eine freikirchliche und eine orthodoxe Perspektive zu einem Podiumsgespräch zusammentreffen. Moderiert wird es von Prof. Dr. Karl Pinggéra von der Philipps-Universität.
Nach einem Imbiss bildet ein ökumenischer Gottesdienst in der Kirche St. Peter und Paul den Abschluss der Tagung. Die Teilnahme ist frei und ohne Anmeldung möglich. Alle weiteren Informationen gibt es auf der Homepage des ACK unter www.ack-hessen-rheinhessen.de/aktuelles.
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Marburg versteht sich als „eine Gemeinschaft von Kirchen, die den Herrn Jesus Christus gemäß der Heiligen Schrift als Gott und Heiland bekennen und darum gemeinsam zu erfüllen trachten, wozu sie berufen sind, zur Ehre Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ (Basisformel des ÖRK 1961). Sie besteht derzeit aus 23 Kirchengemeinden und kirchlichen Gemeinschaften der unterschiedlichsten Konfessionen und hat über 50 engagierte Mitglieder. Dazu kommen Gemeinschaften mit Gast- oder Beobachterstatus sowie persönliche Gäste.
Der Vorstand besteht aus Dekan Dr. Burkhard von Dörnberg (für die Gruppe der evangelischen Kirchengemeinden), Dechant Franz Langstein (für die Gruppe der katholischen Kirchengemeinden) und Prof. Dr. Frank Lüdke (für die Gruppe der evangelischen Gemeinschaften und Freikirchen). Ziel und Aufgabe der Arbeit ist einerseits die Pflege und Vertiefung der geschwisterlichen Beziehungen zwischen den verschiedenen Konfessionen und Gemeinden sowie ihren Mitgliedern in der ökumenisch bunten Stadt Marburg. Andererseits versteht sich die ACK auch als gemeinschaftliche Repräsentantin aller Marburger Christinnen und Christen gegenüber den anderen Religionen oder Bekenntnissen und gegenüber der gesellschaftlichen Öffentlichkeit.

* pm: Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Marburg

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